Deutschland

Neues Inkasso-Gesetz stößt auf heftigen Widerstand

Die Bundesregierung will mit einem Entwurf die Schuldner entlasten. Jetzt läuft dagegen der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen Sturm.
09.06.2020 17:32
Aktualisiert: 09.06.2020 17:32
Lesezeit: 1 min
Neues Inkasso-Gesetz stößt auf heftigen Widerstand
Ein neues Inkasso-Gesetz erhitzt derzeit die Gemüter. (Foto: dpa) Foto: Bodo Marks

In Deutschland ist ein Streit um ein neues Inkasso-Gesetz entbrannt: Die Bundesregierung und Vertreter der Einkassierungs-Branche streiten sich derzeit um einen neuen Entwurf, der den Schutz der Schuldner erheblich erhöhen soll. Es geht insbesondere darum, dass für sie die Kosten verringert werden.

Dagegen läuft der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) derzeit Sturm und weist auf einen anderen Aspekt hin: Mit dem Gesetzesvorhaben könnten erhebliche Zusatzbelastungen für die Justizbehörden einhergehen, warnt die Organisation und weist auf die offiziellen Statistiken hin: Denn zurzeit bearbeiten Inkassounternehmen rund 84 Prozent der übergebenen Forderungen außergerichtlich. Nur 16 Prozent der Fälle werden ins gerichtliche Mahnverfahren überführt, wo sie vor den Zivilgerichten gelöst werden.

„Inkasso-Unternehmen werden durch das Gesetz zu Rationalisierungen zu Lasten der Arbeitgeber gezwungen. Rund 20 Prozent der Fälle, die heute noch außergerichtlich bearbeitbar sind, müssten in das gerichtliche Mahnverfahren überführt werden“, schätzt die Präsidentin des BDUI, Kirsten Pedd. „Für die Justiz würde dies mehr als eine Verdopplung der Fallzahlen bedeuten“, fügt sie hinzu.

Die Änderung des Inkasso-Rechts zielt zwar überwiegend auf die Verbraucher ab, betrifft aber auch Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen, die aufgrund der Corona-Krise besonders finanziell unter Druck stehen. Viele der mehr als vier Millionen Solo-Selbstständigen ist nicht mehr in der Lage, die Rechnungen der Gläubiger zu bezahlen, weil der Lockdown zu einem rasanten Auftragseinbruch geführt hat. Da die finanzielle Decke, über die sie verfügen, oft sehr dünn ist, trifft sie die Pandemie besonders hart.

Der Streit dürfte noch lange nicht ausgestanden sein, weil das Gesetz wohl noch lange nicht in Kraft tritt: „Wahrscheinlich wird es erst am Ende des Jahres sein“, sagt eine Sprecherin des Bundesjustizministeriums auf Anfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...