Politik

Umfragen zeigen Sorge vor Entstehung eines neuen Kalten Krieges

Aus mehreren Umfragen geht hervor, dass die internationalen Eliten eine Neuauflage des Kalten Kriegs befürchten. Während die Deutschen sich mehrheitlich zur westlichen Wertegemeinschaft bekennen, misstrauen sie der US-Regierung.
08.02.2020 08:26
Lesezeit: 1 min
Umfragen zeigen Sorge vor Entstehung eines neuen Kalten Krieges
Es bilden sich neue Fronten heraus. (Grafik: Carnegie)

Auf dem Berlin Forum der Körber-Stiftung wurde unter den hochrangigen Teilnehmern, zu denen ehemalige Minister, Diplomaten, Regierungsbeamte und Wissenschaftler gehörten, am Dienstag eine Umfrage durchgeführt. Die Teilnehmer wurden gefragt, ob die Gefahr eines neuen Kalten Kriegs bestehe. 48 Prozent der Teilnehmer stimmten darüber überein, dass ein neuer Kalter Krieg “sehr wahrscheinlich” sei.

Einer weiteren Umfrage von Kantar Public im Auftrag der Körber-Stiftung zufolge begegnen die Deutschen den USA mittlerweile mit Misstrauen. 87 Prozent der Deutschen betrachten eine mögliche Wiederwahl von US-Präsident Donald Trump als als “eher negativ” oder “sehr negativ”. 64 Prozent der Deutschen meinen, das Verhältnis zu den USA sei “schlecht”.

Die Körber-Stiftung selbst meldet: “Offensichtlich stehen die Deutschen der nach wie vor engen Kooperation mit den USA skeptisch gegenüber: Lediglich 22 Prozent befürworten die Teilhabe Deutschlands am Schutz durch amerikanische Nuklearwaffen. Gefragt nach der relativen Bedeutung der bilateralen Beziehungen verglichen zu Russland geben gerade einmal 39 Prozent der Bevölkerung an, die Beziehungen zu Washington wären wichtiger als die zu Moskau.”

Allerdings befürworten 55 Prozent der Deutschen die westliche Wertegemeinschaft, während 31 Prozent eher eine Neutralität Deutschlands befürworten.

Wenn ein neuer Kalter Krieg zwischen den USA und Russland stattfinden sollte, wäre somit die Mehrheit der Deutschen auf Seiten des Westens. Bemerkenswert ist jedoch auch, dass 52 Prozent der Deutschen eine Unabhängigkeit Deutschlands von den USA in Fragen der Sicherheitspolitik befürworten.

Allerdings bewertet der deutsche Außenminister Heiko Maas die realpolitische Lage aus einem anderen Blickwinkel. Europa kann nach Auffassung von Maas nicht alleine für seine Sicherheit sorgen. “Ohne die Vereinigten Staaten sind wir gegenwärtig weder in Deutschland noch in Europa im Stande, uns wirkungsvoll zu schützen”, sagte Maas am Dienstag auf dem Berlin Forum der Körber-Stiftung. Er warnte deswegen vor einer Entkoppelung europäischer und amerikanischer Sicherheit: “Sie wäre hoch gefährlich.”

Damit distanzierte sich Maas erneut vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der die Nato für “hirntot” erklärt und mehr europäische Eigenständigkeit gefordert hatte. Der deutsche Außenminister sagte dagegen: “Man kann mit Fug und Recht sagen: Die Nato lebt, und zwar von Kopf bis Fuß, auch wenn es andere Diagnosen gibt.”

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up Etalytics: KI als digitaler Dirigent für die Industrieenergie
28.11.2025

In Deutschlands Fabriken verpuffen gewaltige Mengen Energie. Mit einer eigenen KI, die das System kontrolliert, gelingen Etalytics...

DWN
Finanzen
Finanzen Bullenmarkt im Blick: Steht der globale Aufwärtstrend vor einer Wende?
28.11.2025

Die globalen Aktienmärkte erleben nach Jahren starken Wachstums wieder mehr Unsicherheit und kritischere Kursbewegungen. Doch woran lässt...

DWN
Politik
Politik Milliarden-Etat für 2026: Bundestag stemmt Rekordhaushalt
28.11.2025

Der Bundestag hat den Haushalt für 2026 verabschiedet – mit Schulden auf einem Niveau, das zuletzt nur während der Corona-Pandemie...

DWN
Politik
Politik Zu wenige Fachkräfte, zu viele Arbeitslose: Deutschlands paradoxer Arbeitsmarkt
28.11.2025

Deutschland steuert auf fast drei Millionen Arbeitslose zu, doch das eigentliche Problem liegt laut Bundesagentur-Chefin Andrea Nahles...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bleibt im November bei 2,3 Prozent stabil
28.11.2025

Auch im November hat sich die Teuerungsrate in Deutschland kaum bewegt: Die Verbraucherpreise lagen wie schon im Vormonat um 2,3 Prozent...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Koalition erzielt Kompromisse bei Rente, Autos und Wohnungsbau
28.11.2025

Nach langen Verhandlungen haben CDU, CSU und SPD in zentralen Streitfragen Einigungen erzielt. Die Koalitionsspitzen verständigten sich...

DWN
Politik
Politik Zeitnot, Lücken, Belastung: Schulleitungen schlagen Alarm
28.11.2025

Deutschlands Schulleiterinnen und Schulleiter stehen nach wie vor unter hohem Druck: Laut einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft VBE sind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Datenschutz oder Fortschritt? Der Balanceakt zwischen Sicherheit und Innovation
28.11.2025

Die DSGVO sollte Vertrauen schaffen – doch sie ist für viele Unternehmen zur Innovationsbremse geworden. Zwischen Bürokratie,...