Panorama

Erhöhte Radioaktivität in der Ostsee festgestellt

Lesezeit: 1 min
29.06.2020 15:00
In der Ostsee sind in der vergangenen Woche erhöhte Mengen von Kernspaltungsprodukten gemessen worden. Über den Ursprung gibt es bisher nur Vermutungen.
Erhöhte Radioaktivität in der Ostsee festgestellt
Ursprungsgebiet der erhöhten Strahlung. (Grafik: CTBTO)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Strahlungssensoren in Stockholm haben einen ungewöhnlichen Anstieg an nuklearen Partikeln gemessen. Die erhöhten Mengen an Isotopen, die durch Kernspaltung erzeugt werden, seien noch im harmlosen Bereich, sagte die Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO). Die Strahlung habe ihren Ursprung wahrscheinlich irgendwo in der Ostsee oder in der Nähe der Ostsee.

Die CTBTO (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization) beaufsichtigt ein weltweites Netzwerk von Hunderten von Überwachungsstationen. Die Stationen bringen seismische, hydroakustische und andere Technologien zum Einsatz, um zu überprüfen, ob irgendwo auf der Welt ein Atomwaffentest durchgeführt wird.

Eine der Stationen, welche die Luft nach Radionukliden absucht, stellte in der vergangenen Woche am 22. und 23. Juni ungewöhnlich hohe Konzentrationen von drei Radionukliden fest: Cäsium-134, Cäsium-137 und Ruthenium-103, wie CTBTO-Chef Lassina Zerbo am Freitag auf Twitter mitteilte. Diese verräterischen radioaktiven Partikel können vom Wind über weite Strecken getragen werden.

Zerbos Twitter-Eintrag enthält auch eine Karte (siehe oben), die zeigt, woher die Partikel in den 72 Stunden vor ihrem Nachweis gekommen sein könnten. Das markiert Gebiet ist groß und umfasst Teile von Dänemark, Norwegen, Südschweden, einen Großteil Finnlands, die baltischen Länder und einen Teil Westrusslands einschließlich St. Petersburg.

"Dies sind mit Sicherheit Kernspaltungsprodukte, höchstwahrscheinlich aus einer zivilen Quelle", zitiert Reuters eine Sprecherin der in Wien ansässigen CTBTO und bezog sich dabei auf die atomare Kettenreaktion, die in einem Kernreaktor Wärme erzeugt. "Wir können die wahrscheinliche Region der Quelle angeben, aber es liegt außerhalb des Mandats der CTBTO, den genauen Ursprung zu bestimmen."

Der Vorfall erinnert an einen Vorfall in Russland vor fast einem Jahr. Das Land räumte damals ein, dass erhebliche Mengen an Strahlung in die Luft freigesetzt worden waren, sodass bis in die Region der Hafenstädte Archangelsk und Sewerodwinsk am äußersten nördlichen Polarkreis entsprechende Warnmeldungen ausgelöst wurden.

Auslöser war damals ein missglückter russischer Waffentest mit einem "kleinen Kernreaktor", bei dem mindestens fünf russische Wissenschaftler getötet wurden, wie der Guardian berichtete. Der Test stand möglicherweise im Zusammenhang mit Russlands Hyperschall-Programm. Da im Vorfall der letzten Woche bisher niemand den Ursprung angegeben hat, ist ein erneuter Waffentest nicht unwahrscheinlich.

Ein Update zu diesem Bericht finden Sie hier: Kreml reagiert auf erhöhte Radioaktivität im Gebiet der Ostsee


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Politik
Politik Ampel-Aus: Nur noch ein Schritt bis zur Neuwahl - Olaf Scholz vorlaut, aber machtlos
16.12.2024

Der Kanzler hat das Vertrauen des Bundestags verloren. Für die Neuwahl am 23. Februar fehlt nun nur noch das Okay eines Mannes - der...

DWN
Finanzen
Finanzen Äpfel mit Birnen: Warum der Performance-Vergleich von MDAX und DAX hinkt – und was das für Anleger heißt
16.12.2024

Während der DAX mit neuen Rekorden jenseits der 20.000 Punkte glänzt, liegt der kleinere MDAX mehr als 25 Prozent unter seinem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Fast 20 Millionen Deutsche gehen bis 2036 in Rente - Droht dem Jobmarkt der Kollaps?
16.12.2024

Fast 20 Millionen Deutsche erreichen in den kommenden Jahren das Rentenalter und verlassen den Arbeitsmarkt. Im Jahr 2036 werden die...

DWN
Politik
Politik HTS-Rebellen in Syrien bemühen sich um internationale Unterstützung
16.12.2024

Noch vor einer Woche erklärte die Europäische Union mit Nachdruck, man habe keinen Kontakt zu HTS in Syrien. Das soll sich nun ändern....

DWN
Politik
Politik Weg für CDU-SPD-Minderheitsregierung in Sachsen frei
16.12.2024

Mit dem Votum der SPD-Mitglieder steht das schwarz-rote Bündnis in Sachsen in den Startlöchern. Nun muss nur noch die Wiederwahl von...

DWN
Politik
Politik Rien ne va plus: Olaf Scholz stellt Vertrauensfrage mit Wahlkampfrede im Bundestag
16.12.2024

Es ist die erste Bundestagsabstimmung in seinen gut drei Jahren als Kanzler, die Olaf Scholz verlieren will. In seiner Rede zur...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Bauernpräsident: Keine sinkenden Butterpreise zu erwarten
16.12.2024

Vor Weihnachten noch Plätzchen backen? Das dürfte aktuell teuer werden, denn die Butterpreise sind hoch. Warum das wohl auch erst mal so...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzwelle rollt - noch mehr Firmenpleiten 2025 erwartet
16.12.2024

So viele Unternehmen wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr haben 2024 aufgegeben. Im nächsten Jahr könnten die Insolvenzzahlen auf...