Wirtschaft

Handelskammer: Jede vierte deutsche Firma will Kapazitäten in China senken

Knapp ein Viertel der deutschen Unternehmen in China zieht Produktionsstätten aus dem Land ab oder plant dies, so eine aktuelle Umfrage der deutschen Außenhandelskammer.
15.11.2019 15:00
Lesezeit: 2 min
Handelskammer: Jede vierte deutsche Firma will Kapazitäten in China senken
Heiko Maas und Wang Yi in Peking. (Foto: dpa) Foto: Ralf Hirschberger

Fast ein Viertel der in China tätigen deutschen Unternehmen verlagert derzeit Produktionsstätten aus dem Land heraus oder bereitet dies vor. Dies zeigt der aktuelle Bussiness Confidence Survey 2020/21 (nur in Englisch verfügbar), der von der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in China und dem Beratungsnetzwerk KPMG in Deutschland veröffentlicht wurde.

Diese jährlich von der AHK durchgeführte Umfrage, an der 526 deutsche in China tätige Unternehmen teilnahmen, wurde von Ende Juli bis Mitte September durchgeführt. Dabei sagten 23 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen, dass sie Fabriken aus China verlagern oder einen solchen Schritt in Betracht ziehen.

Unter den deutschen Unternehmen, die China verlassen oder dies planen, nannten etwa 71 Prozent als Grund die steigenden Kosten, darunter vor allem die Arbeitskosten, 33 Prozent sagten, dass das politische Umfeld ungünstig sei, 26 Prozent nannten Marktwachstum in anderen Regionen, 25 Prozent nannten den Handelskrieg zwischen den USA und China und 22 Prozent verschiedene Marktzugangsbarrieren als Gründe für ihr Vorgehen.

Von den befragten deutschen Unternehmen, die einen Abzug von Produktionsstätten aus China bereits vollziehen oder einen solchen Schritt planen, wollen 52 Prozent nach Südostasien gehen, 25 Prozent nach Indien, 19 Prozent nach Mittel- oder Osteuropa und 17 Prozent nach Westeuropa. Nur 5 Prozent der Befragten sagten, dass sie ihre Aktivitäten in die USA verlagern wollen.

Die Teilnehmer an der Umfrage sagten, dass der US-amerikanische und chinesische Handelskrieg eine giftige und "düstere" Geschäftsperspektive geschaffen habe, die zu der globalen Abschwächung der Konjunktur beigetragen hat, von der gerade vor allem die großen Exportnationen wie Deutschland betroffen sind.

Rund 83 Prozent der teilnehmenden deutschen Unternehmen sagen, dass der Handelskrieg ihre Geschäftstätigkeit direkt oder indirekt beeinflusst hat. "Die Geschäftserwartungen sind auf den niedrigsten Stand seit Jahren gesunken, nur 27 Prozent der befragten deutschen Unternehmen erwarten, dass sie ihre Geschäftsziele im Jahr 2019 erreichen oder übertreffen werden", heißt es in dem AHK-Bericht.

Jens Hildebrandt, AHK-Geschäftsführer in China, sagte: "2020 wird wahrscheinlich von Unsicherheit geprägt sein, die auf einen ungelösten Handelsstreit zwischen den USA und China im Zusammenhang mit einer sich verlangsamenden chinesischen und globalen Wirtschaft zurückzuführen ist."

Zudem gaben knapp zwei Drittel der deutschen Unternehmen in China an, dass Marktzugangsbarrieren und regulatorische Hürden derzeit ihr Wachstum in China behindern, darunter Probleme beim Erhalt von Zulassungen (29 Prozent), unverhältnismäßige Ausschreibungsprozesse (24 Prozent) und mangelnde Beteiligung an der Entwicklung von Industriestandards (22 Prozent).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Panorama
Panorama Olympia in München: Bürgerentscheid beschleunigt Bewerbungspläne
27.10.2025

Mit dem eindeutigen Votum für eine Olympiabewerbung setzt München den DOSB unter Zugzwang. Die Stadt drängt auf ein schnelleres Vorgehen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vogelgrippe: Geflügelpreise trotz massenhafter Keulungen stabil
27.10.2025

Trotz massenhafter Tötungen von Nutztieren infolge der Vogelgrippe rechnet die deutsche Geflügelwirtschaft nicht mit kurzfristigen...

DWN
Politik
Politik Nord-Stream-Anschlag: Gericht genehmigt Auslieferung mutmaßlichen Täters nach Deutschland
27.10.2025

Die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines 2022 sorgten international für Aufsehen. Nun hat ein italienisches Gericht erneut der...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie-Investments in bewegten Zeiten: Chancen zwischen Atom, Wasserstoff und Sonne
27.10.2025

Die Welt verschlingt immer mehr Strom – von KI bis Rüstung. Atomkraft erlebt ein Comeback, Wasserstoff bleibt Wette auf die Zukunft,...

DWN
Politik
Politik 75 Jahre Verfassungsschutz: Präsident Selen warnt vor verschärfter Bedrohungslage
27.10.2025

Zum Jubiläum blickt der Verfassungsschutz auf wachsende Herausforderungen. Wo die Behörde derzeit die größten Gefahren sieht – und...

DWN
Technologie
Technologie Rimac revolutioniert die Automobilindustrie: Wann kommt die Superbatterie auf den Markt?
27.10.2025

Die Automobilindustrie befindet sich im Wandel. Neue Technologien sollen Reichweite, Effizienz und Ladegeschwindigkeit von...

DWN
Panorama
Panorama „Glücksatlas“: Wie zufrieden die Deutschen wirklich sind
27.10.2025

Laut einer aktuellen Befragung empfindet fast die Hälfte der Menschen in Deutschland ein hohes Maß an Zufriedenheit – trotzdem bleibt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA und China nähern sich im Handelsstreit an – Hoffnung auf Einigung vor Trump-Xi-Treffen
27.10.2025

Im festgefahrenen Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China deutet sich Bewegung an. Kurz vor einem geplanten Treffen...