Finanzen

Strompreise dürften weiter steigen: Erneute Erhöhung der EEG-Umlage erwartet

Mehrere Organisationen erwarten, dass die EEG-Umlage am Dienstag erneut angehoben wird und die ohnehin sehr hohen Strompreise in Deutschland damit weiter steigen werden.
14.10.2019 14:35
Aktualisiert: 14.10.2019 14:41
Lesezeit: 2 min

Die deutsche Wirtschaft erwartet eine Steigerung der EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom in Deutschland. Das sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Eric Schweitzer, der Deutschen Presse-Agentur am Montag in Berlin. Damit zementiere Deutschland seine Position als "Höchststrompreis-Land". Die Betreiber der großen Stromnetze wollen am Dienstag die Höhe der Umlage im nächsten Jahr bekanntgeben. Derzeit beträgt sie 6,405 Cent pro Kilowattstunde.

Auch die Denkfabrik Agora Energiewende bekräftige am Montag ihre Prognose vom August, wonach die EEG-Umlage auf 6,5 bis 6,7 Cent je Kilowattstunde steigen werde. Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden müsste nach Berechnungen der Tarifexperten des Verbrauchportals verivox.de etwa 40 Euro mehr bezahlen.

"Wir gehen im kommenden Jahr von einem leichten Anstieg der EEG-Umlage aus", erläuterte Agora Energiewende. Das liege zum einen an Förderzusagen nach dem alten Vergütungsregime für Windenergieanlagen auf See, die jetzt ans Netz angeschlossen würden. "Ein zweiter Grund ist der Rückgang der Überschüsse auf dem EEG-Umlagekonto aufgrund der hohen Stromerzeugung aus Erneuerbaren-Energien-Anlagen in diesem Jahr."

Die EEG-Umlage verschlingt jährlich deutlich mehr als 20 Milliarden Euro. Seit ihrer Einführung 1998 ist sie mit Ausnahme der Jahre 2015, 2018 und 2019 stets gestiegen. Ob die Versorger die Kostenveränderungen an die Kunden eins zu eins weitergeben ist stets offen, da andere Faktoren wie Netzgebühren und Beschaffungspreise auch eine große Rolle spielen. Hier geht es allerdings ebenfalls nach oben. "Die großen Übertragungsnetzbetreiber haben ebenfalls bereits einen Kostenanstieg von bis zu 15 Prozent für 2020 prognostiziert. Gestiegene Beschaffungskosten treiben den Preis zusätzlich nach oben", schreibt der auf Anbieterwechsel spezialisierte Berliner Dienstleister SwitchUp.

Die Strompreise in Deutschland steigen seit einigen Monaten von Allzeithoch zu Allzeithoch. Schweitzer sagte, schon jetzt sei die Stimmung in der Wirtschaft zur Energiewende so negativ wie seit 2015 nicht mehr. "Hinzu kommt die aufziehende Konjunkturflaute. Diese Gemengelage beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland - das muss die Politik bei der Umsetzung des Klimaschutzprogramms einbeziehen." Es sei wichtig, die Unternehmen von den zusätzlichen Kosten aus der CO2-Bepreisung an anderer Stelle und das insbesondere beim Strompreis zu entlasten.

Für die Unternehmen sei das Bekenntnis der Bundesregierung zur geplanten Reduzierung der EEG-Umlage im Rahmen des Klimapakets zwar ein gutes Signal. Die für 2021 vorgesehene Umlagesenkung in Größenordnung von rund 900 Millionen Euro pro Jahr stehe allerdings in keinem Verhältnis zu den höheren Staatseinnahmen aus dem CO2-Preis für Diesel und Erdgas in Höhe von rund 3,6 Milliarden Euro. "Daher muss die Koalition bei der EEG-Entlastung noch deutlich nachlegen, um die Zusage einzulösen, die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung an Wirtschaft und Bürger zurück zu geben."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...