Nachdem bereits Audi jeden sechsten Arbeitsplatz in Deutschland streichen will, plant nun auch Konkurrent Daimler einen massiven Stellenabbau. Mindestens 10.000 Jobs würden gestrichen, kündigte Personalvorstand Wilfried Porth am Freitag in einer kurzfristig angesetzten Telefonkonferenz an. Der Konzern habe für die kommenden drei Jahre ein Einsparpotenzial von mindestens einer Milliarde Euro ausgemacht.
"Die Zahl wird im niedrigen fünfstellig Bereich liegen", sagte Porth. Ziel sei, Mitarbeiter durch verschiedene Maßnahmen zum freiwilligen Ausscheiden zu gewinnen. Betriebsbedingte Kündigungen seien weiterhin bis Ende 2029 ausgeschlossen, bekräftigte er. "Wir reden hier über ein Paket für die Mitarbeiter in der Verwaltung." In der Produktion sei kein Stellenabbau geplant. Sollte auch dies notwendig werden, werde man sich mit dem Betriebsrat darüber unterhalten.
Daimler erklärte in einer Pressemitteilung, das Management habe sich mit dem Gesamtbetriebsrat auf Eckpunkte geeinigt, um die Konzernstruktur zu verschlanken und damit Effizienz und Flexibilität zu steigern. Der Arbeitsplatzabbau sei weltweit bis Ende 2022 geplant.
"Wir werden die Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich gestalten", erklärte Porth. Frei werdende Stellen sollen nicht wiederbesetzt werden. Außerdem will der Konzern das Angebot zur Altersteilzeit erweitern und plant in Deutschland zudem ein Abfindungsprogramm.
Die Umsetzung soll in den kommenden Wochen mit dem Betriebsrat ausgearbeitet werden. Der bei der Ausgliederung der operativen Geschäftsfelder Mercedes-Benz Cars & Vans und Daimler Trucks & Buses bis Ende 2029 vereinbarte Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen in Deutschland bleibe davon unberührt.
Daimler hatte bereits Mitte November angekündigt, ein Sparprogramm zu starten. Ziel ist es, die Personalkosten bis Ende 2022 um rund 1,4 Milliarden Euro zu senken und die Zahl der Management-Stellen weltweit um zehn Prozent zu kürzen.
Die Volkswagen-Tochter Audi will ebenfalls mit einem radikalen Sparkurs aus der Krise kommen. Bis 2025 streicht die vom Dieselskandal erschütterte Volkswagen-Tochter in Deutschland 9500 Stellen - jeden sechsten Arbeitsplatz. Zugleich will Audi allerdings 2000 neue Stellen in Bereichen wie Elektromobilität und Digitalisierung schaffen.
Auch BMW spart beim Personal, kommt allerdings ohne tiefe Einschnitte aus. Der Autobauer einigte sich mit dem Betriebsrat diese Woche unter anderem auf eine niedrigere Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter. Die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter soll unter dem Strich stabil bleiben.
"Die Automobilindustrie steckt in der größten Transformation ihrer Geschichte", erklärte Daimler. Alle traditionellen Hersteller stehen unter Druck, Milliardensummen in die Einführung von Elektroautos und andere Zukunftsgeschäfte zu investieren.