Deutschland

Brain-Drain nach Asien: Adidas schließt Prestigeobjekt

Lesezeit: 1 min
11.11.2019 09:45  Aktualisiert: 11.11.2019 09:45
Adidas hat überraschend die Schließung der beiden Speedfactories in Ansbach und Atlanta bekanntgegeben.
Brain-Drain nach Asien: Adidas schließt Prestigeobjekt
Ein Roboter in der Speedfactory. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Sportartikelhersteller Adidas stellt seine erst 2017 eröffneten sogenannten Speed-Factorys in Ansbach und in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) ein. Das teilte das Unternehmen am Montag mit und bestätigte damit Berichte mehrerer Medien. An der Technologie des einstigen Prestigeprojektes wolle Adidas jedoch festhalten und sie künftig bei Zulieferern in Asien einsetzen. Betroffen sind den Angaben zufolge rund 100 Mitarbeiter. «Wir können betriebsbedingte Kündigungen noch nicht ausschließen», sagte eine Sprecherin des Adidas-Partners Oechsler AG, der die Speed-Factorys in Ansbach und Atlanta aufgebaut hatte und bisher betreibt.

Adidas lasse ohnehin zu großen Teilen in Asien produzieren, sagte Konzernsprecher Jan Runau am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Es habe sich herausgestellt, dass es sinnvoller sei, auch die Produktion der Speed-Factorys dort zu konzentrieren, wo das Know-how und die Lieferanten säßen. Dafür seien weniger finanzielle als vielmehr organisatorische Gründe verantwortlich. Der Versuch, die technologisch hochwertige Produktion von Sportartikeln wieder stärker nach Deutschland zu holen, sei an dieser Stelle nicht geglückt.

Asien habe technologisch schneller aufgeholt, als das 2016 absehbar gewesen sei. Die in den vergangenen Jahren gewonnenen Erkenntnisse sollen nun nach Asien transferiert werden. «Wir haben in Ansbach einiges gelernt», sagte Runau. Bei asiatischen Zulieferern sollen künftig neben Schuhen auch weitere Artikel aus dem Adidas-Sortiment mit Speed-Factory-Technologie hergestellt werden.

Das Werk in Ansbach sei auf 500 000 Paar Schuhe ausgelegt gewesen und habe nicht an seiner Kapazitätsgrenze gearbeitet, sagte Runau. Bis spätestens April kommenden Jahres soll es nicht mehr wie bisher genutzt werden. Insgesamt lässt Adidas pro Jahr 400 Millionen Paar Schuhe herstellen.

Die hoch automatisierte Speed-Factory, deren Fertigung zum großen Teil auf Roboter setzt, war geschaffen worden, um möglichst schnell auf neue Trends vor allem in der Laufschuh-Technologie und -mode reagieren zu können. So wurden etwa auf ein Ereignis bezogene Kleinserien gefertigt - Fußballschuhe ausschließlich zu einer Weltmeisterschaft oder zum Super-Bowl-Finale beim American Football. 2018 hatte die Adidas für die Idee der Speed-Factory noch den Deutschen Innovationspreis gewonnen.

In Ansbach und Atlanta hatte Adidas das Projekt gemeinsam mit dem Zulieferer Oechsler AG betrieben. Die technologische Zusammenarbeit solle fortgesetzt werden. In dem Werk sollen unter anderem weiterhin im 4D-Druck Schuhsohlen gefertigt werden.

Oechsler bedauerte die Entscheidung, die in der Speed-Factory gefertigten Produkte künftig in Asien herstellen zu wollen. Das Unternehmen, das eigentlich aus der Auto-Zuliefererbranche kommt, wollte sich mit den Sportschuhen stärker vom derzeit schwierigen Automotive-Sektor lösen. Man habe dennoch wertvolle Kenntnisse gewonnen, die künftig auch in andere Geschäftsbereiche einfließen könnten, betonte Vorstandsvorsitzender Claudius Kozlik.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...