Deutschland

Kliniken sollen auch für Nicht-Corona-Patienten wieder öffnen dürfen

In der Coronakrise gibt es weitere Schritte zu einer Normalisierung, etwa Lockerungen für Spielplätze und Museen. Zudem wollen Bund und Länder einen Teil der Intensivbetten wieder für Erkrankte zur Verfügung stellen, bei denen kein Coronavirus festgestellt wurde.
30.04.2020 15:48
Aktualisiert: 30.04.2020 15:48
Lesezeit: 2 min
Kliniken sollen auch für Nicht-Corona-Patienten wieder öffnen dürfen
Die für den befürchteten Corona-Ansturm reservierten Intensivbetten sollen nun wieder für Patienten genutzt werden. (Foto: dpa) Foto: Roland Weihrauch

Bund und Länder wollen in der Coronakrise weitere Schritte zur Normalisierung gehen. So soll ein Teil der Intensivbetten in Kliniken auch wieder für andere Erkrankte zur Verfügung gestellt werden, geht aus dem Beschlusspapier für die Schalte von Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten am Donnerstag hervor. Zudem sollen Spielplätze und Museen wieder geöffnet werden. Lockerungen soll es auch für größere private Feiern geben. Kanzleramtschef Helge Braun und einige Ministerpräsidenten betonten aber, die generelle Linie mit Einschränkungen im öffentlichen Leben solle weitgehend bis Ende kommender Woche bestehen bleiben. "Die Kontaktbeschränkungen werden jetzt sicherlich erst einmal bis zum 10. Mai verlängert", sagte Braun dem Sender n-tv.

Bei dem Gespräch von Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten geht es am Nachmittag nach Brauns Angaben vor allem darum, sich mit den Vorschlägen der Fachminister etwa zu Schulen, Kindergärten und dem Sport zu beschäftigen. Braun (CDU) hatte sich am Mittwoch mit den Staatskanzleichefs der Länder abgestimmt. Es herrsche Einvernehmen, dass man zunächst die genauen Auswirkungen der ersten Öffnungsmaßnahmen auf die Neuinfektionen kennen müsse, bevor man weitere Schritte gehe. Darüber werde am 6. Mai mit den Ländern gesprochen. Er erwarte dies auch bei der Frage, ob die Bundesliga ihren Spielbetrieb wieder mit Geisterspielen aufnehmen solle. In der Bundesregierung hieß es ergänzend, ein Bundesliga-Start könnte auch erst Mitte oder Ende Mai möglich sein.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach im Inforadio von einer "Zwischenbilanz". Sein niedersächsischer Kollege Stephan Weil (SPD) forderte in der ARD, den Menschen eine Perspektive für Lockerungen zu geben. Nach den Vorgesprächen von Bund und Ländern soll es nur leichte Lockerungen etwa bei Museen oder Zoos geben - die aber ohnehin bereits in einigen Bundesländern wieder geöffnet sind. Eine Abschaffung der 800-Quadratmeter-Begrenzung der Verkaufsfläche für Geschäfte ist in dem Papier für die Beratung bisher nicht vorgesehen. Es gebe aber etliche SPD-geführte Länder, die auf einen völlige Freigabe pochten, hieß es in Verhandlungskreisen.

Nach Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen erneut etwas stärker gestiegen als am Vortag. Die Gesamtzahl der Infizierten wuchs auf 159.119. Allerdings seien weitere 3100 Menschen genesen, das liegt erneut über der Zahl der Neuinfektionen von 1478. "Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung", sagte RKI-Chef Lothar Wieler mit Verweis auf den Wochenvergleich. Positiv dabei sei auch, dass die Zahl der Tests in der vergangenen Woche auf 467.000 gestiegen sei. Wieler appellierte an die Bevölkerung, sich weiter an die Regeln zu halten.

Bund und Länder wollen aber einen Teil der Intensivbetten in Krankenhäusern auch wieder für Nicht-Corona-Patienten nutzen. Die Entwicklung der Infektionszahlen und die genaue Übersicht über die verfügbaren Krankenhausbetten lasse es zu, dass man einen Teil der Betten auch wieder für andere planbare Operationen zur Verfügung stelle, heißt es nach Reuters-Informationen in der Beschlussvorlage des Bundes. Zuvor hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Vorschlag gemacht, einige der mehreren tausend derzeit ungenutzten Intensiv-Betten wieder für die Behandlung anderer Krankheiten zu verwenden.

FINDEN LÄNDER UNTEREINANDER EINE LINIE?

Ein Thema bei dem Treffen zwischen Regierung und Bundesländern ist auch, wie einheitlich die Länder selbst vorgehen wollen. Mehrere Ministerpräsidenten wie Weil, Woidke und Tobias Hans (Saarland) warnten vor der Schalte, einzelne Bundesländer sollten nach der Besprechung nicht wieder Alleingänge unternehmen. Hans forderte allerdings gleichzeitig im SWR, man müsse stärker auf regionale Unterschiede der Länder beim Öffnungskurs eingehen.

Dies könnte etwa die Schulpolitik betreffen, bei der verschiedene Bundesländer unterschiedliche Ansätze verfolgen. Es sei nicht hilfreich, wenn der Bund-Länder-Gipfel Einigkeit demonstriere und man am nächsten Tag aus der Zeitung übereinander lese, was jetzt alles geöffnet werde, sagte Hans im SWR. "Was ich aber nicht erleben möchte, ist, dass wir uns abstimmen, und dann macht trotzdem wieder jeder Seins", mahnte auch Weil. Hintergrund ist, dass nach der letzten Bund-Länder-Schalte gemeinsame Beschlüsse wie etwa die Öffnung von Geschäften unterschiedlich ausgelegt worden war.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

DWN
Politik
Politik EU plant Anpassungen an der DSGVO: Mehr Spielraum für KI zu Lasten des Datenschutzes?
19.11.2025

Die Europäische Union plant umfassende Änderungen ihrer Digital- und Datenschutzregeln, um Innovationen im Bereich künstlicher...

DWN
Politik
Politik Russisches Geld soll nach Kiew fließen - trotz Korruptionsskandals: Von der Leyen schreibt Merz & Co.
19.11.2025

Für die Nutzung der russischen Gelder werben insbesondere Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und von der Leyen. Ihr Plan sieht vor, der...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Friedenspläne der USA zum Ukraine-Krieg belasten den Rheinmetall-Aktienkurs
19.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät nach frischen US-Friedenssignalen erneut in turbulentes Fahrwasser. Analysten bleiben optimistisch, doch die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Fokus: Anleger reagieren auf überhitzte KI-Aktien und reduzieren ihre Positionen
19.11.2025

Investoren an den US-Börsen beobachten derzeit starke Bewegungen im KI-Sektor, während große Akteure gleichzeitig ihr Portfolio neu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Exportbeschränkungen für Nexperia-Chips: Niederlande geben Kontrolle über Chip-Firma Nexperia ab
19.11.2025

Ende September hatte die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen. China reagierte kurz darauf mit einem...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucherumfrage: Debitkarten und Smartphones verdrängen Bargeld in Deutschland
19.11.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass in Deutschland das Bezahlen mit Debitkarte und Smartphone zunehmend das Bargeld verdrängt. Fast die...

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenplus 2026? Wann Ruheständler steuerpflichtig werden
19.11.2025

Rentner aufgepasst: Kommendes Jahr könnten die Renten in Deutschland erneut steigen. Was einerseits erfreulich ist, kann andererseits dazu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktienstrategie: Wie Profis erkennen, wann es Zeit zum Ausstieg ist
19.11.2025

Der perfekte Verkaufszeitpunkt an der Börse ist selten. Doch wer Gewinne nicht rechtzeitig realisiert, riskiert, sie wieder zu verlieren....