Politik

Uneinigkeit auf Nato-Gipfel: Trump attackiert Merkel und Macron, lobt Erdogan

Auf dem Nato-Gipfel in London hat US-Präsident Trump insbesondere Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Macron kritisiert. Lobende Worte hatte er für seinen türkischen Amtskollegen Erdogan übrig. Macron hingegen verteidigte seine Kritik an der derzeitigen Verfassung der Nato und kritisierte die Türkei.
03.12.2019 16:00
Lesezeit: 2 min
Uneinigkeit auf Nato-Gipfel: Trump attackiert Merkel und Macron, lobt Erdogan
US-Präsident Donald Trump beim Nato-Gipfel in London. (Foto: dpa) Foto: Jonathan Brady

US-Präsident Donald Trump hat den französischen Präsidenten Emmanuel Macron für seine massive Kritik an der Nato abgekanzelt und die Militärallianz überraschend verteidigt. Die Aussage von Macron, die Nato sei “hirntot”, sei “beleidigend”, “gefährlich” und “respektlos”, sagte Trump am Dienstag vor dem offiziellen Beginn eines zweitägigen Nato-Gipfels in London. “Die Nato dient einem großartigen Ziel”, sagte Trump, der das Bündnis in der Vergangenheit als nicht zeitgemäß - “obsolet” - bezeichnet hatte.

Von Deutschland forderte er höhere Ausgaben für die Verteidigung. Deutschland gab nach der offiziellen Nato-Statistik in diesem Jahr 1,38 Prozent des BIP für Verteidigung aus und die USA 3,42 Prozent. Die Nato hat sich mindestens zwei Prozent jedes einzelnen Mitgliedstaats zum Ziel gesetzt. Die Bundesregierung will bis 2024 1,5 Prozent erreichen, 2014 waren es noch 1,2 Prozent. Merkel und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer haben sich zwar für zwei Prozent bis 2031 ausgesprochen, das ist aber noch keine Regierungsposition.

Trump betonte, dass selbst die zwei Prozent aus seiner Sicht zu wenig seien. “Die Zwei ist eine sehr niedrige Zahl, es sollten eigentlich vier (Prozent) sein”, sagte er. Der US-Präsident fordert seit langem höhere Verteidigungsausgaben der europäischen Nato-Partner. Seine Kritik fiel diesmal aber moderater aus als bei früheren Auftritten.

Lobende Worte hatte Trump für die Türkei übrig, so die dpa. “Ich mag die Türkei und komme sehr gut mit ihr zurecht”, sagte Trump am Dienstag in London. Seine Abmachung mit Ankara zum Abzug amerikanischer Truppen aus Nordsyrien habe sehr gut funktioniert. Auch bei dem US-Einsatz gegen IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi in Nordsyrien sei die Türkei “sehr hilfreich” gewesen und habe Überflugrechte gewährt, ohne Einzelheiten der Mission zu kennen.

Trump äußerte auch Verständnis für die Entscheidung der Türkei, trotz der Mitgliedschaft im westlichen Verteidigungsverbund ein russisches Raketenabwehrsystem zu kaufen. Sein Vorgänger Barack Obama habe Ankara den Kauf des amerikanischen Systems Patriot verwehrt, sagte Trump. Deshalb müsse man sich auch in die Lage des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hineinversetzen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hingegen hat seine Kritik an der Nato erneuert. Mit Blick auf seine Diagnose eines "Hirntods" der Militärallianz sagte Macron am Dienstag in London: "Meine Äußerungen haben Reaktionen hervorgerufen. Aber ich stehe dazu." Es gehe um die strategische Ausrichtung des Militärbündnisses. Dazu zähle eine gemeinsame Definition von Terrorismus, sagte Macron. Diese fehle bisher. Die Türkei kämpfe in Nordsyrien gegen jene, die vorher an der Seite der westlichen Partner gegen die Terrororganisation Islamischer Staat gekämpft hätten. "Das ist ein Problem, das ist ein strategisches Problem", sagte Macron. Gemeint sind kurdische Milizen, gegen die die Türkei mit ihrer Militäroffensive in Nordsyrien vorgeht.

Macron nannte darüber hinaus den Schutz Europas vor russischen Mittelstreckenwaffen nach dem Ende des INF-Vertrags. Auch das müsse besprochen werden. Der französische Präsident erkannte an, dass die USA seit Jahrzehnten in der Nato mehr Geld für Verteidigung ausgäben als europäische Partner. Die Stärkung der europäischen Verteidigung sei genau seine Stoßrichtung. Es gehe aber in der Nato nicht nur um Geld und Zahlen. Der größte Preis sei der Verlust von Leben.

Macron äußerte sich bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump am Rande des Nato-Jubiläumsgipfels in London. Trump hatte Macron zuvor heftig angegriffen, äußerte sich aber bei dem gemeinsamen Auftritt zurückhaltend.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 100 Tage Trump-Deal – Zollfrieden oder Wirtschaftsbremse? Europas Firmen zahlen den Preis
03.11.2025

Hundert Tage nach dem vielbeschworenen Handelsdeal zwischen Brüssel und Washington zeigt sich: Der vermeintliche Durchbruch hat seinen...

DWN
Politik
Politik Anders Fogh Rasmussen hat viele Male mit Putin die Kräfte gemessen. Jetzt schlägt er Alarm
03.11.2025

Ein Ex-NATO-Generalsekretär warnt: Europa ist zu langsam, zu zögerlich und falsch geführt. Anders Fogh Rasmussen fordert eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef fordert spätere Rente: Längeres Arbeiten für den Wohlstand
03.11.2025

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel spricht sich angesichts der schwachen deutschen Wirtschaft für ein längeres Arbeitsleben aus. „Wir...

DWN
Technologie
Technologie Gesetz gegen digitalen Voyeurismus? Justizministerium will Lücke schließen
03.11.2025

Ein Vorfall in Köln sorgte für Entsetzen: Ein Mann filmte im Frühjahr den Po einer joggenden Frau – anzeigen konnte sie ihn nicht,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich – Deutschland hinkt hinterher
03.11.2025

Trotz fast gleicher Erwerbstätigenzahlen von Frauen und Männern bleiben Frauen in Deutschlands Führungsetagen weiterhin die Ausnahme. Im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau im freien Fall – Aufträge brechen im September dramatisch ein
03.11.2025

Alarmstufe Rot für Deutschlands Maschinenbauer: Nach einem äußerst schwachen September steuert die Branche auf ein Produktionsminus von...

DWN
Politik
Politik General Breuer will alle jungen Männer mustern – Bundeswehr rüstet sich für den Ernstfall
03.11.2025

Ein Satz, der aufhorchen lässt: Alle jungen Männer sollen wieder gemustert werden. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führung als Schlüsselfaktor: Wie Chefs Mitarbeiter halten oder vertreiben
03.11.2025

Mitarbeiter kündigen selten wegen Gehalt oder Karrierechancen – entscheidend ist meist der Vorgesetzte. Eine Studie zeigt: Jeder zweite...