Deutschland

Grüne drängen auf Zweiklassen-Gesellschaft beim Fleischverzehr

Die Grünen drängen seit längerer Zeit auf die Einführung hoher Fleischpreise. Grünen-Chef Robert Habeck fordert einen Mindestpreis für Tierprodukte. Doch Linkspolitiker Dietmar Bartsch kontert mit den Worten: "Ich will keine soziale Spaltung über das Schnitzel."
17.05.2020 21:13
Aktualisiert: 17.05.2020 21:13
Lesezeit: 1 min
Grüne drängen auf Zweiklassen-Gesellschaft beim Fleischverzehr
Berlin: Neu-gekürte Grünkohl-Majestät Franziska Giffey (SPD), Bundesfamilienministerin, und der bisheriger Amtsinhaber Robert Habeck, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen, stehen beim "Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äte". (Foto: dpa) Foto: Christoph Soeder

Die Grünen fordern eine grundlegend Reform der Fleischproduktion in Deutschland, nachdem sich deutsche Schlachthöfe zunehmend zu Corona-Brennpunkten entwickelt hatten. In einem sieben Punkte umfassenden Plan, der den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag) vorliegt, verlangt Grünen-Chef Robert Habeck unter anderem einen Mindestpreis für Tierprodukte, ein Verbot von Werkverträgen über Subunternehmen, bessere Haltungsbedingungen für Tiere, eine "korrekte Entlohnung" der Mitarbeiter und eine Ausweitung der staatlichen Kontrollen in den Betrieben.

Die Ausbruch der Lungenkrankheit Covid-19 in mehreren Schlachthöfen werfe ein Schlaglicht auf die dramatischen Probleme der Agrarindustrie, zitiert die dpa Habeck. "Sie funktioniert nach dem Prinzip: Massenproduktion von Fleisch zu Dumpingpreisen dank Dumpingbedingungen." Für Montag hat auch Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ein Konzept dazu angekündigt.

Der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, kritisiert den Vorstoß des Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck für einen Mindestpreis für Tierprodukte. "Die Preisdebatte der Grünen springt viel zu kurz und gibt moralisch implizit den Verbrauchern die Schuld", sagte Bartsch der "Welt". "Ich will keine soziale Spaltung über das Schnitzel."

Doch bereits vor Corona gab es Bestrebungen, Fleisch in Deutschland teurer zu machen. Greenpeace forderte von der Bundesregierung die Einführung einer “Tierwohl-Abgabe”. Zuvor hatte Agrarministerin Klöckner und der Bauernverband die Bürger dafür kritisiert, dass sie zu wenig Geld für teures Fleisch ausgeben. Die Kritik richtete sich an alle Einkommensklassen.

Die Grünen wollten im vergangenen Jahr Fleisch und andere tierische Lebensmittel durch einen Aufpreis mit dem Argument des Klimawandels verteuern. "Zu den Sektoren, die bislang nicht durch den europäischen Emissionshandel erfasst werden, gehört auch die Landwirtschaft. Wir führen die Bepreisung von Klimagasen daher auch für landwirtschaftliche Produkte ein, angefangen mit tierischen Lebensmitteln", zitierte die "tageszeitung" aus einem Beschluss der Bundesdelegiertenkonferenz von Mitte November.

Der Beschluss könne als eine Kehrtwende gelten, nachdem das Thema Konsum von Tierprodukten nach der Veggieday-Kampagne der Grünen im Jahr 2013 von der Partei jahrelang gemieden worden sei, sagte der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Tierschutzpolitik der Grünen und Abgeordneter im Bremer Landesparlament, Philipp Bruck, der "taz". Er hatte den Beschluss initiiert. "Eine Steuer oder Abgabe auf Fleisch und Milch löst keine Panik mehr aus", meinte Bruck weiter.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klassengesellschaft 2.0 – Warum Demokratie ohne soziale Gleichheit zerbricht
15.11.2025

In Deutschland redet kaum jemand über Klassen – als wäre soziale Herkunft heute keine Machtfrage mehr. Doch die Soziologin Prof. Nicole...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzblasen 2025: Wo der nächste große Crash drohen könnte
15.11.2025

An den Finanzmärkten steigt die Nervosität. Künstliche Intelligenz treibt Bewertungen auf Rekordhöhen, Staaten verschulden sich wie nie...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise: Boom zu Neuverträgen – eine Prognose
15.11.2025

Laut ifo sind Neuverträge in Großstädten um 48 Prozent teurer als Bestandsverträge. Das, so Experten, ist nicht nur ein Problem für...

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...