Politik

Was ist in den USA los? Dreimal mehr Corona-Tote bei Afro-Amerikanern als bei Weißen

In den USA sterben Afro-Amerikaner mehr als dreimal so häufig wie Weiße. Wobei in den USA Menschen aus Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten als Weiße gelten. Der Guardian unterstellt der US-Regierung indirekt Rassismus.
26.05.2020 23:15
Lesezeit: 1 min
Was ist in den USA los? Dreimal mehr Corona-Tote bei Afro-Amerikanern als bei Weißen
Afro-Amerikaner fordern Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. (Foto: dpa) Foto: Michael Reynolds

„Die rassistische Wunde im Zentrum der Coronavirus-Pandemie in den USA eitert weiter. Neueste Daten zeigen, dass Afroamerikaner fast dreimal so häufig an der Krankheit gestorben sind als Weiße. Neue Zahlen, die vom überparteilichen APM Research Lab zusammengestellt und am Mittwoch unter dem Titel ,Color of Coronavirus‘ veröffentlicht wurden, liefern weitere Beweise für die erstaunliche Kluft in der Corona-Sterblichkeitsrate zwischen schwarzen Amerikanern und dem Rest der Nation“, so der Guardian. In den USA gelten Personen mit Ursprung in einem der ursprünglichen Völker Europas, des Nahen Ostens oder Nordafrikas als Weiße.

Im ganzen Land sind Afroamerikaner mit einer Rate von 50,3 pro 100.000 Menschen gestorben, verglichen mit 20,7 bei Weißen, 22,9 bei Latinos und 22,7 bei asiatischen Amerikanern. Mehr als 20.000 Afroamerikaner sind an der Krankheit gestorben. Auf der Ebene der einzelnen Staaten sind die Statistiken umso schockierender. In Bezug auf die Rassenunterschiede liegt Kansas an der Spitze der Rangliste, wo schwarze Einwohner siebenmal so häufig sterben wie Weiße.

„Dies ist ein Aufruf zum Handeln für unsere County Commissioners, unseren Bundesstaat und unsere Stadtbeamten“, so die US-Abgeordnete Gail Finney.

In anderen Staaten ist die Kluft fast genauso extrem. In der US-Hauptstadt Washington D.C. ist die Sterblichkeitsrate bei Schwarzen sechsmal höher als bei Weißen, in Michigan und Missouri fünfmal und in den wichtigsten Krisenherden der Krankheit - New York, Illinois und Louisiana – dreimal so hoch.

Uché Blackstock, ein Notarzt und CEO von Advancing Health Equity kritisiert, dass die US-Regierung keinen wirklichen Plan ausgearbeitet hat, um das Sterben innerhalb der afro-amerikanischen Community zu stoppen. „Die Unterschiede spiegeln sich weiterhin in den Daten wider, doch die Bundesregierung hat noch immer keine Anleitung, wie diese Kluft gemindert werden könnte. Es gibt keinen wirklichen Plan, wie man damit umgeht“, so Blackstone. Zu den US-Staaten, in denen immer noch keine Daten zu Todesfällen nach Rassengruppen vorliegen, gehören Montana, Nebraska, Utah sowie Nord- und Süddakota.

Es gibt dem Guardian zufolge zunehmend Hinweise darauf, dass schwarze Amerikaner hinsichtlich des Zugangs zu diagnostischen Tests und der Behandlung der Krankheit benachteiligt sind. Die Rassenunterschiede bei den US-Todeszahlen wurden relativ früh in der Pandemie deutlich, insbesondere in Großstädten, in denen schwarze Viertel viel stärker betroffen waren als wohlhabendere weiße Gebiete.

Umso unverständlicher ist es, dass bisher keine umfassenden Maßnahmen ergriffen wurden, um die tödliche Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Kritik an Brandmauer: Erster Wirtschaftsverband offen für Gespräche mit AfD
26.11.2025

Die Brandmauer-Debatte hat die Wirtschaft erreicht: Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Postzentrum Frankfurt: Noch fließt die Paketflut aus China
26.11.2025

Briefe waren gestern, die Luftpost am Frankfurter Flughafen wird von kleinen Warensendungen aus Fernost dominiert. Doch das könnte sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Bankenregulierung: Neue Regelungen setzen Europas Institute unter Druck
26.11.2025

Die europäische Bankenaufsicht ringt derzeit mit der Frage, wie sich Regulierung und Wettbewerbsfähigkeit neu austarieren lassen, ohne...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Deutsche gegen militärische Führungsrolle in Europa
25.11.2025

Rente, Bürgergeld, Wehrdienst – bei solchen Themen ist die Stimmung der Bürger gut erforscht. Für die Außenpolitik gilt das hingegen...

DWN
Politik
Politik Lawrow zu Europa: "Ihr hattet eure Chancen, Leute"
25.11.2025

Haben sich die Ukraine und die USA geeinigt? Europa jedenfalls habe seine Chance verspielt, den Ukrainekonflikt politisch zu entschärfen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biotech-Unternehmen wandern aus: Europa verliert 13 Mrd. Euro an die USA
25.11.2025

Europas Biotech-Branche steht an einem Wendepunkt, weil zentrale Finanzierungsquellen immer seltener im eigenen Markt zu finden sind....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
25.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Experten warnen vor wachsenden Risiken am Markt
25.11.2025

Die Finanzmärkte stehen unter spürbarer Spannung, während Anleger die Dynamik rund um künstliche Intelligenz bewerten. Doch weist die...