Unternehmen

Preis-Kartell: Groß-Prozess gegen Lkw-Bauer startet in München

Am Landgericht München startet heute ein Schadensersatzprozess gegen mehrere Hersteller von Lastwagen. Die Kläger fordern fast 900 Millionen Euro.
24.10.2019 09:31
Aktualisiert: 24.10.2019 09:35
Lesezeit: 2 min
Preis-Kartell: Groß-Prozess gegen Lkw-Bauer startet in München
Lastwagen auf einer Raststätte. (Foto: dpa) Foto: Arnulf Stoffel

Der größte Schadenersatzprozess gegen die führenden europäischen Lastwagenbauer beginnt am Donnerstag (10.00 Uhr) vor dem Landgericht München: Mehr als 3200 meist mittelständische Spediteure fordern von den Lkw-Herstellern MAN, Daimler, DAF, Iveco und Volvo/Renault samt Zinsen 867 Millionen Euro zurück. Denn diese fünf Hersteller hatten in einem Kartell 14 Jahre lang Preise abgesprochen - das haben sie gegenüber der EU-Kommission schon vor drei Jahren zugegeben und zusammen fast drei Milliarden Euro Bußgeld bezahlt.

Nach Überzeugung der Spediteure haben MAN und Co. ihnen rund 85 000 Lastwagen überteuert verkauft. Ein Gutachter der Kläger schätzt, dass das Kartell zu Preisaufschlägen von etwa 10 Prozent geführt habe. Die Lkw-Hersteller bestreiten das entschieden.

Der schwedische Lkw-Hersteller Scania, der wie MAN zum VW-Konzern gehört, gehört zwar nicht zu den Beklagten. Denn das Urteil des Europäische Gerichtshofs steht noch aus, ob auch Scania an dem Kartell teilnahm. Aber zu den Klägern in München gehören auch Käufer von Scania-Lastwagen, weil das Kartell zu überhöhten Preisen auf dem gesamten europäischen Lkw-Markt geführt habe.

Die gut 3200 Spediteure haben ihre Ansprüche auf Anraten des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) an den Prozessfinanzierer Financialright claims abgetreten. Financialright tritt in dem Prozess als alleiniger Kläger auf. Der BGL erklärte, die Spediteure sparten sich so Aufwand und Kosten und überließen Financialright dafür bei Erfolg rund 30 Prozent der Entschädigungssumme. Bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung könnten wohl fünf Jahre vergehen, sagte ein Verbandssprecher.

Am Donnerstag wird es vor dem Landgericht aber zunächst darum gehen, ob Financialright überhaupt klagen darf. Die Lkw-Hersteller stellen das in Frage, denn Financialright wurde ja auf keinen Fall geschädigt.

Diese Frage ist auch für Zehntausende VW-Autofahrer interessant, die ihre Ansprüche im Dieselskandal an die Financialright-Schwesterfirma Myright abgetreten haben. Über die Zulässigkeit dieser Sammelklage hat ebenfalls noch kein Gericht entschieden. Der Bundesgerichtshof will Ende November sein Urteil im Fall eines teilweise vergleichbaren Mietrechts-Dienstleisters verkünden.

Beim Landgericht München liegen inzwischen rund 110 Schadenersatzklagen für insgesamt 180 000 Lastwagen - darunter die drei größten Klagen. Die Deutsche Bahn klagt in München auch für die Bundeswehr und 40 Unternehmen auf eine halbe Milliarde Euro Schadenersatz. Financialright fordert in einer zweiten Klage eine ähnliche Summe für weitere 64 000 Lastwagen - und bereitet gerade eine dritte Klage für annähernd 50 000 Lkw vor.

Die Vorsitzende Richterin der Kartellkammer, Gesa Lutz, hatte vor einem Jahr erstmals über eine Klage von Lkw-Käufern verhandelt. In diesem Verfahren hat sie für den 22. November einen Verkündungstermin angesetzt - für sämtliche Kläger ein spannender Termin.

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führungswechsel bei Novo Nordisk: Hoffnungsträger unter Druck
30.07.2025

Novo Nordisk stellt die Spitze neu auf – mit Mike Doustdar übernimmt ein Mann mit Konzernkenntnis, aber vor allem mit enormer...

DWN
Technologie
Technologie Solaranlage auf dem Dach: Warum viele Betreiber kein Geld sehen
30.07.2025

Strom erzeugen und dafür kassieren – das ist die Idee hinter privaten Solaranlagen. Doch wer heute in Deutschland einspeist, muss...

DWN
Politik
Politik Waren die EU-Zusagen von Ursula von der Leyen an Trump leere Versprechen?
30.07.2025

Die EU hat den USA unter Trump Investitionen und Energieimporte in Billionenhöhe versprochen. Doch in Brüssel wächst der Zweifel: Die...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn, Solarstrom, KI: Was sich im August ändert
30.07.2025

Der August bringt spürbare Veränderungen – auf der Schiene, beim Strompreis, im Umgang mit KI. Für Millionen Menschen heißt das: neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Regenwetter drückt Umsätze – wie Gastronomen jetzt reagieren sollten
30.07.2025

Der Sommer 2025 hat vielen Gastronomen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Statt voller Biergärten und spontaner Hotelbuchungen gab...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Adidas-Aktie: Keine Preiserhöhung wegen Zöllen außerhalb der USA
30.07.2025

Trotz wachsender Unsicherheit durch US-Zölle liefert Adidas starke Halbjahreszahlen – und verzichtet bewusst auf Preiserhöhungen...

DWN
Finanzen
Finanzen Verlockung Bitcoin-Kurs: Doch das Misstrauen wächst mit dem Hype
30.07.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsstrategie machen, institutionelle Anleger kaufen in Milliardenhöhe, und der Bitcoin-Kurs...

DWN
Technologie
Technologie GenAI: Wie Unternehmen generative KI sicher einführen können
30.07.2025

Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) verspricht höhere Effizienz und geringere Kosten – doch eine unbedachte Einführung kann...