Technologie

Deutsche Autoproduktion stürzt auf 22-Jahres-Tief

Das Produktionsvolumen der deutschen Autobauer wird im laufenden Jahr schätzungsweise so gering wie zuletzt 1996 ausfallen. 2020 dürfte es noch schlechter werden.
16.12.2019 17:00
Lesezeit: 2 min
Deutsche Autoproduktion stürzt auf 22-Jahres-Tief
Automobilproduktion bei Porsche. (Foto: dpa) Foto: Jan Woitas

Der deutschen Autoindustrie geht es so schlecht wie seit 22 Jahren nicht, so dass sie weltweit weiter an Bedeutung verliert: Die Produktion dürfte im laufenden Jahr im Vergleich zum Vorjahr wohl um fast neun Prozent einkrachen. Wie aus einer aktuellen Prognose hervorgeht, die das CAR-Institut in Duisburg veröffentlicht hat, werden die gesamten Volumina wohl bei 4,67 Millionen Fahrzeugen liegen. Dieser Hochrechnung liegen die Ergebnisse der ersten elf Monaten zugrunde.

Zum Vergleich: 1997 hatten die deutschen Hersteller noch 4,68 Millionen Wagen produziert. Nur 1996 waren die Volumina mit 4,54 Millionen Autos noch geringer als jetzt. Die rückläufige Produktion im laufenden Jahr wirkt sich ebenso negativ auf ihren Anteil an der Weltproduktion aus. So werden 2019 wahrscheinlich nur noch 5,9 Prozent aller weltweit verkauften Autos aus Deutschland stammen. 1998 waren es hingegen noch 11,8 Prozent.

„Mit dem Rückgang der Autoproduktion in Deutschland verliert der Standort Deutschland für die Welt-Autoindustrie weiter an Bedeutung“, sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer, der Leiter des Instituts. Und weiter: „Das geplante Tesla-Werk in Brandenburg hilft zwar den Abwärtstrend zu mildern, kann allerdings keine Trendumkehr einleiten. Einer der Hauptgründe sind die Zollkriege, die US-Präsident Donald Trump angezettelt hat. Damit hat er die Autokonjunktur in China abgewürgt, was wiederum enorm unsere Exporte getroffen hat."

Negative Entwicklung geht auch 2020 weiter

Dieser negative Trend wird sich wahrscheinlich auch im kommenden Jahr fortsetzen. So wird die Produktion noch weiter auf 4,5 Millionen Fahrzeuge schrumpfen. Ein Problem wird sein, dass die Inlandsnachfrage, die in der Vergangenheit einen wichtigen Teil der Produktion absorbiert hat, weiter sinkt. Deswegen wird man für 2020 sowohl bei den Autobauern als auch bei den Zulieferern mit Kurzarbeit rechnen müssen.

In naher Zukunft wird es also keinen Grund zum Optimismus geben. Denn Dudenhöfer zufolge kann man erst wieder im Jahr 2021 mit leicht steigenden Produktionszahlen rechnen. Dabei gibt der Wissenschaftler den Herstellern noch einen wichtigen Rat: „Für die deutschen Autobauer ist es künftig wichtig, den Austausch mit China zu festigen." Die Wertschöpfungskette zwischen Deutschland und dem Reich der Mitte werde es erlauben, die Technologiestellung der deutschen Autoindustrie zu festigen.

Das China als Reaktion auf den US-Druck gegen Huawei nun die enge Verflechtung der deutschen Automobilhersteller als Hebel nutzt, um die Bundesregierung vor einem Ausschluß Huaweis aus dem im Aufbau befindlichen 5G-Netz zu warnen, dürfte die Situation allerdings erheblich verkomplizieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Coca-Cola beklagt Standortbedingungen: Deutschland nicht wettbewerbsfähig
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...