Politik

Showdown in der Karibik: Iran schickt Ölkonvoi nach Venezuela, US-Marine verstärkt Präsenz von Kriegsschiffen

In der Karibik spitzt sich die Lage zu. Die US-Armee hat Marineeinheiten nördlich von Venezuela zusammengezogen, möglicherweise, um fünf auf dem Weg befindliche iranische Öltanker an der Weiterfahrt zu hindern. Venezuela kündigte ebenfalls die Entsendung der Luftwaffe und der Marine an.
22.05.2020 11:54
Aktualisiert: 22.05.2020 11:54
Lesezeit: 2 min
Showdown in der Karibik: Iran schickt Ölkonvoi nach Venezuela, US-Marine verstärkt Präsenz von Kriegsschiffen
Venezuelas Präsident Nicolas Maduro mit Soldaten. (Foto: dpa) Foto: Jhonn Zerpa

In der Karibik könnte es in den kommenden Tagen zu einer gefährlichen Zuspitzung der Lage kommen. Die US-Marine hat nördlich von Venezuela mehrere Schlachtschiffe zusammengezogen, um fünf iranische Öltanker auf ihrer Fahrt zu behindern, welche trotz der von der US-Regierung erlassenen Sanktionen Benzin in das südamerikanische Land liefern wollen.

Wie der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, wird das venezolanische Militär die Tanker eskortieren, sobald diese die ausschließliche Wirtschaftszone Venezuelas erreicht haben, welche sich 200 Seemeilen von der Küste in die Karibik erstreckt. „Wenn sie (die Tanker – die Red.) in unsere ausschließliche Wirtschaftszone einfahren, werden sie von Booten und Flugzeugen der Bolivarischen Nationalarmee empfangen werden und dem iranischen Volk soll für seine Solidarität und Kooperation gedankt werden“, zitiert Reuters Verteidigungsminister Vladimir Padrino.

Die Tanker „Fortune“, „Forest“, „Petunia“, „Faxon“ und „Clavel“ sind angeblich mit rund 1,5 Millionen Barrel (Faß zu 159 Liter) Benzin beladen. Sie haben den Suezkanal Anfang Mai durchfahren und werden Ende Mai oder Anfang Juni in Venezuela erwartet.

Bei den US-Einheiten, welche den Tankerkonvoi abfangen könnten, handelt es sich einem Bericht der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Press TV zufolge um die „USS Detroit“ (LCS-7), „USS Lassen“ (DDG-82), „USS Preble“ (DDG-88), und die „USS Farragut“ (DDG-99) sowie um Aufklärungsflugzeuge vom Typ Boeing P8-Poseidon.

Die Situation ist als kritisch einzustufen. Hindert die US-Marine die Tanker aktiv und eventuell gewaltsam an der Weiterfahrt, könnte es zu Verletzten oder Toten kommen, die ohnehin angeschlagene Reputation der US-Regierung in Teilen der Welt weiter beschädigen und Racheakte des Iran im Nahen und Mittleren Osten gegen US-Einheiten nach sich ziehen.

Erreichen die Tanker jedoch Venezuela unter offensichtlicher Missachtung der einseitig von der US-Regierung erlassenen Sanktionen gegen die venezolanische Regierung von Nicolas Maduro, käme dies einem massiven Gesichtsverlust für die militärische und politische Autorität der USA gleich - ein Gesichtsverlust, welchen Präsident Trump vor den Präsidentschaftswahlen im November unter allen Umständen verhindern dürfte.

Venezuela ist schon seit Jahren in das Visier verschiedener US-Regierungen geraten. Die zahlreichen Sanktionen, welche auf eine wirtschaftliche Isolation des größten Widersachers der USA in Südamerika abzielen, haben das Land zusammen mit der allgegenwärtigen Korruption und Misswirtschaft in eine existenzbedrohende Krise gestürzt. Seitdem sich im Zuge gewaltsamer Ausschreitungen der von den USA und rund 50 weiteren Staaten „anerkannte“ Juan Guaido selbst zum „Übergangspräsidenten“ erklärt hatte, herrscht in Venezuela faktisch Bürgerkrieg.

Guaido ist im Nachgang eines angeblichen Umsturzversuches durch privat angeheuerte Söldner inzwischen in die Defensive geraten. Zwei der mutmaßlichen Auftraggeber der gescheiterten Kommandoaktion haben den Rücktritt von ihren Ämtern in der Übergangsregierung Guaidós erklärt, berichtet die dpa. Guaidó nahm den Rücktritt seines Beraters Juan José Rendón und des oppositionellen Abgeordneten Sergio Vergara an, wie aus einer Erklärung der Übergangsregierung hervorgeht.

Seit dem 3. Mai waren nach Angaben der Regierung des autoritär regierenden Maduro mehrere bewaffnete Gruppen von Kolumbien aus in Venezuela eingedrungen. Mindestens acht Menschen wurden bei Kämpfen mit Sicherheitskräften demnach getötet, zahlreiche weitere festgenommen. Hinter der "Operation Gedeón" soll die vom früheren US-Elitesoldaten Jordan Goudreau geleitete Söldnerfirma Silvercorp stecken. Offenbar wollten die Söldner Maduro festsetzen und in die Vereinigten Staaten bringen, wo er wegen Drogenhandels angeklagt und ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde. Der einflussreiche venezolanische Spindoktor Rendón hatte Gespräche mit Silvercorp eingeräumt. Er habe einen Vorvertrag unterschrieben und 50.000 Dollar gezahlt, sagte er bei CNN en Español. Auch Vergaras Unterschrift, der ebenfalls zur Übergangsregierung Guaidós gehörte, war auf dem Vertrag zu sehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...

DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....