Finanzen

Alarmstufe Rot: Zahl der Arbeitslosenanträge in den USA schießt auf Rekordhoch

Die Zahl der Erstanträge bei Arbeitslosigkeit ist in den USA in der vergangenen Woche massiv angestiegen. Der bisherige Rekord aus dem JAhr 1982 wurde fast um das 5-Fache übertroffen.
26.03.2020 13:43
Aktualisiert: 26.03.2020 13:43
Lesezeit: 2 min
Alarmstufe Rot: Zahl der Arbeitslosenanträge in den USA schießt auf Rekordhoch
Washington: Ein Paar besucht ein menschenleeres Lincoln-Denkmal. (Foto: dpa) Foto: Patrick Semansky

Die Coronavirus-Pandemie schlägt in Rekordtempo auf den US-Arbeitsmarkt durch. In der vergangenen Woche stellten 3,283 Millionen Amerikaner einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Der bisherige Rekord wurde 1982 mit 695.000 registriert. Die Erstanträge gelten als wichtiger "Echtzeitindikator" der wirtschaftlichen Lage, da sie nur mit einer Verzögerung von einer Woche veröffentlicht werden.

Die Coronavirus-Krise könnte nach Ansicht des US-Währungshüters James Bullard kurzfristig fast 50 Millionen Amerikaner ihren Job kosten. Dies seien insbesondere Arbeitsplätze mit Publikumsverkehr - also Tätigkeiten, bei denen es zum Kontakt mit der Öffentlichkeit komme, sagte der Chef des Fed-Bezirks von St. Louis. Bislang boomte der US-Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote lag zuletzt bei 3,5 Prozent, was praktisch Vollbeschäftigung entspricht.

Die Entwicklung ist umso erstaunlicher, weil im aktuellen Report nur Erstanträge berücksichtigt sind, die bis zum 21. März gestellt wurden. Doch erst am 20. März erließ der bevölkerungsmäßig größte und wirtschaftsstärkste Bundesstaat Kalifornien breitflächige Ausgangssperren, wie der Blog Wolfstreet berichtet. Das bedeutet, dass die mehr als 3 Millionen Arbeitslosen erst der Anfang sein dürften und kommenden Woche noch höhere Zahlen veröffentlicht werden.

Stimmen zur Entwicklung auf dem US-Arbeitsmarkt:

BERND WEIDENSTEINER, COMMERZBANK:

"Das bisherige Rekordhoch aus dem Jahr 1982 ist damit förmlich pulverisiert worden. Diese Zahlen sind der erste 'harte' Beleg für das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens, den das Coronavirus der US-Wirtschaft zufügt. Die Arbeitslosenquote wird in den nächsten Monaten massiv ansteigen."

ULRICH WORTBERG, HELABA:

"Der historisch einmalige Anstieg lässt auf Massenentlassungen schließen und darauf, dass der offizielle Arbeitsmarktbericht, der Ende kommender Woche zur Veröffentlichung ansteht, extrem schwach ausfallen wird. Rezessionssorgen dürften zunehmen."

THOMAS GITZEL, VP BANK:

"Die Erstanträge geben einen ersten verlässlichen Vorgeschmack auf das, was vor uns liegt – und das verheißt leider nichts Gutes. Solch einen starken Anstieg im Wochenvergleich gab es zuvor noch nie. Es handelt sich um eine mehr als Verzehnfachung. Die US-Arbeitnehmer strömen derzeit in Scharen auf die Arbeitsämter. Das Virus hinterlässt auf dem flexiblen und nur wenig regulierten US-Arbeitsmarkt tiefe Bremsspuren.

Das sich derzeit zur Verabschiedung im Kongress befindliche billionenschwere Rettungspaket setzt an der richtigen Stelle an. Es geht jetzt darum, dass sich vor allem Geringverdiener ohne soziale Absicherung das tägliche Brot leisten können und Unternehmen über Wasser gehalten werden. Nur so kann ein späterer Aufschwung wieder gelingen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Handelsadern unter Beschuss: Wem gehören die Häfen der Welt?
02.08.2025

Im globalen Machtpoker um maritime Infrastruktur blockiert China die milliardenschwere Übernahme von CK Hutchinson-Terminals durch...

DWN
Panorama
Panorama Sommerferien 2025: Wer früher startet, erlebt mehr Sonne – wer später reist, profitiert anders
02.08.2025

Sommerferien sind heiß ersehnt – doch wann ist der beste Zeitpunkt für den Urlaub? Früh oder spät starten, Sonne oder Schnäppchen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Lebensversicherung verkaufen: Wie Sie die Lebensversicherung zu Geld machen können
02.08.2025

Bei einem Verkauf der Lebensversicherung erhält man in aller Regel mehr Geld als bei einer Kündigung des Vertrags. Während der...

DWN
Technologie
Technologie LinkedIn ist das professionelle soziale Netzwerk: Doch etwas ist im Wandel
02.08.2025

LinkedIn galt lange als letzte seriöse Bastion im Netz – ein Ort für Karrieren, Netzwerkpflege und Fachlichkeit. Doch jetzt häufen...

DWN
Finanzen
Finanzen Warum nur 1 von 25 Aktien echten Wohlstand schafft
02.08.2025

Nur vier Prozent der Aktien schaffen es, den Markt nachhaltig zu schlagen – der Rest vernichtet langfristig Vermögen. Was Anleger jetzt...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilien-Crowdfunding-Falle: Anleger warnt vor Reinvest24
02.08.2025

Ein Investor schlägt Alarm: Zinsen bleiben aus, Geld verschwindet, Auskünfte gibt es keine. Der Fall der Plattform Reinvest24 zeigt, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrermangel in Europa: Fast die Hälfte der europäischen Lkw-Fahrer steht kurz vor der Pensionierung
02.08.2025

Europa droht eine stille Krise, die alle trifft: Hunderttausende Lkw-Fahrer gehen bald in Rente – doch kaum jemand will nachrücken....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chef des Superfonds Eifo zur chinesischen Windkraft-Offensive: „Ich bin besorgt“
02.08.2025

Chinas Windkraftkonzerne drängen mit Macht auf globale Märkte – und bedrohen nun auch Europas Energiewende. In Lateinamerika, Afrika...