Politik

Syrien: Extremisten mobilisieren gegen Russland und die Türkei

Russland und die Türkei versuchen, ihr Waffenstillstandsabkommen von Idlib umzusetzen. Doch Extremisten machen deutlich, dass sie gegen das Abkommen sind. Sie führen Bombenanschläge und Angriffe aus.
31.03.2020 19:37
Aktualisiert: 31.03.2020 19:37
Lesezeit: 2 min
Syrien: Extremisten mobilisieren gegen Russland und die Türkei
Die militärische Lage in Idlib. (Grafik: TRT World)

Die Expertin für die arabisch-amerikanischen Beziehungen, Dania Koleilat Khatib, führt in einem Beitrag von Arab News aus: “Während der Westen sich bemüht, die Coronavirus-Pandemie zu bewältigen, und Syrien nicht auf dem Radar steht, könnte Russland eine Gelegenheit finden, die ins Stocken geratenen Astana-Gespräche - den Parallelkurs zum Genfer Prozess - wiederzubeleben, um am Boden neue Realitäten zu schaffen und die Zukunft Syriens zu diktieren

Die Türkei, Russland und der Iran sind die Initiatoren der Friedensgespräche von Astana, die 2017 eine Lösung für den Syrienkonflikt anstrebten. Die Türkei und Russland unterzeichneten 2018 in Sotschi ein separates Abkommen, um einen Angriff der syrischen Regierung auf die Provinz Idlib, wo die Türkei Truppen stationiert hat, zu verhindern. “Jetzt, da das internationale Umfeld dies zulässt, kann Russland ermutigt werden, einen Schritt weiter zu gehen und zu versuchen, die Unterschiede zwischen den drei Hauptakteuren im Syrienkonflikt zu überbrücken”, so Khatib, die zu den Kritikern der Friedensgespräche von Astana gehört. Assad habe nun freie Hand in Syrien, meint sie.

Die Türkei hat versucht, die strategische Autobahn M4 zwischen Aleppo und Latakia im Süden von Idlib zu sichern, um die gemeinsamen russisch-türkischen Patrouillen wieder aufzunehmen, wie aus dem Waffenstillstandsabkommen zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin hervorgeht. Die türkische Armee hat kürzlich ihre Maßnahmen verstärkt, mehr Militärkonvois entsandt, neue Außenposten auf beiden Seiten der Autobahn errichtet und Patrouillen in getrennten Teilen der strategischen Autobahn durchgeführt, so Al-Monitor.

Die Situation in der nordwestlichen syrischen Provinz Idlib ist weiterhin instabil. Es gab gegenseitige Verstöße gegen den Waffenstillstand zwischen den Truppen der Opposition und der syrischen Armee. An den Kontaktstellen kam es auf beiden Seiten zu Zusammenstößen und Bombardierungen. Die syrische Armee scheint bereit zu sein, erneut Schlachten zu führen, da in Idlib schwere militärische Verstärkungen zusammengezogen wurden und Luftangriffe ausgeführt wurden.

Nachdem türkische Patrouillen am 15. März durch Demonstranten, die die Straße blockierten, gestoppt wurden, gelang es der türkischen Armee vom 24. bis zum 25. März, zwei Patrouillen auf der Autobahn M4 ohne die russischen Streitkräfte durchzuführen. Am 23. März errichtete die türkische Armee drei militärische Außenposten im nahe gelegenen Gebiet Jisr al-Shughur. Al-Monitor wörtlich: “Die Mehrheit der türkischen Militärkonvois fuhr in Gebiete im Süden von Idlib, wo sie an strategischen Orten auf beiden Seiten der M4 und in Großstädten wie Ariha eingesetzt wurden. Die türkische Armee versucht, extremistische Dschihad-Organisationen in Schach zu halten, um die gemeinsamen Patrouillen auf der strategischen Autobahn wieder aufzunehmen.”

Am 19. März wurde eine türkische Patrouille direkt in der Nähe der Stadt Muhambal auf der M4 angegriffen, wobei zwei türkische Soldaten getötet und andere verletzt wurden. Den Angriff soll die Extremisten-Miliz Hurras al-Din ausgeführt haben. Die dschihadistischen Gruppen in der Region veröffentlichten am 15. März eine Erklärung, in der sie die türkisch-russische Einigung in Idlib kritisierten.

Bei jenen Gruppen handelt es sich um Jabhat Ansar al-Din, Ansar al-Tawhid, Ansar al-Islam und Hurras al-Din, die sich hauptsächlich in den rauen Berggebieten im Süden von Idlib und in der nördlichen Latakia-Landschaft befinden.

Diese Gruppen standen hinter dem Bombenanschlag auf die Kafr-Brücke am 25. März, die sich auf der Autobahn M4 befindet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Bioprinting: Wie 3D-gedruckte Gewebe die Medizin revolutionieren
31.07.2025

Gewebe aus dem Drucker klingen wie Science-Fiction – und sind teils schon Realität. Forscherinnen und Forscher arbeiten weltweit an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ticketsteuer Luftverkehr: Bundesregierung verzichtet auf Senkung 2026
31.07.2025

Die Bundesregierung hält an der hohen Ticketsteuer im Luftverkehr fest – trotz wachsender Kritik aus der Branche. Eine kurzfristige...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Waffen auf Kosten der Wirtschaft: Russland vor dem ökonomischen Kollaps
31.07.2025

Russland steuert auf einen wirtschaftlichen Kipppunkt zu: Während Militärausgaben Rekordhöhen erreichen, kollabieren zivile Sektoren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führungswechsel bei Novo Nordisk: Hoffnungsträger unter Druck
30.07.2025

Novo Nordisk stellt die Spitze neu auf – mit Mike Doustdar übernimmt ein Mann mit Konzernkenntnis, aber vor allem mit enormer...

DWN
Technologie
Technologie Solaranlage auf dem Dach: Warum viele Betreiber kein Geld sehen
30.07.2025

Strom erzeugen und dafür kassieren – das ist die Idee hinter privaten Solaranlagen. Doch wer heute in Deutschland einspeist, muss...

DWN
Politik
Politik Waren die EU-Zusagen von Ursula von der Leyen an Trump leere Versprechen?
30.07.2025

Die EU hat den USA unter Trump Investitionen und Energieimporte in Billionenhöhe versprochen. Doch in Brüssel wächst der Zweifel: Die...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn, Solarstrom, KI: Was sich im August ändert
30.07.2025

Der August bringt spürbare Veränderungen – auf der Schiene, beim Strompreis, im Umgang mit KI. Für Millionen Menschen heißt das: neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Regenwetter drückt Umsätze – wie Gastronomen jetzt reagieren sollten
30.07.2025

Der Sommer 2025 hat vielen Gastronomen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Statt voller Biergärten und spontaner Hotelbuchungen gab...