Wirtschaft

Saudi-Arabiens Ölpreis-Attacke auf Russland könnte Erfolg haben

Saudi-Arabiens Entschluss, einen Ölpreis-Kampf mit Russland einzugehen, könnte sich auszahlen. Der saudische Ölkonzern Saudi Aramco kann auch bei sehr niedrigen Ölpreisen profitabel sein, was für russische Ölkonzerne nicht gilt.
10.03.2020 13:00
Lesezeit: 1 min

Die Ölpreise sind weltweit um circa 30 Prozent eingebrochen, nachdem Saudi-Arabien Russland einen Preiskampf erklärt hat. Die Drohung Riads, sein Rohöl zu diskontieren und die Produktion zu steigern, führte dazu, dass der Preis für Brent-Rohöl (also den internationalen Ölmarker) auf 31,02 US-Dollar pro Barrel fiel. West Texas Intermediate, die US-Benchmark, fiel auf 27,71 US-Dollar pro Barrel.

Saudi-Arabien hatte ursprünglich versucht, die Opec und Russland zu stärkeren Ölförderkürzungen zu bewegen, um die Ölpreise angesichts des Ausbruchs des Coronavirus zu stützen. Doch Russland hatte dies abgelehnt. Riad reagierte, indem es die Produktion erhöhte und sein Öl mit hohen Rabatten anbot. Analysten zufolge war dies ein Versuch, Russland zu bestrafen. Zudem wollte Saudi-Arabien seine Stellung als weltweit führender Öl-Exporteur festigen. “Das Signal ist, dass Saudi-Arabien die Zapfen öffnen und um Marktanteile kämpfen will (...) Saudi krempelt die Ärmel hoch für einen Preiskampf”, zitiert CNN Matt Smith, Direktor für Rohstoff-Forschung bei "ClipperData".

Ein Insider aus der Ölbranche sagte den Financial Times: “Die Opec war sich einig [die Produktion zu reduzieren]. Russland hat Einwände erhoben und erklärt, dass ab dem 1. April jeder produzieren kann, was er will. Also übt auch das Königreich sein Recht aus.”

Zwar ist auch die saudische Wirtschaft ist nicht immun gegen einen Preisverfall. Trotzdem gibt es gute Gründe für das Selbstvertrauen Saudi-Arabiens. Denn der saudische Ölkonzern Saudi-Aramco verfügt über die größten Kapazitäts-Reserven der Welt und produziert Öl zu den weltweit niedrigsten Kosten. Der Konzern kann auch bei niedrigen Ölpreise profitabel sein.

Russland vertrat den Standpunkt, dass die volle Auswirkung des Coronavirus zunächst beobachtet werden müsse, bevor Maßnahmen bei der Ölproduktion getroffen werden. Zudem hatte es Moskau auf die US-Fracking-Industrie abgesehen, die sich in den vergangenen Jahren russische Marktanteile hat aneignen können. Allerdings war die US-Fracking-Industrie zu keinem Zeitpunkt wirklich profitabel - und damit volkswirtschaftlich auch entbehrlich. Ein anhaltender Preisverfall könnte zwar zu wirtschaftlichen Problemen für Energie-produzierende US-Bundesstaaten wie Texas und North Dakota führen. Doch im Gegensatz zu Russland ist der Staatshaushalt der USA nicht auf Einnahmen aus dem Ölexport angewiesen.

Viel hängt davon ab, wie aggressiv Saudi-Arabien die Produktion steigern wird. Es verfügt über mehr Kapazitätsreserven als jedes andere Land, sodass es die Produktion schnell steigern kann.

Russlands Fähigkeit, seine Produktion zu steigern, ist wahrscheinlich eingeschränkter. Niedrigere Preise könnten das längerfristige Versprechen von Präsident Wladimir Putin gefährden, in Bereiche wie Infrastruktur und Sozialausgaben zu investieren.

Allerdings führen Analysten der Beratungsfirma FGE aus, dass die Attacke Saudi-Arabiens zum Scheitern verurteilt sein könnte, “wenn die Ölpreise nicht lange niedrig bleiben”.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Korruptionsermittlungen in Kiew: Behörden durchsuchen Bürochef von Selenskyj
28.11.2025

Die ukrainischen Anti-Korruptionsbehörden haben am Morgen eine Durchsuchung bei Andrij Jermak, dem Leiter des Präsidentenbüros von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Studie: Lage von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt verschlechtert sich erneut
28.11.2025

Menschen mit Behinderung stehen auf dem Arbeitsmarkt zunehmend unter Druck: Eine neue Analyse des Handelsblatt Research Instituts im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neuer Kompromiss in Berlin: Mehr Spielraum für Verbrenner nach 2035
28.11.2025

Nach monatelangen Verhandlungen hat die Regierungskoalition eine gemeinsame Linie zum geplanten EU-Verbot neuer Autos mit Verbrennungsmotor...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Wie Analysten die Zukunft nach dem Crash bewerten
28.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen rund um die Novo Nordisk-Aktie haben Anleger verunsichert und den Blick auf Chancen und Risiken neu geschärft....

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krise: Trumps wechselhafte Politik erschüttert Vertrauen
28.11.2025

Die diplomatischen Bemühungen in Genf zeigen, wie stark der Ukrainekrieg inzwischen von wechselhaften Signalen aus Washington geprägt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Forschungsdominanz: Wachsende Risiken für Europas Sicherheit
28.11.2025

China treibt den globalen Technologiewandel voran und zwingt Europa zu einer strategischen Neubewertung seiner Abhängigkeiten. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Studie von KfW Research: Industriestandort Deutschland benötigt mehr Wagniskapital
27.11.2025

Deutschlands Industrie steht unter Druck: KfW Research sieht schrumpfende Wertschöpfung und zu wenig Risikokapital. Chefvolkswirt Dirk...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Immer mehr Arbeitsplätze wandern ins Ausland ab: Wirtschaftsstandort Deutschland wackelt
27.11.2025

Hohe Preise für Energie, belastende Lohnnebenkosten, eine ausufernde Bürokratie und politische Vorgaben des Staates: Immer mehr Firmen...