Die Metall- und Elektrobranche knabbert noch stark an den Folgen der Corona-Krise. Die Situation sei weiter "sehr schlecht" mit einem nur leichten Silberstreifen am Horizont, sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Oliver Zander, am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.
"Wir können keine Entwarnung geben", so Zander. Mit den Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen spüre die Branche allenfalls eine Art Bodenbildung. "Die Automobilindustrie ist weiter am stärksten betroffen." Dies gelte trotz kleiner Verbesserungen. "Wir hoffen, dass im zweiten Halbjahr die Sonne aufgeht."
Eine Umfrage von Mitte Juni zeige, dass fast 90 Prozent der Betriebe in der Produktion immer noch von der Corona-Krise betroffen seien, sagte Zander. Rund zwei Drittel der Unternehmen nutzen demnach Kurzarbeit - dies betreffe etwa 1,6 Millionen Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie. Die Arbeitszeit werde im Schnitt fast halbiert. Weitere neun Prozent planten noch Kurzarbeit.
Bisher haben sechs Prozent der Betriebe Kündigungen ausgesprochen. In den nächsten drei Monaten wollen vier von zehn Unternehmen die Beschäftigung verringern. Das müsse aber nicht zwangsläufig über Entlassungen laufen. Firmen könnten auch offenen Stellen vorerst nicht besetzen. Es handele sich weniger um ein Strukturproblem, sondern vor allem um mangelnde Nachfrage.
So liege die Kapazitätsauslastung trotz leichter Verbesserungen noch unter dem Niveau der Finanzkrise 2009. "Das ist nicht durchhaltbar", sagte Zander. Sollte es eine zweite Corona-Infektionswelle in Deutschland geben, dürfe es nicht zu einem weiteren Lockdown kommen, "weil wir uns das so nicht leisten können wie beim ersten Mal". Dann müsse man über andere Modelle reden.
Insgesamt erwarten die Unternehmen keine schnelle Erholung. Nur jede fünfte Firma geht davon aus, dass der Stand von vor der Corona-Krise schon bis Ende 2020 erreicht wird. Gut zwei Drittel rechnen damit erst im Verlauf des kommenden Jahres. "Für 44,3 Prozent ist das Ende der Krise derzeit noch gar nicht absehbar", erklärte der Verband.
Man müsse September/Oktober abwarten, um zu sehen, wie sich die Lage der Branche entwickele, sagte Zander. Dann zeige sich, wie sich das auf die zum Jahreswechsel anstehende Tarifrunde auswirke. Für das laufende Ausbildungsjahr sehen neun von zehn Firmen keine Auswirkungen von der Corona-Krise. Allerdings plant laut Umfrage fast ein Drittel der Unternehmen im kommenden Jahr mit weniger Plätzen für Lehrlinge als 2020.