Deutschland

Databyte: 2019 zeichnet sich bislang durch viele Neugründungen aus

Einer Untersuchung des Analysehauses databyte zufolge gab es im laufenden Jahr überdurchschnittlich viele Neugründungen.
17.11.2019 06:10
Lesezeit: 2 min
Databyte: 2019 zeichnet sich bislang durch viele Neugründungen aus
Die Heatmap zeigt die Anzahl der Gründungen im Januar (links) und im August (rechts). Grafik: Databyte

Die Politik warnt vermehrt vor einer Rezession mit langfristigen Folgen für den deutschen Markt. Erste Flauten seien schon spürbar, besonders im produzierenden Gewerbe. Doch ist diese Panik aus Sicht der Gesamtwirtschaft gerechtfertigt? Wirtschaftsinformationsanbieter databyte ermittelt alle Informationen zu den monatlichen Neugründungen dieses Jahres und lässt Zahlen sprechen.

Die Auftragslage im verarbeitenden Sektor ist rezessiv, doch dem IT-, Immobilien- und Dienstleistungssektor geht es gut. Ökonomen führen diese Wirtschaftsflaute vorwiegend auf das Platzen der Globalisierungsblase[1] zurück. Weitere Indikatoren seien die Angst vor einem harten Brexit, die weltweiten Handelskonflikte und die derzeitige Lage der Autoindustrie[2]. Dass sich die deutsche Wirtschaft zu wehren weiß, zeigt databyte anhand seiner Auswertung aller Neugründungen bis August 2019. Datenanalysten untersuchten 100 Millionen Einzelinformationen aus dem Handelsregister um zu ermitteln, wo, in welcher Branche, wie viele Neueintragungen in welchem Monat erfolgten.

Gesamtübersicht

Das Jahr begann hervorragend – 11.641 Neugründungen verbuchte das Handelsregister im Januar 2019. Zum Vergleich: 6.668 Gründungen waren es durchschnittlich 2018 pro Monat. Im Februar sanken die Eintragungen um 1.469 auf 10.172 Unternehmensgründungen, ein üblicher Abschwung im zweiten Kalendermonat. Im März stieg die Anzahl wieder auf 10.543 an. Die Folgemonate verliefen ähnlich. Allerdings übertraf die Steigerung nie das Tief, sodass der August als Monat mit den wenigsten Gründungen den bisherigen Durchschnitt drück: Bloß 6.742 Gründungen verzeichnet der achte Jahresmonat. Selbstverständlich betrifft das Sommerloch auch Unternehmensstarter, weshalb abzuwarten bleibt, wie sich die Gründungszahlen im letzten Quartal entwickeln.

Dauergründer und Wechselwirtschaft

Die Dauerbrenner der Unternehmensgründungen im Handelsregister waren in jedem Monat dieses Jahres regionale Erweiterungen, Konzernzentralen, Tochtergesellschaftsverwaltungen und Holdinggesellschaften. Sie belegen durchgehend Platz eins mit 17 bis 20 Prozent und Platz zwei mit 12 bis 15 Prozent aller Neueintragungen. Die mittleren Plätze teilen sich eine Handvoll Branchen untereinander auf. Sie bestätigen die gute wirtschaftliche Lage von Handwerk, Dienstleistungen und Immobilien. So finden Branchen im Immobiliensektor jeden Monat ihren Platz auf Rang fünf bis zehn. Auch Dienstleistungsgewerbe behaupten ihre ansehnlichen Gründungsanzahlen: Platz acht, neun oder zehn besetzen beispielsweise Wäschereien und chemische Reinigungen, Kosmetik- und Frisörsalons und Bestattungsunternehmen. Auch Restaurants mit herkömmlicher Bedienung liegen monatlich bei zwei bis drei Prozent der angemeldeten Gewerbe. Die schwache Konjunktur hält den Aufschwung für IT-Unternehmen ebenfalls nicht auf[3]. Neue Firmen für Programmiertätigkeiten liegen zwischen 413 und 151 Gründungen monatlich und auch sonstige Dienstleitungsfirmen in der IT verbuchen weit über 100 Neueintragungen pro Monat.

Wo, weshalb, warum

Die Heat Map zeigt die geografischen Auswirkungen: Hot Spots wie Hamburg, Berlin und München bleiben unverändert gründungseuphorisch, während Start-up-Sucher ländliche Gebiete gerade im August kaum noch entdecken. Selbst das unerschütterliche Gebiet um Ruhrgebiet und Rheinland verliert ein Stück seines Enthusiasmus. Wie heiß Deutschland nach der Sommerpause und Bekanntmachung der Rezession sein wird, zeigt das Jahresende.

„Wir gehen davon aus, dass die Gesamtanzahl der diesjährigen Neugründungen mindestens genauso hoch ausfallen wird wie 2018, “ sagt databyte-Geschäftsführer und Gründungsexperte Alexander Hiller. „Eine genaue Prognose für das Jahr 2020 ist noch nicht analysierbar, aber gemessen an den Branchen, in denen zur Zeit verstärkt Gründungen stattfinden, ist eine Ebbe unwahrscheinlich. Die Rezession betrifft diese Wirtschaftszweige nur indirekt.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der XRP-ETF-Markt steht vor einem bedeutenden Wandel: Bereitet er den Weg für ein herausragendes Jahr 2026?

Der Kryptowährungsmarkt steht erneut vor einem potenziellen Wendepunkt. Während Bitcoin und Ethereum im Fokus institutioneller Anleger...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Aus Bürgergeld wird Grundsicherung: Kabinett schickt mehrere Reformen auf die Strecke
17.12.2025

Letzte Kabinettsrunde vor Weihnachten: Von Grundsicherung über Rente bis Kurzarbeitergeld treibt die Regierung mehrere Reformen an. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bank bringt den Wero-Bezahldienst zu Millionen Kunden
17.12.2025

Der Wero-Bezahldienst erreicht jetzt Millionen Bankkunden: Deutsche Bank und Postbank schalten den vollen Funktionsumfang frei. Europa...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Inflation im November bei 2,1 Prozent
17.12.2025

Die Eurozone-Inflation wirkt auf den ersten Blick stabil – doch eine neue Eurostat-Schätzung verändert den Blick auf den November. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steve Jobs und die Zukunft der Führung: Warum Chefs jetzt umdenken müssen
17.12.2025

Der Mittelstand arbeitet noch nach Regeln von gestern – doch die Herausforderungen von heute lassen sich damit kaum lösen. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland: Ifo-Index schwach – Jahr endet ohne Aufbruchsstimmung
17.12.2025

Der Ifo-Index sendet zum Jahresende ein klares Warnsignal für Deutschlands Wirtschaft. Sinkende Erwartungen, enttäuschte Hoffnungen und...

DWN
Panorama
Panorama DHL-Betrugsmasche: Wie Kriminelle die Vorweihnachtszeit und das Paketchaos ausnutzen
17.12.2025

In der Vorweihnachtszeit nutzen Kriminelle das Paketchaos aus, um sich mit der sogenannten DHL-Betrugsmasche zu bereichern. Gefälschte...

DWN
Finanzen
Finanzen KNDS-IPO: Börsengang des deutsch-französischen Panzerherstellers rückt wohl näher
17.12.2025

Der KNDS-IPO nimmt konkrete Formen an: Doppelnotierung, Milliardenbewertung und klare Abgrenzung zu Rheinmetall prägen die Debatte....

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis nähert sich Rekord, Silberpreis mit Allzeithoch: Was die Edelmetallpreise treibt – und was das für Anleger heißt
17.12.2025

Der Goldpreis zieht am Mittwoch an und rückt wieder an sein Rekordniveau heran, während der Silberpreis bereits neue Höchststände...