Politik

London, Paris, Athen: In Europa brechen Anti-Rassismus-Proteste aus

Auch in Europa kommt es verstärkt zu Protesten gegen Rassismus und Ausgrenzung. In London, Paris, Athen, Stockholm und Rotterdam haben sich Zehntausende versammelt, um zu demonstrieren. Dabei kam es mitunter zu schweren Ausschreitungen.
03.06.2020 22:43
Lesezeit: 2 min
London, Paris, Athen: In Europa brechen Anti-Rassismus-Proteste aus
03.06.2020, Großbritannien, London: Demonstranten nehmen an einem Protest im Hyde Park in Gedenken an George Floyd teil. (Foto: dpa) Foto: Dominic Lipinski

Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA kommt es auch in Europa verstärkt zu Protesten. Zehntausende demonstrierten am Mittwoch in London, Rotterdam, Athen und Stockholm gegen Rassismus. Dabei brachen am Rande mitunter Krawalle aus. Gestern Nacht setzte die französische Polizei Tränengas ein.

Allein in London versammelten sich Zehntausende Menschen. Die Veranstaltung verlief weitgehend friedlich. Nur vor dem Amtssitz von Premierminister Boris Johnson kam es zu kurzen kleineren Handgemengen zwischen einigen Protestierenden und Polizisten.

In der niederländischen Hafenstadt Rotterdam dagegen schlug ein Protestzug in Gewalt um, als die Polizei die Tausenden Teilnehmer wegen Verstößen gegen die Corona-Abstandsregeln dazu aufrief, nach Hause zu gehen. Kleine Gruppen schlugen daraufhin Fensterscheiben ein und zerstörten Restauranteinrichtungen, wie die Polizei mitteilte.

In der griechischen Hauptstadt Athen versuchten Demonstranten Brandsätze auf die stark bewachte US-Botschaft zu werfen, wie Reuters-Augenzeugen berichteten. Die Polizei reagierte mit Tränengasbeschuss. Sie schätzte die Zahl der Demonstranten auf mehr als 3000. Auch in der schwedischen Hauptstadt kamen Tausende Menschen zu einer Anti-Rassismus-Demo zusammen.

"KEINE GERECHTIGKEIT, KEIN FRIEDEN"

Auf der Kundgebung im Londoner Hyde Park riefen Demonstranten "Das Leben von Schwarzen zählt" und "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden". Viele der Teilnehmer trugen Schutzmasken und waren in Rot gekleidet. Einige hielten Plakate in die Höhe mit Aufschriften wie "Großbritannien ist nicht unschuldig: weniger rassistisch ist immer noch rassistisch" oder "Wenn Du nicht wütend bist, schaust Du einfach nicht hin". Manche Demonstranten beschimpften US-Präsident Donald Trump und den britischen Premier Johnson in Sprechgesängen. Floyd war am 25. Mai in Minneapolis gestorben, nachdem ein Polizist minutenlang auf seinem Hals gekniet hatte.

"Das hat sich über Jahre aufgebaut, über Jahre und Jahre und Jahre der weißen Vorherrschaft", sagte die 30-jährige Projektmanagerin Karen Koromah. "Wir sind mit unseren Freunden hergekommen, um Alarm zu schlagen, Krach zu machen und Strukturen der weißen Vorherrschaft zu zerstören." Wenn in Großbritannien nichts geschehe, werde es dort ähnliche Probleme wie in den USA geben. "Ich will nicht in Tränen ausbrechen", sagte sie über die Bilder aus den USA. "Es bringt mein Blut zum Kochen."

Johnson zeigte Verständnis für friedliche Proteste. "Natürlich zählt das Leben von Schwarzen, und ich verstehe völlig die Wut, die Trauer, die nicht nur in Amerika empfunden wird, sondern in aller Welt und besonders auch in unserem Land." Er trauere um Floyd. "Und ich war entsetzt und angewidert, als ich sah, was mit ihm passiert ist." Johnson sagte, seine Botschaft an Trump und jeden in den USA sei, dass Rasssimus und rassistische Gewalt keinen Platz in der Gesellschaft hätten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohnerhöhung beschlossen: Warum das für viele Betriebe ein Problem wird
04.11.2025

Die Merz-Regierung hat den höheren Mindestlohn beschlossen. Viele Unternehmen sehen „explodierende Kosten“ kommen und sind vor große...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie: Deutscher Rüstungsriese baut größte Munitionsfabrik in Litauen
04.11.2025

In Litauen beginnt der Bau der bislang größten Verteidigungsinvestition des Landes: Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall errichtet...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Krise in der Autoindustrie: Mahle-Stellenabbau trifft Stuttgart besonders hart
04.11.2025

Der Mahle-Stellenabbau erschüttert die Automobilbranche: Der traditionsreiche Zulieferer reagiert mit harten Sparmaßnahmen auf die Krise....

DWN
Finanzen
Finanzen Alles auf Rekord: Vielleicht ist es Zeit, auf langweilige Aktien zu schauen
04.11.2025

Aktien, Krypto, Gold auf Rekord. Doch die Rally ruht auf wenigen Tech-Giganten. Gesundheitswerte, Versorger und Basiskonsum könnten jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Angst vor Jobverlust: KI treibt Menschen ins krisenfeste Handwerk
04.11.2025

Ein Hoffnungsschimmer gegen den Fachkräftemangel im Handwerk? Wie eine MyHammer-Umfrage belegt, werden handwerkliche Berufszweige wieder...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 100 Tage Trump-Deal – Zollfrieden oder Wirtschaftsbremse? Europas Firmen zahlen den Preis
03.11.2025

Hundert Tage nach dem vielbeschworenen Handelsdeal zwischen Brüssel und Washington zeigt sich: Der vermeintliche Durchbruch hat seinen...

DWN
Politik
Politik Anders Fogh Rasmussen hat viele Male mit Putin die Kräfte gemessen. Jetzt schlägt er Alarm
03.11.2025

Ein Ex-NATO-Generalsekretär warnt: Europa ist zu langsam, zu zögerlich und falsch geführt. Anders Fogh Rasmussen fordert eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef fordert spätere Rente: Längeres Arbeiten für den Wohlstand
03.11.2025

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel spricht sich angesichts der schwachen deutschen Wirtschaft für ein längeres Arbeitsleben aus. „Wir...