Deutschland

Tarif-Flucht: Deutschlands Sozialkassen entgehen Milliarden

Im Jahr 2018 haben in Westdeutschland nur 56 Prozent und in Ostdeutschland nur 45 Prozent der Beschäftigten Tariflöhne erhalten. Es gibt große Lücken im deutschen Tarifsystem, die von den Arbeitgebern ausgenutzt werden.
29.01.2020 06:29
Aktualisiert: 29.01.2020 06:29
Lesezeit: 1 min
Tarif-Flucht: Deutschlands Sozialkassen entgehen Milliarden
In der Floristik-Branche wird häufig unter Tarif gezahlt. (Foto: dpa) Foto: Marcus F

Im Jahr 2018 waren noch 56 Prozent der Beschäftigten im Westen und 45 Prozent im Osten tarifgebunden. Den DGB-Berechnungen zufolge würden bei voller Tarifbindung für Ostdeutschland 10,7 Milliarden Euro mehr in die Sozialkassen fließen, für Westdeutschland 14,1 Milliarden Euro mehr. Mehr Einkommensteuer in Höhe von 6,5 Milliarden Euro würde demnach für Ostdeutschland fließen und 8,5 Milliarden Euro für Westdeutschland.

Somit entgehen den Sozialkassen und dem Staat nach Berechnungen des DGB zweistellige Milliardensummen durch Lücken im Tarifsystem. Würden für alle Beschäftigten Tarifverträge gelten und sie entsprechend mehr verdienen, würden laut DGB fast 40 Milliarden Euro mehr an Sozialbeiträgen und Steuern pro Jahr fließen, wie aus Berechnungen des Gewerkschaftsbunds hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegen.

Der DGB geht von der Annahme aus, dass das Gehalt der Beschäftigten ohne Tarifvertrag im Fall vollständiger Tarifbindung so hoch wäre wie jenes der Tarifbeschäftigten heute. So kommt der DGB auf rund 24,8 Milliarden Euro, die zusätzlich an die Sozialversicherungen fließen würden, sowie 14,9 Milliarden Euro an Einkommensteuer für Bund, Länder und Kommunen. Als Basis der Berechnung diente die Verdienststrukturerhebung (VSE) des Statistischen Bundesamtes, wobei die jüngsten Daten aus dem Jahr 2014 stammen.

Die Zahlen von 2018 sind die aktuellsten, die vorliegen - die Zahlen für 2019 werden erst im weiteren Verlauf dieses Jahres veröffentlicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Endet die Koalition 2026 vorzeitig? Schwarz-Rot steht vor einem Schicksalsjahr
29.12.2025

Fünf Landtagswahlen, umstrittene Reformen: Der Dauerwahlkampf kommendes Jahr hat das Potenzial, die Koalition und die Reformprojekte...

DWN
Politik
Politik Gewalttaten nehmen zu: Über 46.000 Fälle von Gewalt gegen Polizisten
29.12.2025

Angriffe, Widerstand, Körperverletzung: Die Zahl registrierter Gewalttaten gegen Polizisten ist auch 2024 weiter angestiegen. Schwarz-Rot...

DWN
Finanzen
Finanzen Kosten der Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen - Bürgergeld größter Block
29.12.2025

Die Ausgaben für Arbeitslosigkeit waren 2024 so hoch wie seit rund zehn Jahren nicht mehr. Warum die Kosten explodieren und was das für...

DWN
Politik
Politik Ökonom Fratzscher: Feiertagsdiskussion ist „Phantomdebatte“
29.12.2025

Wegfallende Feiertage: Aus Arbeitnehmersicht liegen einige Feiertage 2026 ungünstig. Linke und Grüne fordern Ersatz unter der Woche. Ein...

DWN
Politik
Politik BKA-Chef: Russland will unsere Demokratie schwächen
29.12.2025

Russische Sabotage und Spionage nehmen laut BKA-Präsident Münch zu. Er fordert: Deutschland braucht bessere Daten zu Drohnenüberflügen.

DWN
Finanzen
Finanzen Änderungen 2026: Rente, Mindestlohn, Familienleistungen – das ändert sich im neuen Jahr
29.12.2025

Im neuen Jahr 2026 gibt es einige neue Regelungen, die Verbraucher kennen sollten. In den Bereichen Steuern, Strompreise, Kfz-Versicherung...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkauf: Eigentumswohnungen werden erschwinglicher aber nicht für alle
29.12.2025

Eigentumswohnungen sind in Deutschland laut Kreditvermittler Interhyp wieder für mehr Menschen bezahlbar geworden. In fünf Metropolen ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswechsel: Ansturm auf Feuerwerk für Silvester
29.12.2025

Pyrotechnik für den Jahreswechsel darf seit Montag verkauft werden. Mancherorts gab es vor Läden lange Schlangen.