Finanzen

In Dänemark zeigen sich die desaströsen Folgen der Negativzinsen

Nirgends gibt es negative Zinssätze schon eine so lange Zeit wie in Dänemark, wo sich nun die nachteiligen Auswirkungen zeigen.
28.01.2020 10:00
Lesezeit: 2 min
In Dänemark zeigen sich die desaströsen Folgen der Negativzinsen
Passanten gehen in Hamburg an einer Filiale der dänischen Danske Bank vorbei. (Foto: dpa) Foto: Christian Charisius

Bereits im Jahr 2012 hat die dänische Zentralbank negative Zinsen eingeführt, um die Kopplung der dänischen Krone an den Euro aufrechterhalten zu können. Kein anderes Land der Welt hat eine so lange Erfahrung mit Zinssätzen unter dem Nullpunkt gemacht. Doch nach Ansicht der dänischen Finanzaufsicht werden sich die wirklichen negativen Folgen der extremen Geldpolitik erst jetzt bemerkbar machen.

"Jetzt ist die Zeit gekommen, wo das Problem in größerem Umfang in den Gewinnen der Banken sichtbar wird", zitiert Bloomberg Kristian Vie Madsen, den stellvertretenden Generaldirektor der Finanzaufsichtsbehörde Finanstilsynet in Kopenhagen. Die dänischen Banken bereiten sich gerade darauf vor, ihre Jahresergebnisse zu melden. Die Danske Bank, die größte Finanzgruppe des Landes, wird ihre Zahlen am 5. Februar vorlegen.

Schon lange fordern die Banken in Europa ein Ende der Negativzinsen, die ursprünglich nur als kurzfristige Lösung für eine Wirtschaftskrise gedacht waren. Gerade hat der Bankenverband die EZB-Spitze aufgefordert, die Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik in die Wege zu leiten. Denn im Firmenkundengeschäft hagelt es insbesondere wegen der negativen Zinsen für viele Institute erstmals seit dem Jahr 2009 Verluste.

In Dänemark haben sich die Banken bisher auf "viele Einmalzahlungen" verlassen, um Verluste auszugleichen, sagt Madsen. Er verweist auf historisch niedrige Kreditabschreibungen, hohe Bewertungen der Anleiheportfolios und Rekordquoten bei der Refinanzierung von Hypotheken. Doch diese Effekte verlaufen sich, sagte Madsen. Die Ergebnisse für das nächste Jahr könnten dadurch nicht gerettet werden.

Eine extreme Politik zur Bekämpfung des plötzlichen Drucks auf die dänische Krone hat nun schon ein ganzes Jahrzehnt geprägt. Der dänische Bankenverband sagt, dass negative Zinssätze eine ernsthafte Bedrohung darstellen. Er schätzt, dass die Kostsen der Negativzinsen für die Branche allein im letzten Jahr bei rund 2,5 Milliarden Kronen (371 Millionen Dollar) lagen.

Die Geldpolitik hat die Bankeinlagen, welche für die Banken einst eine begehrte Form der stabilen Finanzierung waren, zu einem Verlustgeschäft gemacht. Daher haben die dänischen Banken längst damit begonnen, von ihren Privatkunden mit großen Einlagen Gebühren zu erheben. Auch in Deutschland haben zahlreiche Banken zum Jahresbeginn Negativzinsen für Privatkunden eingeführt oder bestehende Strafzinsen erhöht.

Lars Rohde, der Gouverneur der dänischen Zentralbank, hat angedeutet, dass die Banken des Landes eigentlich keinen Grund haben, sich zu beklagen. Die Branche strebe unnötig hohe Eigenkapitalrenditen an. Anleger sollten sich mit weniger zufrieden geben, da die Banken gut kapitalisiert seien. Dennoch sagte die Zentralbank letzten Monat, nachdem Stresstests Mängel aufgezeigt hatten, dass einige Banken mehr Kapital haben sollten.

Madsen sagt, dass die Finanzaufsicht den Sektor jetzt nach Banken durchsucht, die auf das härtere Klima möglicherweise mit einer zu starken Kreditvergabe zu reagieren. Die Banken sollten sich hüten, auf diese Weise ihre Gewinne zu erhöhen. "Wenn die Nachfrage nach Krediten nicht vorhanden ist, konkurrieren sie nur sehr hart um die wenigen existierenden Kunden, und nehmen vielleicht Kunden mit zu hohem Risiko auf."

Der Aufsicht zufolge muss die Branche auch disziplinierter mit den Kosten umgehen. Bisher haben die Probleme, denen sich die Banken in Dänemarkt gegenübersehen, nicht zu allgemeineren Bedenken im Hinblick auf die Stabilität des dänischen Finanzsystems geführt. Im Moment konzentriert sich diese Sorge eher auf das Risiko überhöhter Vermögenspreise, sagt Madsen.

Kürzlich musste Dänemarks Nachbarland Schweden sein Experiment mit Zinsen unterhalb von null Prozent nach nur fünf Jahren wieder abbrechen. Denn nicht nur waren die erklärten Ziele verfehlt worden, sondern die tatsächlichen Folgen der negativen Zinsen hatten ein bedrohliches Niveau erreicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rentenpaket 2025 beschlossen: Wirtschaft hält es für „unfinanzierbar“ – die zentralen Bausteine
14.12.2025

Das von der Bundesregierung beschlossene Rentenpaket soll am 19. Dezember vom Bundesrat bestätigt werden. Was es genau beinhaltet und...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Warum der Chipriese plötzlich um seinen Ruf kämpfen muss
14.12.2025

Die enormen Kursgewinne von Nvidia haben den Chipkonzern zum Symbol eines Marktes gemacht, der zwischen technologischem Fortschritt und...

DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....