Detroit, Paris, Tokio, Frankfurt: Eine Automesse nach der anderen meldet starke Rückgänge, sowohl im Hinblick auf die Zahl der Besucher, als auch auf die der Aussteller. Jetzt hat es auch die „Internationale Motor Show“ in Genf erwischt. Mindestens 14 Autohersteller haben ihre Teilnahme an der Traditionsveranstaltung, die vom 5. bis 15. März dauert, abgesagt: Peugeot, Citroen, Opel, Lamborghini, Volvo, Jaguar, Land Rover, Cadillac, Ford, Tesla (!), Tata (Indien), Mitsubishi, Nissan und Subaru. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität St. Gallen schreibt: „Genf bildet den Automarkt nicht mehr ab. Die Messehallen müssen ´gepolstert´ werden mit Bistro-Angeboten, Oldtimer-Replikas und den Ständen von Reifenherstellern, um den leeren Eindruck zu überspielen.“
Dudenhöffer wirft den Messe-Machern vor, nicht in der Lage zu sein, eine moderne Veranstaltung zu organisieren. Sie ähnelten „Dinosauriern, die im analogen Zeitalter haften geblieben“ seien. Schließlich wirke „Hardware, die aufgereiht nebeneinander steht, in unserer digitalisierten Welt wenig einladend“. Als Vorbild sollten sich die Verantwortlichen die iPhone-Präsentationen von Apple nehmen: Diese seien seit 2007, als die erste Auflage stattfand, „Vorbild für die Vorstellung von Innovationen“. Ähnliches wie Apple böte beispielsweise auch die GamesCom in Köln – wenn sich die großen Automessen nicht „schnell neu erfinden, werden sie sterben“.
Dabei, so Dudenhöffer, hätte „für Genf alles so schön laufen können. Denn: „Die Elektromobilität startet dieses Jahres in Europa durch“, so die Prognose des ehemaligen Leiters des CAR Centers Automotive der Universität Duisburg/Essen. Und weiter: „Es ist Druck auf dem Verkaufs-Kessel für Elektroautos. Nichts wäre besser als eine funktionierende Großveranstaltung, um die ´Pferde zum Saufen´ zu bringen, die Autokäufer vom Elektroauto zu begeistern. Genf hätte den großen Startschuss für den Hochlauf der Elektromobilität geben können.“
So aber bleibe „das Klima in Genf frostig, um nicht zu sagen, bitterkalt.“