Politik

China baut Griechenland zum europäischen Brückenkopf der Neuen Seidenstraße auf

Chinas Staatschef Xi Jinping hat während seines Besuches weitere Investitionen in Griechenland angekündigt. Mithilfe der Chinesen stieg Piräus bereits innerhalb weniger Jahre zum führenden Containerhafen im Mittelmeer auf. Während sich die griechische Regierung über gute Geschäfte freut, herrscht in Teilen der EU Besorgnis über den wachsenden Einfluss der Asiaten.
12.11.2019 11:00
Lesezeit: 2 min
China baut Griechenland zum europäischen Brückenkopf der Neuen Seidenstraße auf
11.11.2019, Griechenland, Athen: Kyriakos Mitsotakis (r), Ministerpräsident von Griechenland, und Xi Jinping (l), Präsident von China. (Foto: dpa) Foto: Orestis Panagiotou

Die griechische Regierung begrüßte am Montag den ersten offiziellen Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Griechenland als eine “neue Ära” in einer ohnehin engen Handels- und Investitionsbeziehung, die von den USA und der EU aufmerksam verfolgt wird, berichtet die griechische Zeitung Neos Kosmos. “Griechenland erkennt China nicht nur als Großmacht an, sondern auch als ein Land, das sich nicht ohne Schwierigkeiten eine führende geostrategische wirtschaftliche und politische Rolle erarbeitet hat”, sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis gegenüber Xi.

Griechenland sei bestrebt, eine größere Rolle bei der Entwicklung Chinas in Übersee zu spielen. Während des Besuchs unterzeichneten die beiden Länderdelegationen 16 Kooperationsvereinbarungen, von denen die wichtigsten neue chinesische Energieinvestitionen in Griechenland umreißen. Beispielsweise soll eine Niederlassung der Industrial and Commerical Bank of China in Athen gegründet werden, um Projekte für erneuerbare Energien zu finanzieren. Ein weiteres Projekt ermöglicht den Bau eines 50-Megawatt-Solarkraftwerks auf der Insel Kreta mit dem technischen Know-how der China Energy Engineering Group. Im aktuellen Jahr genehmigte die konservative Regierung in Athen chinesische Investitionen in Höhe von 611,8 Millionen Euro, die zuvor von der Tsipras-Regierung über einen Zeitraum von 18 Monaten eingefroren wurden, so China Daily.

In den kommenden fünf Jahren werden sich die chinesischen Investitionen auf fast drei Milliarden US-Dollar belaufen. Die staatliche China Ocean Shipping Company (COSCO) wird diese Summe weitgehend für den Hafen von Piräus ausgeben. Cosco hat dort bereits 800 Millionen Euro investiert und den Hafen zur Drehscheibe chinesischer Exporte in die EU gemacht - im Rahmen des chinesischen Projekts "Neue Seidenstraße", das China mit dem Westen Eurasiens verbinden soll. In den kommenden Jahren wollen die Chinesen weitere 600 Millionen Euro in Piräus investieren, den Containerhafen weiter ausbauen und verstärkt auch in Hotellerie und Kreuzfahrten einsteigen.

Dank der Investitionen von COSCO stieg der Containerumschlag bei Piräus von 685.000 im Jahr 2010 auf fünf Millionen Container im vergangenen Jahr. Piräus wird in diesem Jahr der größte Containerhafen des Mittelmeers sein und nach Schätzungen 10 Prozent der nach Europa exportierten chinesischen Waren abfertigen. “Wir beabsichtigen, Piräus zum größten Hafen Europas zu machen, und der Masterplan sichert uns den Erfolg. Wir wollen Piräus zu einem globalen Umschlagplatz nach dem Vorbild Singapurs machen”, so der COSCO-Chef Xu Lirong.

COSCO hat den Umsatz des Hafens von Piräus um ein Drittel und die Rentabilität um das Vierfache gesteigert. Im vergangenen Jahr wurden elf Millionen US-Dollar an Dividenden ausgeschüttet, von denen 24 Prozent an den Staat gingen. Obwohl COSCO 2016 den Kauf der Piraeus Port Authority (PPA) genehmigt hat, hat die Europäische Kommission auch ihre Vorbehalte gegen den chinesischen Einfluss in Griechenland zum Ausdruck gebracht.

Der griechische Premier zeigte sich dankbar: Er erinnerte daran, dass China einer der wenigen Staaten war, die während der schweren Finanzkrise der vergangenen Jahre in Griechenland investiert hatten. Athen hofft nun, dass Peking sogar das pleitebedrohte staatliche Elektrizitätsunternehmen DEI kaufen könnte und darüber hinaus in dem Bereich umweltfreundliche Energien aktiv wird.

Einige Analysten warnen jedoch davor, dass die Beziehungen zwischen Griechenland und China bei aller Wärme auch sehr ungleich sind. “Ich denke, die griechische Seite kann nicht mehr als ein Prozent der Gesamtvorteile von [Piräus] erzielen. Denken Sie an den Wert des Inhalts jedes Containers. Wir sprechen vielleicht über einen Wert von 30-40 Milliarden Euro für all diese Waren [die jedes Jahr nach Europa kommen]”, zitiert der britische Guardian den Analysten Plamen Tonchev: “Aus geopolitischer Sicht sind die westlichen Partner besorgt, dass der Flirt Griechenlands mit China die südöstliche Flanke der Nato und der EU schwächen könnte. Mitsotakis wird es schwer haben, sie davon zu überzeugen, dass Griechenland kein trojanisches Pferd ist.

Seit geraumer Zeit versucht China, seinen Einfluss im Rahmen der 17+1-Initiative in Süd- Ost- und Mitteleuropa auszubauen. Griechenland ist erst kürzlich im April 2019 der Initiative beigetreten. Die 17+1-Initiative soll vor allem als Pfeiler der Neuen Seidenstraße Chinas in Europa dienen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...