Deutschland

„Nicht durchhaltbar“: Metallbranche fordert Verzicht auf weitere Lockdowns

Die Kapazitätsauslastung in der Metall- und Elektrobranche liegt weiterhin niedriger als in der Finanzkrise. Daher dürfe es nun keine weiteren Lockdowns geben, so der Arbeitgeberverband Gesamtmetall. Denn das könne man sich nicht leisten.
25.06.2020 13:22
Aktualisiert: 25.06.2020 13:22
Lesezeit: 1 min
„Nicht durchhaltbar“: Metallbranche fordert Verzicht auf weitere Lockdowns
Verzinkte Stahlträger hängen in einem Metallbetrieb. (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

Die Metall- und Elektrobranche knabbert noch stark an den Folgen der Corona-Krise. Die Situation sei weiter "sehr schlecht" mit einem nur leichten Silberstreifen am Horizont, sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Oliver Zander, am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.

"Wir können keine Entwarnung geben", so Zander. Mit den Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen spüre die Branche allenfalls eine Art Bodenbildung. "Die Automobilindustrie ist weiter am stärksten betroffen." Dies gelte trotz kleiner Verbesserungen. "Wir hoffen, dass im zweiten Halbjahr die Sonne aufgeht."

Eine Umfrage von Mitte Juni zeige, dass fast 90 Prozent der Betriebe in der Produktion immer noch von der Corona-Krise betroffen seien, sagte Zander. Rund zwei Drittel der Unternehmen nutzen demnach Kurzarbeit - dies betreffe etwa 1,6 Millionen Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie. Die Arbeitszeit werde im Schnitt fast halbiert. Weitere neun Prozent planten noch Kurzarbeit.

Bisher haben sechs Prozent der Betriebe Kündigungen ausgesprochen. In den nächsten drei Monaten wollen vier von zehn Unternehmen die Beschäftigung verringern. Das müsse aber nicht zwangsläufig über Entlassungen laufen. Firmen könnten auch offenen Stellen vorerst nicht besetzen. Es handele sich weniger um ein Strukturproblem, sondern vor allem um mangelnde Nachfrage.

So liege die Kapazitätsauslastung trotz leichter Verbesserungen noch unter dem Niveau der Finanzkrise 2009. "Das ist nicht durchhaltbar", sagte Zander. Sollte es eine zweite Corona-Infektionswelle in Deutschland geben, dürfe es nicht zu einem weiteren Lockdown kommen, "weil wir uns das so nicht leisten können wie beim ersten Mal". Dann müsse man über andere Modelle reden.

Insgesamt erwarten die Unternehmen keine schnelle Erholung. Nur jede fünfte Firma geht davon aus, dass der Stand von vor der Corona-Krise schon bis Ende 2020 erreicht wird. Gut zwei Drittel rechnen damit erst im Verlauf des kommenden Jahres. "Für 44,3 Prozent ist das Ende der Krise derzeit noch gar nicht absehbar", erklärte der Verband.

Man müsse September/Oktober abwarten, um zu sehen, wie sich die Lage der Branche entwickele, sagte Zander. Dann zeige sich, wie sich das auf die zum Jahreswechsel anstehende Tarifrunde auswirke. Für das laufende Ausbildungsjahr sehen neun von zehn Firmen keine Auswirkungen von der Corona-Krise. Allerdings plant laut Umfrage fast ein Drittel der Unternehmen im kommenden Jahr mit weniger Plätzen für Lehrlinge als 2020.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...