Wirtschaft

Größte Pleitewelle der Geschichte erreicht die USA

Die Zahlen der Ratingagenturen zeigen, dass sich in den USA die größte Pleitewelle der Geschichte anbahnt.
07.05.2020 16:00
Lesezeit: 3 min
Größte Pleitewelle der Geschichte erreicht die USA
Die Zahlungsprobleme der Unternehmen lassen eine riesige Pleitewelle erwarten. (Foto: dpa) Foto: Richard Ellis

Die USA haben im "Kampf gegen einen unsichtbaren Feind", wie Präsident Donald Trump es ausdrückte, ihre Wirtschaft in großen Teilen zum Stillstand gebracht. Da natürlich keine Arbeitskräfte gebraucht werden, wenn nicht gearbeitet werden darf, verloren innerhalb weniger Wochen 30 Millionen Amerikaner ihren Job. Dabei spielte auch eine Rolle, dass das Arbeitslosengeld im Rahmen der Corona-Maßnahmen für viele Arbeitslose nun höher ist als ihr bisheriges Gehalt - ein starker Anreiz, nicht zu arbeiten. 

Nun zeigt sich die Wirtschaftskrise allmählich auch in den steigenden Konkursanmeldungen. Bereits im April hatte die Ratingagentur Moody's ihre Liste der riskanteren unter den ohnehin schon riskanten Schrottanleihen (mit einer Bewertung von B3 oder schlechter) auf insgesamt 311 Unternehmen ergänzt, dies war die höchste jemals erreichte Zahl. Der frühere Rekordstand von 291 Unternehmen war während der Finanzkrise von 2009 aufgestellt und später während des rohstoffbedingten Abschwungs im April 2016 erneut erreicht worden.

Damit stieg der Anteil der Anleihen mit einem Rating von B3 und schlechter auf von 20,7 Prozent aller von Moody's bewerteten Schrottanleihen. Dieser Wert ist deutlich mehr als der langfristige Durchschnitt von 14,8 Prozent und liegt nahe dem Allzeithoch von 26,1 Prozent. Die Entwicklung ist vor allem auf die direkten und indirekten Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zurückzuführen, darunter die weltweit sich vertiefende Rezession und die sinkenden Ölpreise.

Moody's erwartet erhebliche Kreditprobleme in vielen Sektoren, Weltregionen und Märkten, die in der Geschichte beispiellos sein werden.

Doch nicht nur bei den sogenannte Schrottanleihen wachsen die Kreditprobleme. Denn bereits im ersten Quartal ist ein Rekordvolumen an Investment-Grade-Anleihen (IG) in den Schrottbereich zu sogenannten Hochrendite-Anleihen (engl. High Yield, HY) herabgestuft worden, in der Finanzwelt spricht man bei auf diese Weise herabgestuften Anleihen auch von "gefallenen Engeln". Laut einem Bericht von Goldman Sachs fielen im ersten Quartal Anleihen mit einem Nennwert von insgesamt 148,8 Milliarden Dollar vom IG-Bereich in den HY-Bereich.

Und dies war offenbar nur der Anfang einer länger anhaltenden Entwicklung. Denn die großen Ratingagenturen S&P, Moody's und Fitch erwarten noch deutlich mehr "gefallene Engel". Laut einer Studie von Goldman Sachs haben derzeit Anleihen mit einem Rating im unteren Investment-Grade-Bereicht mit einem Nennwert von insgesamt mehr als einer Billion Dollar einen negativen Ausblick. Das heißt in der Regel, dass ihnen zeitnah die Herabstufung auf "Ramsch" droht. 

Die bereits vollzogenen oder drohenden Herabstufung in den Ramschbereich und dann in den unteren Ramschbereich sind jedoch nur der erste Schritt auf dem Weg in eine große kommende Pleitewelle.

Zwar können Unternehmen versuchen, ihre Liquidität aufrecht zu erhalten, indem sie Gehälter, Investitionen und Dividenden kürzen. Doch in einigen Fällen reichen selbst drastische Maßnahmen nicht mehr aus. Wie der jüngste Bericht zu Zahlungsausfällen der Bank of America zeigt, sind die Zahlungsausfälle im April bereits auf 17 Milliarden Dollar angestiegen sind, während weitere Anleihen im Umfang 27 Milliarden Dollar auf der Beobachtungsliste der Bank stehen.

Auch Larry Fink, der CEO des weltgrößten Vermögensverwalters Black Rock mit einem verwalteten Vermögen von 7,5 Billionen Dollar, blickt offenbar mit Sorge auf den amerikanischen Anleihemarkt, wie Bloomberg berichtet. Bei einem Gespräch mit Kunden soll er gesagt haben, dass Banker, mit denen er gesprochen hat, erwarten würden, "dass eine Kaskade von Konkursen die amerikanische Wirtschaft treffen wird". Fink sagte, dass die Federal Reserve möglicherweise mehr tun müsse, um Unterstützung zu leisten.

Tatsächlich hat die Fed bereits angekündigt, dass sie künftig auch börsengehandelte Fonds (ETFs) mit Unternehmensanleihen kaufen wird, darunter auch Fonds, die in Schrottanleihen investiert haben. Und auch bei der EZB wird der Kauf von ETFs diskutiert. Zwar können die Notenbanken die kommende Pleitewelle mit Gelddrucken aufhalten. Doch damit schaffen sie nur weitere sogenannte Zombie-Firmen, also Unternehmen, die aus eigener Kraft nicht überlebensfähig sind. 

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