Politik

Migrationsexperten erwarten neue Flüchtlingswelle nach Europa

Das Wiener "Internationale Zentrum für migrationspolitische Entwicklung" erwartet für die nächsten zwölf Monate einen gewaltigen Anstieg der Migration nach Europa. Es drohe eine Wiederholung der Zustände von 2015 und 2016.
30.01.2020 07:01
Aktualisiert: 30.01.2020 07:01
Lesezeit: 1 min
Migrationsexperten erwarten neue Flüchtlingswelle nach Europa
Die Männer aus Nigeria und Marokko gehören zu den 118 Menschen, die am 10. Januar vor der libyschen Küste von einem Schiff der spanischen Organisation «Open Arms» an Bord genommen wurden. (Foto: dpa) Foto: Santi Palacios

Die Staaten der Europäischen Union sind nicht darauf vorbereitet, eine Wiederholung des Jahres 2015 zu bewältigen, als über eine Million Menschen nach Europa kamen. Das betont der frühere österreichische Außenminister Michael Spindelegger, der seit 2016 Generaldirektor des in Wien ansässigen Internationalen Zentrums für die Entwicklung von Migrationspolitik (ICMPD) ist.

Weder die Westbalkanländer noch die EU-Staaten könnten einen plötzlichen großen Zustrom zu bewältigen, sagte Spindelegger dem EUobserver: "Wenn man nicht anfängt, das Problem im Transitland zu lösen, wird man die Situation im eigenen Land haben, und dann wird man nicht damit umgehen können. Es wäre dasselbe wie 2015 und 2016."

Das ICMPD erwartet, dass in den nächsten zwölf Monaten wieder mehr Menschen aus dem Iran, Libyen und Südamerika nach Europa kommen werden, falls sich die Bedingungen in diesen Regionen weiter verschlechtern sollten. Im letzten Jahr gehörten Venezuela und Kolumbien zu den fünf Staaten, aus denen die meisten Asylbewerber kamen, wobei die Mehrheit der Flüchtlinge aus diesen beiden südamerikanischen Ländern ihre Anträge in Spanien stellten.

Spindeleggers Warnung folgt auf eine ähnliche Warnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass Libyen das neue Syrien werden könnte. Allein im Jahr 2018 verließen 6,7 Millionen Syrer ihre Heimat. Zudem unterstützt der Österreicher einen deutschen Vorschlag vom Ende letzten Jahres, außerhalb der EU Auffanglager einzurichten, um dort Personen zu überprüfen, ihre Anträge zu bearbeiten und sie gegebenenfalls abzuweisen.

Mit dieser Idee würde man die Quoten abschaffen, die den EU-Staaten eine vorher festgelegte Anzahl von ankommenden Asylbewerbern zuweisen sollen. Denn solche Quoten haben einen Keil zwischen die EU-Staaten getrieben. Während die südlichen und nördlichen Mitgliedsstaaten die Quotenregelung befürworten, sind die Tschechische Republik, Ungarn, Polen und die Slowakei dagegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: So soll das Modell ab 2026 greifen
05.12.2025

Ab 1. Januar soll der neue Wehrdienst starten: mit Pflicht-Musterung, frischer Wehrerfassung und ehrgeizigen Truppenzielen. Die Regierung...

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktie im Fokus: Teslas Model 3 Standard startet in Deutschland – Experten hinterfragen Musks Einfluss
05.12.2025

Tesla bringt das Model 3 als neue Standard-Version nach Deutschland und senkt den Einstiegspreis deutlich. Weniger Komfort soll mehr...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Wirtschaft in der Währungsunion überrascht mit stärkerem Quartal
05.12.2025

Die Eurozone-Wirtschaft hat im Sommer mehr Dynamik gezeigt als gedacht. Neue Daten von Eurostat korrigieren das Wachstum nach oben, doch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen CSRD-Berichtspflicht: EU bremst, der Druck auf Unternehmen wächst – was nun zu tun ist
05.12.2025

Die EU zieht die Reißleine: Statt 2025 gilt die CSRD-Berichtspflicht nun zwei Jahre später. Doch während Brüssel bremst, wächst in den...

DWN
Politik
Politik Radikaler Bruch in der EU-Energiepolitik: Europa kappt endgültig die russischen Gasadern
05.12.2025

Die EU hat eine historische Entscheidung getroffen. Spätestens 2027 soll russisches Gas vollständig aus Europa verschwinden. Der...

DWN
Politik
Politik NATO-Kommandostruktur wird an Bedrohungslage angepasst
05.12.2025

Die NATO ordnet ihre Führung im Norden neu: Zuständigkeiten wandern über den Atlantik. Hinter der Anpassung der NATO-Kommandostruktur...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare-Störung: Netzwerk für Cyberabwehr verursacht Probleme bei Unternehmen
05.12.2025

Eine weltweite Cloudflare-Störung hat am Freitag zahlreiche Webseiten und Apps aus dem Tritt gebracht. Fehlermeldungen, leere Seiten und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Niedriglohn in Deutschland: 6,3 Millionen Menschen von Niedriglohnarbeit betroffen
05.12.2025

Millionen Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor. Neue Zahlen zeigen, wo Niedriglohnarbeit besonders konzentriert ist – und warum der...