Finanzen

Schwerer BIP-Einbruch: Die Wirtschaftsmacht Japan schlittert in die Rezession

Die Wirtschaftsleistung Japans ist Ende 2019 stark eingebrochen, eine Rezession scheint unausweichlich zu sein. Der Abschwung im Land der aufgehenden Sonne ist ein böses Omen für die Weltwirtschaft.
17.02.2020 10:00
Aktualisiert: 17.02.2020 10:56
Lesezeit: 1 min
Schwerer BIP-Einbruch: Die Wirtschaftsmacht Japan schlittert in die Rezession
Eine Frau geht in Tokio an einem Wandgemälde vorbei. (Foto: dpa) Foto: Franck Robichon

Der schwerste Einbruch der Wirtschaft seit fünfeinhalb Jahren deutet in Japan auf den Beginn einer Rezession hin. Wie die Regierung am Montag in Tokio mitteilte, lag die Wirtschaftsleistung der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt im Schlussquartal 2019 1,6 Prozent tiefer als im Vorquartal. Auf das Jahr hochgerechnet ergibt sich ein Einbruch um 6,3 Prozent. Dies ist der stärkste Rückgang seit dem zweiten Quartal 2014.

Analysten hatten zwar eine rückläufige Wirtschaftsleistung erwartet, allerdings in einem geringeren Tempo. Ein wichtiger Grund für den massiven Einbruch dürfte die Erhöhung der Mehrwertsteuer von Anfang Oktober sein. Die Anhebung war mehrfach verschoben worden, weil eine vorherige Erhöhung im Jahr 2014 die Wirtschaft stark belastet hatte. So war es auch jetzt: Im Schlussquartal 2019 schrumpfte der private Verbrauch auf das Jahr hochgerechnet zweistellig.

Belastet wurde die Wirtschaft zudem von der ebenfalls stark rückläufigen Investitionstätigkeit der Unternehmen. Dies dürfte eine Folge des Handelskonflikts zwischen den USA und China sein, der erhebliche Auswirkungen auf die exportorientierte Wirtschaft Japans hat. Zwar hat sich der Konflikt infolge einer Teileinigung mittlerweile etwas beruhigt. Im vierten Quartal war der Disput aber überwiegend noch am toben. Hinzu kamen in den letzten drei Monaten 2019 Belastungen in Form schwerer Wirbelstürme.

Mit abnehmendem Handelsstreit und weniger Unwetter könnte man normalerweise für das erste Quartal eine Gegenbewegung mit Wirtschaftswachstum erwarten. Doch die Aussichten dafür sind schlecht: Der von China ausgehende Coronavirus hat die dortige Wirtschaftsaktivität stark gebremst. Dies wirkt sich nicht nur auf den Außenhandel mit Japan aus, sondern auch auf den Tourismus. Chinesen zählen aufgrund ihres wirtschaftlichen Aufstiegs in den vergangenen Jahrzehnten mittlerweile zu einer wichtigen Besuchergruppe, nicht nur in Japan. Bleiben die chinesischen Touristen aus, lastet das auf dem Wachstum.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Spielraum der Politik, kurzfristig gegenzusteuern, nicht sonderlich groß ist. Um die wirtschaftlichen Folgen der Steuererhöhung abzufedern, hatte die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe bereits im vergangenen Jahr massive Zusatzausgaben beschlossen. Als noch begrenzter gelten die Möglichkeiten der japanischen Zentralbank, hat sie ihre Geldpolitik in den vergangenen Jahren doch so stark wie kaum eine andere Zentralbank der Welt gelockert. Damit dürfe die Hauptlast auf der staatlichen Ausgabenpolitik liegen.

Japan gehört zusammen mit Ländern wie Deutschland, Südkorea und China zu den wichtigsten Exportnationen der Welt. Einbrüche der Wirtschaftsleistung in diesen Märkten signalisieren damit immer auch eine Abschwächung im Welthandel und der Weltwirtschaft als Ganzes. Die Probleme Japans sind nicht neu, sondern struktureller Natur. Über den Abschwung der Industrie- und Exportaktivitäten in dem Land hatten die DWN in der Vergangenheit regelmäßig berichtet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...

DWN
Technologie
Technologie Lockerung der Gentechnik-Regeln im Supermarkt: Was Verbraucher jetzt wissen müssen
04.12.2025

Neue EU-Vorgaben aus Brüssel: Gibt es im Supermarkt bald keinen Hinweis mehr auf genveränderte Lebensmittel? Was sich für Obst, Gemüse...