Panorama

Skandal in Hannover: Mafia-Boss vom Balkan wird zur Behandlung eingeflogen, jetzt abgeschoben - Polizei-Bewachung verursacht immense Kosten

Ein schwerkriminelles Clanmitglied aus Montenegro wurde in den vergangenen Tagen in Hannover ärztlich behandelt. Die Polizei musste den Verbrecher und dessen Frau tagelang bewachen. Am Freitag dann wurde der Mann per Bundespolizei-Helikopter zum Flughafen gebracht, um nach Istanbul auszufliegen. Der deutsche Steuerzahler soll die Kosten übernehmen.
21.02.2020 12:24
Aktualisiert: 21.02.2020 12:24
Lesezeit: 1 min

Das mutmaßliche Clan-Mitglied, dessen Aufenthalt in der Medizinischen Hochschule Hannover für heftigen Streit sorgte, hat die Stadt mit dem Ziel Istanbul verlassen, berichtet die dpa. Der 35-Jährige und seine Frau, beide aus Montenegro, seien per Privatflugzeug abgereist, teilte ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums am Freitag mit. Die Stadt Hannover hatte zuvor auf Bitten und in enger Abstimmung mit dem Ministerium beschlossen, den Mann ausweisen zu lassen.

Der Mann soll in eine blutige Clan-Fehde um Drogengeschäfte verwickelt sein. Am 7. Februar war er aus Montenegro eingeflogen, um Ende Januar erlittenen Schussverletzungen in Hannover behandeln zu lassen. Das Klinikum (MHH) wurde sichtbar von schwer bewaffneten Polizisten mit Maschinenpistolen und schusssicheren Westen bewacht.

Im Bett liegend wurde der Schwerverletzte auf dem Dach der Klinik zu einem Hubschrauber der Bundespolizei gebracht. Damit flog er dann zum Flughafen und von dort weiter in Richtung Istanbul.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sprach von einer guten Nachricht für das Personal sowie die Patientinnen und Patienten der Krankenhauses - und für die Polizei. «Ich bin froh, dass diese unnötige Episode jetzt ein Ende gefunden hat», sagte er. Schon am Vortag hatte Pistorius unter Berufung auf Klinik-Einschätzungen erklärt, der Patient sei reisefähig, seiner Ausreise stehe daher nichts im Wege. Nach Übergabe der Ausweisungsverfügungen hatten die beiden Montenegriner sieben Tage Zeit, um Deutschland freiwillig zu verlassen. Danach wären sie abgeschoben worden.

Ministerpräsident Stephan Weil sagte: «Man muss sich ja fragen, warum dieser Herr überhaupt an der MHH aufgenommen worden ist.» Diese Frage bedürfe der Klärung. «Ich bin sicher, wenn alle Beteiligten an der MHH geahnt hätten, um wen es sich da handelt, dann hätten sie eine Aufnahme sehr viel kritischer geprüft.» So etwas dürfe in dieser Form nie wieder passieren.

Um den Aufenthalt des Montenegriners, der tagelang von Polizisten in der Klinik bewacht wurde, hatte es massiven Streit gegeben. Der Steuerzahlerbund verlangte etwa, die immensen Kosten für den Einsatz dem Privatpatienten beziehungsweise seiner Familie in Rechnung zu stellen. Auch die Ehefrau des 35-Jährigen, die in einem Hotel in der Nähe wohnte, wurde bewacht. Abgeordnete in Hannover verlangten von der rot-schwarzen Landesregierung Aufklärung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...

DWN
Finanzen
Finanzen Micron Technology-Aktie und der KI-Boom: Experten sehen Parallelen zu Nvidia
19.12.2025

Der KI-Boom verändert den Halbleitermarkt und lenkt den Blick auf Speicherhersteller. Kann die Micron Technology-Aktie dauerhaft von...

DWN
Politik
Politik EU lockert Gentechnik-Vorgaben: Was sich im Supermarkt ändert und wo Chancen und Risiken liegen
19.12.2025

Die EU stellt die Weichen für lockerere Gentechnik-Vorgaben – mit Folgen für Supermärkte, Kennzeichnung und Landwirtschaft....

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt SumUp-IPO 2026: Wie SumUp-Gründer Daniel Klein eines der größten Fintechs Europas an die Börse bringt
19.12.2025

Ob Taxi oder Dönerbude: Die kleinen weißen SumUp-Terminals haben die Kartenzahlung in deutschen Kleinstbetrieben etabliert. Nun führt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verbrenner-Aus: EU lockert Vorgaben und setzt den Fokus auf Unternehmen und Hersteller
19.12.2025

Die Europäische Kommission richtet ihre Verkehrsklimapolitik neu aus und verändert damit die Rahmenbedingungen für Industrie und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose 2026: Kurs erholt sich – Experten streiten über den weiteren Weg
19.12.2025

Der Bitcoin-Kurs schwankt, die Jahresendrally bleibt aus – und doch überbieten sich Experten mit kühnen Zielen. Zwischen 87.900 Dollar...

DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt die besten Dividenden-Aktien kaufen: Diese Titel überzeugen Experten von Morningstar
19.12.2025

Dividenden gelten für viele Anleger als stabiler Ertragsanker in unsicheren Marktphasen. Doch woran lässt sich erkennen, welche...

DWN
Politik
Politik E-Autos: Kfz-Steuerbefreiung bei Elektroautos bis 2035 verlängert
19.12.2025

Elektroautos sollen länger steuerfrei bleiben – doch die neuen Regeln haben einen Haken. Ein Beschluss im Bundesrat verschiebt Fristen,...