Deutschland

Polnische LOT rettet den bankrottreifen Ferienflieger Condor

Der finanziell angeschlagene Ferienflieger Condor hatte noch bis Ende März Zeit, einen neuen Investor zu finden - ansonsten hätte ein Insolvenzverfahren gedroht. Doch jetzt steigt die polnische LOT ein und wendet den Niedergang der deutschen Airline erst einmal ab.
24.01.2020 12:58
Aktualisiert: 24.01.2020 12:58
Lesezeit: 2 min
Polnische LOT rettet den bankrottreifen Ferienflieger Condor
Der LOT-Chef Rafal Milczarski (rechts) mit dem Condor-CEO Ralf Teckentrup (Foto: dpa). Foto: Boris Roessler

Der gestiegene Ölpreis, die schwächelnde Konjunktur und die weltweiten Handelskonflikte haben 2019 den deutschen Flugmarkt massiv zugesetzt und zu zahlreichen Insolvenzen geführt: Eine Airline, die ebenso in finanzielle Turbulenzen geraten war, ist der deutsche Ferienflieger Condor, der bis Ende März einen neuen Investor präsentieren musste. Danach wurde die Rückzahlung eines Überbrückungskredits des Bundes von 380 Millionen Euro fällig. Und es drohte die Einleitung eines Insolvenzverfahrens.

Doch jetzt steigt die Polnische Airline LOT bei dem deutschen Unternehmen ein, das damit einstweilen gerettet ist. Es gehörte zum Reisekonzern Thomas Cook, der mit seiner Pleite im November die Airline in den Abgrund gerissen hatte. Der Chef der polnischen Fluggesellschaft Rafal Milczarski wollte sich nicht zum Kaufpreis äußern. "Der Preis ist fair", erklärte der Manager. "Wir können mit dem Geld den Kredit locker zurückzahlen", sagte Condor-Boss Ralf Teckentrup.

Eine allzu große Überraschung ist die Transaktion nicht. Denn schon zu Jahresanfang sollen Medienberichten zufolge mindestens drei verschiedene Investorengruppen erste unverbindliche Angebote vorgelegt haben. Die Fachpresse hatte schon seit Wochen damit spekuliert, dass Condor einen Interessenten findet.

Da die finanziellen Probleme so groß sind, hat das Management bereits massive Einschnitte im Unternehmen vorgenommen. So mussten schon hunderte von Mitarbeitern aus der Verwaltung ihren Hut nehmen. „Ich will die Gewinnaussichten durch Kostensenkungen steigern“, hatte Condor-Chef Teckentrup erklärt, wie der Manager die Airline für die Investoren attraktiv machen will.

Die Rettung der Airline ist eine der wenigen positiven Nachrichten an einem Markt, der ansonsten unter Druck steht. So schätzt der deutsche Airport-Verband (ADV), dass die Passagierzahlen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent schrumpfen. Zum Vergleich: Der globale Markt hingegen wird nach Prognosen des Weltverbandes IATA 4,1 Prozent mehr Fluggäste befördern und damit ein Wachstum verzeichnen – anders als die Airlines in Deutschland.

„Viele Direktverbindungen ab Deutschland sind nicht mehr wirtschaftlich“, sagte der Geschäftsführer des ADV, Ralph Beisel. „Die Folge sind Flugstreichungen an den Flughäfen,“ so der Funktionär. „Das raue, von steigenden Kerosinpreisen und Insolvenzen geprägte Marktumfeld treibt die Airlines auch dazu, ihre Flugpläne radikal auszudünnen,“ erklärte Beisel im Gespräch mit der FAZ.

Auch Eurowings setzt bei den Mitarbeitern den Rotstift an

Der Fall von Condor ist mit Sicherheit kein Einzelfall – im Gegenteil. Auch die Lufthansa-Tochter Eurowings erwirtschaftet schon länger rote Zahlen, so dass auch hier die Führungsriege gezwungen ist, mit Hilfe eines Sparprogramms wieder die Gewinnzone zu erreichen. Bis 2021 will Eurowings wieder schwarze Zahlen schreiben. Damit hat der Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr sein ursprüngliches Ziel bereits verfehlt. Denn eigentlich sollte Eurowings schon im vergangenen Jahr 2019 wieder positive Zahlen schreiben.

So setzt Spohr nun den Rotstift bei den Beschäftigten an. Insbesondere bei der Verwaltung sieht das Management von Eurowings ein erhebliches Einsparpotenzial. Dort sollen die Kosten um 30 Prozent sinken. Dazu gehören Arbeitsplätze – neben den Sachkosten. Das bedeutet, das auch Eurowings Entlassungen planen dürfte. Wieder einmal sind die Mitarbeiter die Leidtragenden. Immerhin sorgt der Einstieg der LOT bei Condor nun wieder für einen kleinen Lichtblick.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Ukraine-Wiederaufbau: Diese Unternehmen warten auf ein Ende des Krieges
28.12.2025

Die Märkte reagieren überraschend empfindlich auf jede Erwartung eines Waffenstillstands und verschieben Kapital von Rüstungswerten hin...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wie die wirtschaftliche Neuordnung gelingt
28.12.2025

Deutschland steht vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Neuordnung, in der Investitionen und geopolitische Risiken zugleich bewältigt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teamführung 2026: Was Führungskräfte jetzt wirklich brauchen
28.12.2025

Viele Führungskräfte starten 2026 mit neuen Vorsätzen – doch der Alltag frisst schnell jede Veränderung. Welche Self- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Über den Wolken: Sky City 1000 – eine Zukunftsvision gegen Wohnraummangel
28.12.2025

Die japanische Hauptstadt Tokio wächst – schneller als die Stadt es verkraftet. Allein 2024 kamen zehntausende Menschen hinzu, im...

DWN
Technologie
Technologie Batteriespeicher: Warum RWE den Takt für Europas Netze vorgibt
28.12.2025

Ein deutscher Energiekonzern baut in Wales den größten Batteriespeicher Großbritanniens und verschiebt damit die Kräfteverhältnisse in...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 52: Die wichtigsten Analysen der Woche
28.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 52 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswagen, Vorführwagen, Tageszulassung: So sparen Sie beim Autokauf
28.12.2025

Wer beim Auto kaufen sparen will, muss nicht zwingend zum alten Gebrauchten greifen. Jahreswagen, Vorführwagen und Tageszulassung wirken...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Föderale Modernisierungsagenda: 200-Punkte-Programm für Bürokratieabbau – ist das der große Wurf?
28.12.2025

Bund und Länder haben ein Paket beschlossen, das den Staat schlanker und schneller machen soll. Über 200 Maßnahmen zielen auf Bürger,...