Verheerende Waldbrände fressen sich immer weiter durch Teile Kaliforniens. Die seit Tagen wütenden Feuer haben bereits Dutzende Häuser zerstört und Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben. Am verheerendsten sei derzeit das "Kincade"-Feuer im Sonoma County, einer Weinbauregion rund 120 Kilometer nördlich von San Francisco, teilten die Behörden mit.
Die Flammen breiteten sich auf über 100 Quadratkilometern aus - mehr als die Fläche Manhattans. Rund 185 000 Menschen waren aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Rund 80 Anwesen und mindestens zwei Weingüter brannten ab. Mehr als 2800 Helfer waren im Einsatz. Zwei Feuerwehrleute seien beim Kampf gegen die Flammen verletzt worden, teilte die kalifornische Forst- und Brandschutz-Behörde mit. Einer von ihnen habe schwere Verbrennungen erlitten.
Windböen von bis zu 160 Stundenkilometern fachten die Flammen immer wieder an. "Zu sagen, dass die Bedingungen einem Pulverfass gleichen, wäre wahrscheinlich untertrieben", zitierte der "San Francisco Chronicle" den Einsatzleiter Jonathan Cox. Der starke Wind wurde auch für den Tod einer Frau verantwortlich gemacht, die südlich von San Francisco von einem umstürzenden Baum erschlagen wurde. In 43 der 58 Bezirken Kaliforniens gelte erhöhte Waldbrandgefahr.
Ein Ende der Feuer war vorerst nicht in Sicht: Der Nationale Wetterdienst warnte vor gefährlich starken Winden bei gleichzeitig niedriger Luftfeuchtigkeit bis einschließlich Montag. Diese angesichts der Stärke und Dauer der Winde bedrohliche Kombination könnte zur schnellen Ausweitung von Bränden führen.
In Südkalifornien wütete das "Tick"-Feuer nahe Santa Clarita. Zwischenzeitlich mussten 40 000 Menschen ihre Häuser verlassen, viele konnten nach kurzer Zeit aber wieder zurückkehren. Bei dem Brand rund 50 Kilometer nördlich von Los Angeles wurden mindestens 16 Gebäude zerstört und 18 weitere beschädigt. Rund 10 000 Bauwerke galten als gefährdet. Eine Fläche von mehr als 18 Quadratkilometern wurde verkohlt. Über 900 Helfer kämpften am Sonntagabend gegen das Feuer.
Auch im mexikanischen Bundesstaat Baja California - mehrere hundert Kilometer weiter im Süden - wüteten Waldbrände. Am stärksten betroffen war die Gemeinde Ensenada an der Pazifikküste, wie Mexikos Zivilschutzbehörde am Samstag mitteilte. Am Freitag waren bei Bränden in der Region drei Menschen ums Leben gekommen, vier wurden verletzt. Hunderte Soldaten waren zur Brandbekämpfung im Einsatz.
Derweil bedroht in den USA ein neuer Brandherd Los Angeles direkt: Die Feuerwehr warnte am frühen Montagmorgen (Ortszeit) vor dem sogenannten "Getty"-Feuer, das nahe einer Autobahn im Norden der Metropole ausgebrochen sei. Laut TV-Sender CNN wohnen in dem Gebiet viele Prominente. Auch Basketball-Superstar LeBron James musste eigenen Angaben zufolge sein Haus verlassen. "Ich bin mit meiner Familie herumgefahren, um eine (neue) Unterkunft zu finden. Bisher kein Glück", schrieb James auf Twitter.
Wegen der hohen Waldbrandgefahr begann der Energieversorger Pacific Gas & Electric (PG&E) in Kalifornien am Samstagabend, fast einer Million Haushalten - das entspricht rund drei Millionen Menschen - im Norden und im Zentrum des Bundesstaates den Strom abzustellen. Etwa 940 000 Kunden mussten nach Angaben von PG&E bis Montag ohne Elektrizität auskommen - 90 000 mehr als zunächst geplant.
Bei starken Winden droht die Gefahr, dass Strommasten umstürzen oder Äste Leitungen abreißen und somit Feuer auslösen. Auch der Waldbrand in der nordkalifornischen Ortschaft Paradise, der im November vergangenen Jahres 85 Menschen das Leben gekostet hatte, soll durch defekte Stromleitungen verursacht worden sein.
Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom, der für die betroffenen Regionen den Notstand ausgerufen hatte, warf dem privaten Versorger PG&E vor, die Blackouts seien das Ergebnis von "jahrelanger Gier, jahrelangem Missmanagement". PG&E habe es versäumt, seine Anlagen zu modernisieren und sicherer zu machen, etwa durch Investitionen in unterirdische Kabel. Newsom kündigte an, das Unternehmen für die wirtschaftlichen Schäden und für die Kosten zur Kasse zu bitten.