Der Trend zur Lockerung bei den Anti-Corona-Maßnahmen verstärkt sich in ganz Europa. In Ländern wie Österreich, Griechenland und Spanien stehen die Starttermine bei den Hotels fest. Allenthalben gelten aber immer noch Reisebeschränkungen und -warnungen. Ein Überblick der wichtigsten Maßnahmen in zehn besonders beliebten Urlaubsländern der Deutschen.
GRIECHENLAND: Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hat ein neunwöchiges Lockerungsprogramm angekündigt. Masken werden in allen geschlossenen Räumen und öffentlichen Verkehrsmitteln ab 4. Mai Zwang sein. Wer sich nicht daran hält, muss 150 Euro zahlen. Die Lockerungsphase ähnelt der Deutschlands. Zunächst werden am 4. Mai Friseursalons, Elektrogeschäfte und Buchhandlungen wieder aufmachen. Die Bürger werden zudem von Montag an ohne Einschränkungen aus dem Haus gehen können. Reisen außerhalb der jeweiligen Präfektur (das entspricht in etwa einem Landkreis in Deutschland) sind aber vorerst nicht erlaubt. Auch das Reisen vom Festland zu den Inseln ist vorerst nicht gestattet. Im Juni sollen stufenweise die Hotels wieder öffnen. Das größte Problem bleibt der Tourismus aus dem Ausland. Bislang ist unklar, wann die Flüge innerhalb Europas wieder starten werden.
ÖSTERREICH: Die Alpenrepublik ist bei den Lockerungsmaßnahmen weit vorne. Ausgangsbeschränkungen gibt es ab 1. Mai nicht mehr. Ab 2. Mai dürfen alle Geschäfte und fast alle Dienstleister wie Friseure wieder öffnen. Am 15. Mai folgen die Restaurants, Ende Mai die Hotels. Die Hygieneregeln wie Mindestabstand von einem Meter und das Tragen von Mund-Nasen-Schutz in Geschäften sowie öffentlichen Verkehrsmitteln gelten weiter. Österreich hofft, dass ab dem Hochsommer der Tourismus mit Ländern wie Deutschland wieder anlaufen kann. Das Schicksal vieler Betriebe hängt von der Reiselust speziell der Deutschen und Niederländer ab. Wichtige Wiener Museen öffnen indes früher als geplant. Nach dem Belvedere will unter anderem das Kunsthistorische Museum (KHM) zu Pfingsten wieder Besucher zulassen. Als besondere Geste hat sich das KHM für ein «pay as you wish»-Modell für den Juni entschieden, bei dem jeder Besucher den Eintrittspreis selbst bestimmt.
ITALIEN: Nach Italien darf man derzeit nur mit einem triftigen Grund reisen. Tourismus ist nicht möglich. Hotels sind seit Anfang März geschlossen. Wann sie wieder aufmachen, ist vollkommen unklar. Ab 4. Mai werden erste Mini-Schritte in Richtung Freiheit gemacht, dann dürfen die Menschen wieder zum Spazieren raus. Der Tourismus ist einer der größten Geschäftszweige in Italien, umso verzweifelter sind die Menschen, die in der Branche arbeiten. Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro rief zuletzt dazu auf, jeder, der sich wieder bewegen dürfe, möge bitte umgehend nach Venedig kommen. Viele setzen nun auf den inländischen Tourismus. Hoteliers oder Strandbadbesitzer denken sich alles mögliche aus, um «soziale Distanz» am Meer oder am Pool garantieren zu können: Von Plexiglastrennwänden über verschiedene «Schichten» - also eine begrenzte Anzahl von Badenden zu jeweils verschiedenen Zeiten - am Meer bis zu Abstandskontrollen am Strand oder schwimmende Sonnenliegen im Wasser.
SPANIEN: Ob Schlagerparties auf Mallorca, ein Städtetrip nach Barcelona oder eine Wanderung auf dem Jakobsweg - für den Sommer 2020 bleiben diese Aktivitäten für ausländische Feriengäste wohl Wunschdenken. Der Tourismus werde wohl nicht vor Jahresende in Gang kommen, warnte die Regierung in Madrid zuletzt. Bislang sind die Grenzen zu und auch Reisen in andere Regionen des Landes sind selbst den Spaniern weiter verboten, wenn sie keinen wichtigen Grund vorweisen können. Wohl ab Ende Juni können zumindest die Spanier selbst voraussichtlich bescheidene Urlaubspläne schmieden. Viele Hotels sollen Mitte Mai wieder öffnen dürfen - unter strikten Auflagen und mit maximal 30 Prozent Belegung. Medien schrieben zuletzt, Spanien werde diesen Sommer ein Revival der 1950er Jahre erleben: Kaum internationale Gäste, kein Badespaß im Mega-Resort, kein überfülltes All-Inclusive, stattdessen Kurzreisen, Städtetrips, Wanderungen in den Bergen und Urlaub auf dem Land bei Familie und Freunden.
FRANKREICH: An den Stränden der französischen Riviera können sich Urlauber aller Voraussicht nach frühestens im Juni sonnen. Die Strände Frankreichs bleiben generell bis mindestens 1. Juni für die Öffentlichkeit geschlossen, kündigte Regierungschef Édouard Philippe am Dienstag bei der Vorstellung der Lockerungspläne ab dem 11. Mai an. Erst Ende Mai will die Regierung Frankreichs bekanntgeben, ob im Juni auch Cafés, Restaurants und Bars wieder öffnen können. Eine klare Ansage für Hotels und Camping-Plätze gab es zunächst nicht. Kleinere Museen sollen ab 11. Mai wieder Besucher empfangen können - große Museen wie der weltberühmte Louvre in Paris werden ihre Türen wohl nicht vor September wieder öffnen.
NIEDERLANDE: Die auch bei deutschen Urlaubern beliebte niederländische Nordseeprovinz Zeeland öffnet ihre wegen Corona geschlossene Tür einen Spalt breit: Von diesem Freitag an dürfen die Tourismusbetriebe der Region zunächst 15 Prozent ihrer Bettenkapazität wieder an Schlafgäste vermieten. Der Beschluss gilt zunächst bis zum 22. Mai. Bis mindestens 20. Mai gelten die strengen Corona-Maßnahmen. Das heißt unter anderem, dass Restaurants, Cafés und Kneipen geschlossen sind und in der Öffentlichkeit ein Sicherheitsabstand von eineinhalb Meter einzuhalten ist. Viele Campingplätze und Bungalowsparks sind geschlossen oder aber vermieten nur unter besonderen Bedingungen an Touristen.
TÜRKEI: Die Einschränkungen in der Türkei sollen vorerst noch bis Ende Mai gelten. Dazu gehören Ausgangssperren über die Wochenenden für 31 Städte und Provinzen und ansonsten für chronisch Kranke, die meisten Unter-20-Jährigen und Senioren ab 65. Außerdem bleiben unter anderem Schulen und Unis, Bars und Cafés geschlossen. Präsident Recep Tayyip Erdogan hat aber einen baldigen Fahrplan für die Rückkehr zur Normalität angekündigt. Ab Ende Mai soll zumindest die halbstaatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines wieder fliegen. Die Türkei hängt zur Rettung ihrer angeschlagenen Wirtschaft stark vom Tourismus ab. Der Gesundheitsminister betont seit einigen Tagen, das Schlimmste sei überstanden und die Zahl der Opfer verringere sich stetig.
ÄGYPTEN: Hier wurden die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus teils etwas gelockert. So wurde die seit Ende März geltende nächtliche Ausgangssperre verkürzt: Die Menschen müssen in dem nordafrikanischen Land jetzt täglich zwischen 21 und 6 Uhr morgens zu Hause bleiben, Geschäfte müssen ab 17 Uhr schließen. Restaurants und Cafés dürfen zwar liefern, in ihren Räumen aber keine Gäste bewirten. Und öffentliche Strände in beliebten Badeorten wie Hurghada und Scharm El-Scheich sind weiterhin geschlossen und dieser Tage menschenleer. Touristische Flüge nach Ägypten sind immer noch ausgesetzt.
POLEN: Das Land lockert seine Restriktionen nur sehr langsam. Es wird seine Kontrollen an den Grenzen zu anderen EU-Mitgliedstaaten bis zum 13. Mai aufrechterhalten - und bleibt vorerst für Ausländer geschlossen. Ausnahmen gelten für Menschen mit Daueraufenthaltsgenehmigung, für Lastwagenfahrer und Diplomaten. Die Grenzen zu Deutschland, Tschechien, zur Slowakei und zu Litauen können nur an bestimmten Übergängen überquert werden. Die Regierung in Warschau hat sich entschieden, ab dem 4. Mai Hotels und Einkaufszentren wieder zu öffnen. Restaurants - auch solche in Hotels - bleiben allerdings weiterhin geschlossen.
KROATIEN: 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden vom Tourismus generiert. Umso bitterer, dass seit dem 19. März keine Urlaubsreisen möglich sind. Wer dennoch aus Deutschland einreisen kann, muss in 14-tägige häusliche Quarantäne. Ab 11. Mai dürfen Cafés und Restaurants öffnen, wenn sie ihre Kundschaft außerhalb bedienen. In Kroatien besteht keine Maskenpflicht, sondern nur eine Empfehlung. Das Land macht Druck auf eine Öffnung der Grenzen für Urlauber. Vorgeschlagen wird die stufenweise Inbetriebnahme von Fremdenverkehrseinrichtungen: zuerst Campingplätze, dann Privatzimmer und Ferienhäuser, dann nautischer Tourismus wie die Vermietung von Segelbooten und Jachten. Man beobachtet die EU-Diskussion um Sommerreisen, verhandelt aber auch selbst direkt mit Slowenien, Tschechien und Österreich, um Reisen zwischen den Ländern zu ermöglichen.