Finanzen

Türkei weltweit führend bei Kryptowährungen

Eine Reihe von Umständen in der Türkei hat dazu geführt, dass das Land heute weltweit führend bei der Nutzung von Kryptowährungen wie Bitcoin ist.
24.11.2019 12:00
Lesezeit: 3 min
Türkei weltweit führend bei Kryptowährungen
Eine Türkische 500-Lira-Note (Foto: dpa) Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Die Türkei hat sich zweifellos zu einem Krypto-Riesen entwickelt. Eine weltweite Umfrage von Statista für 2019 hat gezeigt, dass jeder fünfte Einwohner des Landes mit Kryptowährungen vertraut ist und schon in der einen oder anderen Form damit in Kontakt gekommen ist. Dies ist der höchste Anteil untern allen Ländern der Welt.

  1. Türkei - 20 Prozent
  2. Brasilien - 18 Prozent
  3. Kolumbien - 18 Prozent
  4. Argentinien - 16 Prozent
  5. Südafrika - 16 Prozent
  6. Mexiko - 12 Prozent
  7. Chile - 11 Prozent
  8. China - 11 Prozent
  9. Indonesien - 11 Prozent
  10. Spanien - 10 Prozent
  11. Russland - 9 Prozent
  12. Dänemark - 8 Prozent
  13. Australien - 7 Prozent
  14. Großbritannien - 6 Prozent
  15. USA - 11 Prozent - 5 Prozent
  16. Frankreich - 4 Prozent
  17. Deutschland - 4 Prozent
  18. Japan - 3 Prozent

Das Interesse der Türken an Bitcoin reicht weit zurück, wie Cointelegraph berichtet. Bei einer im April 2015 durchgeführte Umfrage von ING sagten 45 Prozent der Türken, dass digitale Währungen wie Bitcoin die Zukunft des Online-Bezahlens sind. Dies war damals der höchste Prozentsatz für alle untersuchten europäischen Länder und übertraf den europäischen Durchschnitt von 28 Prozent bei weitem. Dieselbe Umfrage ergab, dass schon damals 56 Prozent der Türken mobile Zahlungs-Apps nutzten, während der Durchschnitt der europäischen Verbraucher damals nur 33 Prozent betrug.

PayPal-Verbot war große Chance für Krypto in der Türkei

Bitcoin hat in der Türkei eine große Gelegenheit erhalten, seine Fähigkeiten bei Online-Zahlungen unter Beweis zu stellen, weil PayPal in dem Land verboten wurde. Die türkische Bankenaufsichtsbehörde hat dem US-Zahlungsdienstleister bereits im Jahr 2016 die Lizenz entzogen. Bitcoin und andere Kryptowährungen waren schon damals in vielen Fällen eine geeignete Alternative und sind es noch heute.

Barış Özistek, der Vorsitzende des Risikokapitalfonds Boğaziçi Ventures und des Spieleverlages Netmarble EMEA, führt die hohe Akzeptanz von Kryptowährungen in der Türkei auf den fortgeschrittenen Spielemarkt dort zurück. "Es gibt mehr als 30 Millionen aktive Spieler in der Türkei", sagte er zu Cointelegraph. "Glücksspiele sind ein Bereich, wo virtuelle Geräte und digitale Währungen zum ersten Mal verwendet werden und der am häufigsten genutzt wird."

Bitcoin kompatibel mit dem Islam?

Im Jahr 2017 gab es einen großen Rückschlag für Kryptowährungen in der Türkei. Die Regierung des Landes sagte, dass Bitcoin "nicht mit dem Islam kompatibel" sei, da es sich um einen spekulativen Kauf und Verkauf handelt. Dem widerspricht Özistek, demzufolge Blockchain und Kryptowährungen nicht "haram" (verboten) sind, sondern "im Einklang mit den islamischen Finanzregeln" stehen.

"Man verdient kein Geld mit Geld", so Özistek weiter. Wenn das Kryptowährungsprojekt, in das man investiert hat, an Wert gewinnt, dann steige auch der Wert der Kryptowährung. Wenn das Projekt hingegen scheitert, verliert die Kryptowährung an Wert. "Es gibt hier kein garantiertes Einkommen, wie zum Beispiel Zinsen."

Bitcoin profitiert von Problemen der türkischen Lira

Die türkische Lira ist derzeit eine der volatilsten nationalen Währungen. Die Wechselkursschwankungen und die Unsicherheit im Zusammenhang mit der türkischen Währung waren sicherlich ein entscheidender Faktor, der die Bürger Landes in Richtung Kryptowährungen führte. Die Motivation der Krypo-Investoren in der Türkei ähnelt der in zahlreichen anderen Staaten der obigen Liste, aber auch der in Venezuela, im Iran und Simbabwe.

"Wenn ein Land eine Wirtschaftskrise durchmacht, veranlasst dies die Investoren, neue Kanäle und ungestörte Märkte zu suchen", sagte Yasin Oral, CEO und Gründer der türkischen Bitcoin-Börse Paribu, zu Cointelegraph. "In der Türkei wurden das Kryptogeld und die anderen digitalen Assets als neues Investitionsmittel akzeptiert, dank einer Bevölkerung, die sich leicht an neue Technologien anpassen kann. Wenn Sie auf die lokalen Umfragen achten, planen Kryptogeldbesitzer die digitalen Assets sowohl als langfristige Investitionen als auch um Transaktionen zu tätigen."

Ozgur Guneri, der CEO der BTCTurk-Börse, sagte zu Cointelegraph, dass die türkischen Politiker Interesse daran zeigen, welche Vorteile Blockchain und Kryptowährungen mit sich bringen können. "Die letzten wichtigen politischen Entscheidungen waren der Plan der türkischen Zentralbank, eine Kryptowährung einzuführen, und die Entscheidung des Ausschusses für die Untersuchung von Finanzkriminalität, seine strenge Haltung gegenüber Kryptowährungen zu lockern."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klassengesellschaft 2.0 – Warum Demokratie ohne soziale Gleichheit zerbricht
15.11.2025

In Deutschland redet kaum jemand über Klassen – als wäre soziale Herkunft heute keine Machtfrage mehr. Doch die Soziologin Prof. Nicole...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzblasen 2025: Wo der nächste große Crash drohen könnte
15.11.2025

An den Finanzmärkten steigt die Nervosität. Künstliche Intelligenz treibt Bewertungen auf Rekordhöhen, Staaten verschulden sich wie nie...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise: Boom zu Neuverträgen – eine Prognose
15.11.2025

Laut ifo sind Neuverträge in Großstädten um 48 Prozent teurer als Bestandsverträge. Das, so Experten, ist nicht nur ein Problem für...

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...