Deutschland

Statistisches Bundesamt meldet historischen Einbruch der Produktion

Lesezeit: 1 min
08.06.2020 10:33  Aktualisiert: 08.06.2020 10:33
Die deutsche Wirtschaft wird im zweiten Quartal voraussichtlich um mehr als 10 Prozent schrumpfen. Einen solchen Einbruch hat es in Friedenszeiten bisher nicht gegeben.
Statistisches Bundesamt meldet historischen Einbruch der Produktion
Vor allem die deutsche Autoindustrie hat wegen Corona weniger produziert. (Foto: dpa)
Foto: Marijan Murat

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Geschlossene Fabriken, unterbrochene Lieferketten, fehlende Nachfrage: Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im April wegen der Coronakrise so stark gedrosselt wie noch nie. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 17,9 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statische Bundesamt am Montag mitteilte. Das Minus fiel damit doppelt so stark aus wie im März, weil vor allem die Autoindustrie auf die Produktionsbremse trat. Ihr Ausstoß brach um 74,6 Prozent ein. "Der konjunkturelle Tiefpunkt ist damit erreicht", kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium. "Mit der schrittweisen Lockerungen der Schutzmaßnahmen und der Wiederaufnahme der Produktion in der Automobilindustrie setzt nun die wirtschaftliche Erholung ein."

Der Weg dürfte aber steinig werden. Der exportabhängigen Industrie brachen die Aufträge im April in Rekordtempo weg: Sie fielen um 25,8 Prozent niedriger aus als im März. Die Industriebetriebe erwarten daher für die kommenden drei Monate einen weiteren Rückgang ihrer Produktion, der allerdings nicht mehr so stark ausfallen dürfte. Das entsprechende Barometer der Produktionserwartungen stieg im Mai auf minus 20,4 von minus 51,0 Punkten im April, wie das Münchner Ifo-Institut unter Berufung auf eine Firmenumfrage mitteilte. Das sei zwar der größte Anstieg seit der Wiedervereinigung. "Aber das bedeutet nur, dass der Sturzflug nun flacher wird", erläuterte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

"ZU FRIEDENSZEITEN NOCH NIE GEMESSEN"

Experten erwarten deshalb, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden zweiten Quartal so stark einbrechen wird wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Commerzbank rechnet zwar damit, dass die Produktion im Mai bereits merklich zugelegt haben dürfte. "Dies würde aber kaum etwas daran ändern, dass das reale Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal mit einer zweistelligen Rate sinken wird", sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Das schätzt der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, ähnlich ein. "Das deutsche Bruttoinlandsprodukt wird im zweiten Quartal vermutlich um mehr als zehn Prozent schrumpfen", betonte er. "Für Friedenszeiten ein zuvor noch nie gemessener Wert."

Von Januar bis März war die Wirtschaft um vergleichsweise milde 2,2 Prozent geschrumpft, weil die Geschäfte im Januar und Februar noch nicht so stark einbrachen. Aber auch das war der zweitstärkste Rückgang seit der Wiedervereinigung. Nur während der Finanzkrise Anfang 2009 war der Rückgang mit 4,7 Prozent noch stärker. Die Bundesregierung hat aktuell ein 130 Milliarden Euro großes Konjunkturpaket geschnürt, um der Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Es sieht beispielsweise eine Senkung der Mehrwertsteuer im zweiten Halbjahr 2020 von 19 auf 16 Prozent vor, um die Binnennachfrage anzukurbeln.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...