Unternehmen

Trotz positiver PR-News: Irritationen um den deutschen Schiffbau

Die deutschen Schiffbauer konzentrieren sich schon lange auf den Bau von Nischenprodukten wie Fähren und Luxusschiffe. Denn die Konkurrenz aus Asien hat die Deutschen mit Dumpingpreise aus dem Massengeschäft mit dem Bau von Frachtern verdrängt. Wie sich konkret das abgelaufene Jahr 2019 entwickelt hat, ist nicht klar.
17.01.2020 17:15
Lesezeit: 1 min

Dem deutschen Schiffbau geht es offenbar doch nicht gut, wie der Branchenverband VSM glauben machen will: "Die Unternehmen verzeichnen so wenig Aufträge, dass wir darauf verzichtet haben, Statistiken für die Quartale oder Monate herauszugeben", sagte eine Sprecherin des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) auf Anfrage der Deutschen Wirtschaftnachrichten (DWN). Die Zahlen für das gesamte Jahr 2019 werden deshalb ihren Aussagen zufolge einmal im Mai publiziert.

Trotzdem spricht die Organisation in einer offiziellen PR-Erklärung von einem "durchaus bemerkenswerten Jahr", ohne konkrete Zahlen zu nennen. Dabei gibt der Verband nur eine tendenzielle Entwicklung an. Die schwache Nachfrage am Weltmarkt ist den Angaben zufolge gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent zurückgegangen. "Trotzdem macht sich dies bei deutschen Hersteller kaum bemerkbar", steht in der Presseinformation. "Die Auslastung der deutschen Werften und Zulieferer bleibt mehrheitlich recht hoch", berichtet die Organisation.

Hintergrund: Der Auftragsbestand der deutschen Industrie lag im vergangenen Mai 2019 bei etwa 20 Milliarden Euro. Die Branche hat grundsätzlich Probleme, weil die relativ hohe Zahl an Werften, die es weltweit gibt, einen starken Verdrängungswettbewerb bewirkt hat. Viele Anbieter sind verstärkt in der Lage, ihre Dienstleistungen zu einem immer geringeren Preis anzubieten. Insbesondere die Mitbewerber aus Asien bieten immer wieder Dumpingpreise an.

Die deutschen Unternehmen hatten nach der Großen Finanzkrise vor zehn Jahren verstärkt damit begonnen, sich in Nischenmärkte zurückziehen. So konzentrieren sich die Schiffsunternehmen auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen, Fähren und Luxusjachten. Aus dem Bau von Frachtern haben sich die Firmen zurückgezogen, wo sie das Terrain den asiatischen Mitbewerbern überlassen mussten. Deswegen ist es für die deutschen Werften auch immer schwieriger, profitabel zu arbeiten. Deswegen fehlt es auch oft an Geld, um mit Investitionen die Wettbewerbsfähigkeit wiederum zu verbessern. Aus diesen Gründen ist es fraglich, ob das Jahr 2019 tatsächlich so "bemerkenswert" war, wie der Verband schreibt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Analyse: Putins Besuch in Indien zeigt die gefesselten Hände des Kreml
09.12.2025

Wladimir Putins Besuch in Indien sollte Stärke demonstrieren, doch die Realität wirkt gegenteilig. Der Kreml ist stark von Ölexporten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp: Rückkehr in die Gewinnzone trotz Sanierungsdruck
09.12.2025

Thyssenkrupp meldet wieder Gewinn, doch der Preis dafür ist hoch. Der Konzern kämpft mit sinkender Nachfrage, Sanierungsrückstellungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Butterpreis im Sturzflug: Milchbauern schlagen Alarm – "wirtschaftliches Desaster"
09.12.2025

Der Butterpreis rutscht auf 99 Cent je 250 Gramm und jubelnde Kunden treffen auf alarmierte Milchbauern. Hinter dem Preisschub steckt der...

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsplatz 2030: Wie KI Bürojobs neu definiert
09.12.2025

Roboter übernehmen nicht mehr nur Fließbänder, sondern auch Schreibtische. Die künstliche Intelligenz dringt tief in den Büroalltag...

DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...