Deutschland

ING Deutschland schafft kostenloses Girokonto teilweise ab

Lesezeit: 2 min
06.02.2020 15:14
Bei der ING fällt ab Mai eine Gebühr für das Girokonto an, wenn dort nicht mindestens 700 pro Monat eingehen. Hintergrund sind die Negativzinsen der EZB.
ING Deutschland schafft kostenloses Girokonto teilweise ab
Logo der ING Bank. (Foto: dpa)
Foto: Stephanie Lecocq

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Unter dem Druck der niedrigen Zinsen schafft die Deutschland-Tochter der niederländischen Bank ING das kostenlose Girokonto für einen Teil ihrer Kunden ab. Auf wessen Girokonto nicht regelmäßig mindestens 700 pro Monat eingehen, der müsse ab Mai monatlich 4,90 Euro zahlen, sagte Vorstandschef Nick Jue am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Er wolle damit einen Anreiz dafür schaffen, dass sich möglichst viele inaktive Kunden für ING als Hausbank entscheiden. Menschen unter 28 Jahren sowie Kunden mit einem Basiskonto seien von der Gebühr ausgenommen. "Damit ändert sich für drei Viertel unserer Kunden nichts", sagte Jue. Ende 2019 zählte ING Deutschland 2,8 Millionen Girokonten, 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Für die Bank, die unter dem Namen ING-DiBa mit kostenlosen und gut verzinsten Tagesgeldkonten groß geworden war, ist der Abschied vom kostenlosen Girokonto eine Strategiewende. "Wir wollen mehr sein als nur die kostenlose Alternative", sagte Jue. Es werde immer wichtiger, aktive, langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen.

Denn die niedrigen Zinsen setzen auch der erfolgsverwöhnten Direktbank mit ihren inzwischen 9,5 (Vorjahr: 9,3) Millionen Kunden zu. Um gegenzusteuern, baut ING Deutschland das Kredit- und Wertpapiergeschäft aus. 2019 steigerte sie den Gewinn vor Steuern um zwei Prozent auf 1,35 Milliarden Euro. Finanzchef Norman Tambach sagte, die Bank habe dabei von der Auflösung von Rückstellungen für faule Kredite profitiert. Der Zinsüberschuss, bisher die wichtigste Einnahmequelle, schrumpfte dagegen um drei Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. "Wir können sehr zufrieden sein", bilanzierte Jue. "Aber es wird nicht einfacher, profitabel zu wachsen."

ING DEUTSCHLAND PLANT "MOMENTAN" KEINE STRAFZINSEN

Obwohl die Bank Bestandskunden auf die Einlagen auf ihren Tagesgeldkonten nur noch 0,001 Prozent Zinsen zahlt, stiegen die Kundeneinlagen auf 139 (2018: 138) Milliarden Euro. Man bereite sich auf unterschiedliche Szenarien für den Fall vor, dass ING von Einlagen überschüttet werde, wenn Konkurrenten Strafzinsen einführen, sagte Jue. "Momentan haben wir keine Plan, Negativzinsen einzuführen." Banken versuchen die überschüssige Liquidität möglichst gering zu halten, da die Europäische Zentralbank (EZB) von ihnen Strafzinsen verlangt, wenn sie über Nacht bei ihr Geld parken.

Bremsspuren zeigten sich bei der ING Deutschland in dem seit einigen Jahren florierenden Firmenkundengeschäft, das um vier Prozent schrumpfte. Man sei bei der Kreditvergabe selektiver vorgegangen, erklärte Tambach.

Auch die niederländische Muttergesellschaft kämpft mit den niedrigen Zinsen. "Preisdisziplin und Wachstum halfen uns, den Druck durch die Negativzinsen abzufedern", sagte Vorstandschef Ralph Hamers am Donnerstag. Die Kosten seien 2019 dennoch um 4,5 Prozent gestiegen, vor allem weil die größte Bank der Niederlande viel Geld für regulatorische Anforderungen in die Hand nehmen musste. Mit der verschärften Geldwäsche-Überwachung ihrer Kunden zog sie die Konsequenzen aus einer 900-Millionen-Dollar-Strafe im Jahr 2018. ING zählt weltweit 13,3 Millionen Kunden, die mindestens zwei ihrer Produkte nutzen.

Im vierten Quartal sank der Gewinn vor Steuern um 21 Prozent auf 1,34 Milliarden Euro und lag damit weit unter den Prognosen der Analysten. Grund dafür sei ein Anstieg der Risikovorsorge nach einem Betrugsfall in Asien. Trotzdem stieg die ING-Aktie am Donnerstag um 2,6 Prozent.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...