Unternehmen

Fall wird immer mysteriöser: Wirecard sieht sich als Opfer eines „gigantischen Betrugs“

Seit Monaten ist der deutsche Technologiekonzern Wirecard im Visier von Hedgefonds und der Presse. Man sei Opfer eines „gigantischen Betruges“ heißt es nun nach der neuerlichen Verschiebung der Bilanzzahlen.
18.06.2020 11:36
Aktualisiert: 18.06.2020 11:36
Lesezeit: 1 min
Fall wird immer mysteriöser: Wirecard sieht sich als Opfer eines „gigantischen Betrugs“
Das Wirecard-Logo. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

Der Dax-Konzern Wirecard will im Bilanzskandal Strafanzeige gegen unbekannt erstatten, wie ein Sprecher am Donnerstag in München sagte. Das Unternehmen sehe sich als mögliches Opfer eines „gigantischen Betrugs“. Es gebe Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder oder aus dem Bereich von Banken, die die Treuhandkonten führen, „unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden“, hieß es in der Mitteilung . Der Aktienkurs brach daraufhin um mehr als die Hälfte ein.

Der deutsche Zahlungsdienstleister ist seit Monaten in den Schlagzeilen. Alles begann mit einer Reihe von Artikeln der Financial Times, in denen dem Unternehmen Betrug vorgeworfen wurde. Zudem wetteten seit Monaten Hedgefods auf einen Aktienkurseinbruch bei Wirecard - wobei wiederum die in den Medien geäußerten Vorwürfe als Katalysatoren für die Kurseinbrüche dienten. Anfang 2019 ermittelte schließlich die Staatsanwaltschaft gegen die Financial Times.

Der Zahlungsdienstleister kann wegen milliardenschwerer Unklarheiten in der Bilanz seinen Jahresabschluss nun erneut nicht vorlegen. Die beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY habe das Unternehmen darüber informiert, dass über die Existenz von Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro keine ausreichenden Prüfungsnachweise vorlägen, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag in Aschheim bei München mit. Damit geht es um etwa ein Viertel der gesamten Bilanzsumme.

Der Konzern muss seine bereits mehrfach - zuletzt auf diesen Donnerstag - verschobene Vorlage des Jahresabschlusses für 2019 daher erneut vertagen. Ein neues Datum steht noch nicht fest. „Der Vorstand arbeitet mit Hochdruck daran, den Sachverhalt in Abstimmung mit dem Abschlussprüfer weiter aufzuklären“, hieß es. Sollte der Konzern einen testierten Abschluss bis Freitag (19. Juni) nicht vorlegen, könnten Kredite der Wirecard AG in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro gekündigt werden, warnte das Unternehmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

 

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...