Politik

Die CDU zerfleischt sich selbst: Sozialflügel fordert Ausschluss der Werteunion

Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft fordert von der CDU-Spitze, die “Unvereinbarkeit” zwischen einer gleichzeitigen Mitgliedschaft in der Werteunion und der CDU einzuführen. Doch die Werteunion hat nach eigenen Angaben über 4.000 Mitglieder.
11.02.2020 14:26
Lesezeit: 1 min
Die CDU zerfleischt sich selbst: Sozialflügel fordert Ausschluss der Werteunion
Die Werteunion soll über 4.000 Mitglieder haben. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Der CDU-Sozialflügel geht auf Konfrontationskurs zur konservativen Werteunion und fordert einen Beschluss des Parteivorstands zur Abgrenzung von der Gruppe. Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) appellierte am Dienstag in einer Mitteilung an die CDU-Spitze, die “Unvereinbarkeit” zwischen einer gleichzeitigen Mitgliedschaft in der Werteunion und der CDU “durch einen Beschluss deutlich zu machen”. Zudem verlangte sie eine Prüfung, wie dies auch in der Satzung der Partei verankert werden könne.

Die Mitglieder der Werteunion sollten sich entscheiden, hieß es in der Erklärung des Sozialflügels: “Wer eine Zusammenarbeit mit der AfD sucht, soll aus der CDU austreten.” Wer sich zum christlichen Menschenbild bekenne, solle die Werteunion verlassen und “in den Schoß der CDU zurückkehren”. Die Werteunion hat nach Angaben des CDU-Politikers Alexander Mitsch über 4.000 Mitglieder.

Vorsitzender der CDA ist Karl-Josef Laumann, der derzeit den Posten des Ministers für Arbeit, Soziales und Gesundheit in Nordrhein-Westfalen inne hat.

Die Werteunion, vertreten durch ihre Vorsitzenden, habe in den vergangenen Jahren wiederholt die Positionen der CDU Deutschlands offen abgelehnt und sich den Entscheidungen der höchsten Parteigremien widersetzt. Besonders gravierend sei die Forderung der Spitze der Werteunion nach der Aufhebung des Kooperationsverbotes mit der AfD. “Diese Forderung ist mit den Werten der CDU unvereinbar”, hieß es.

“Die AfD ist eine offen rechtsradikale und fremdenfeindliche Partei, deren Vorsitzenden immer wieder und systematisch menschenverachtende Formulierungen wählen und Forderungen aufstellen”, so die CDA. Die Werteunion trete mit der Forderung nach einer Zusammenarbeit mit der AfD die Werte der CDU mit Füßen.

Die Werteunion sieht sich als Vertretung der konservativen Strömung in der Union, ist aber keine offizielle Parteigliederung, so die dpa. Zuletzt hatten sich mehrere CDU-Politiker dafür ausgesprochen, Mitglieder der Werteunion wegen deren Zuspruchs zur umstrittenen Wahl des Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) mit den Stimmen der AfD aus der Partei zu drängen.

Die CDA äußerte sich dazu in einer Mitteilung: “Eine CDU, die bei dieser Frage wackelt, ist für uns Christlich-Soziale nicht unsere Partei. Die Gründerväter der CDA haben im NS-Reich Widerstand gegen das Naziregime geleistet. Das ist das historische Erbe von uns Christlich-Sozialen und wir alle fühlen uns seiner Bewahrung verpflichtet. Geschichte wiederholt sich – ausgerechnet in Thüringen, in dem Bundesland in dem Hitlers Machtaufstieg begann. Auch damals konnte ohne Mitwirkung der Nazis keine Regierung gebildet werden. Eine Situation, die sich nie wiederholen durfte und bis gestern unvorstellbar war. Für uns ist klar: Diese historische Dummheit lassen wir nie wieder zu!”

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik „Trump ist nur eine Episode“: Boltons Abrechnung mit dem Mann im Weißen Haus
18.05.2025

Während Europa nervös auf jeden Tweet aus Washington reagiert, warnt Ex-Sicherheitsberater John Bolton: Nicht Trump sprengt die NATO –...

DWN
Technologie
Technologie Cyberkriminalität: Nur ein Klick von der Katastrophe entfernt
18.05.2025

Cyberkriminalität ist zur globalen Supermacht aufgestiegen – mit höherem Schaden als die Volkswirtschaften Deutschlands und Japans...

DWN
Panorama
Panorama Whisky – die stets liquide Luxus-Geldanlage
18.05.2025

Wein, Uhren, Schmuck, Handtaschen, Kunst, Oldtimer – es gibt viele Möglichkeiten, in alternative Geldanlagen zu investieren. Die meisten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Marokko als chinesisches Tor zur EU – doch Handelskrieg könnte Riegel vorschieben
18.05.2025

Peking investiert Milliarden in Marokkos Industrie – doch geopolitische Spannungen und der drohende Protektionismus eines möglichen...

DWN
Politik
Politik Gefängnis, Gericht, Geschichte – Stammheim 50 Jahre nach dem RAF-Prozess
18.05.2025

Vor 50 Jahren begann in Stammheim der RAF-Prozess – ein juristisches Mammutverfahren gegen den Terror. Wie viel Rechtsstaat blieb im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Analyse: „Die alte Weltordnung ist am Ende – und sie wird nicht zurückkehren“
18.05.2025

Das Zeitalter des freien Welthandels ist vorbei – die Welt wird neu vermessen. China produziert, die USA rüsten sich, und Europa...

DWN
Politik
Politik Handelskriege auf Risiko – Trumps russisches Roulette mit der US-Wirtschaft
18.05.2025

Mit Zöllen, Drohungen und Handelskriegen will Washington die Industrie heimholen. Doch was, wenn der Revolver in der Hand des Präsidenten...

DWN
Finanzen
Finanzen Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
17.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär,...