Wirtschaft

US-Ölriesen Exxon und Chevron mit schlechtesten Bilanzen seit Jahrzehnten

Die Corona-Krise hat zu einem historischen Einbruch der Weltwirtschaft geführt, das bringt die ohnehin schon schwächelnde Ölindustrie weiter unter Druck. Die US-Branchenführer Exxon und Chevron legen die schlechtesten Bilanzen seit Jahrzehnten vor.
31.07.2020 15:53
Lesezeit: 1 min
US-Ölriesen Exxon und Chevron mit schlechtesten Bilanzen seit Jahrzehnten
US-Ölriese Exxon befindet sich in Schwierigkeiten. (Foto: dpa) Foto: Justin Lane

Die beiden größten US-Ölmultis ExxonMobil und Chevron sind im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen geraten. Der globale Konjunktureinbruch wegen der Corona-Pandemie ließ die Nachfrage und die Preise am ohnehin schon schwächelnden Ölmarkt weiter sinken, das brachte die Branchenriesen stark unter Druck. Auch die internationale Konkurrenz hat große Schwierigkeiten.

Der US-Marktführer Exxon rutschte in den drei Monaten bis Ende Juni unterm Strich mit 1,1 Milliarden Dollar (0,9 Mrd Euro) in die Miesen, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Vor einem Jahr hatte Exxon noch 3,1 Milliarden Dollar verdient. Die Erlöse sanken um gut 50 Prozent auf 32,6 Milliarden Dollar. Die Ölproduktion ging um sieben Prozent auf 3,6 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag zurück.

Exxon hatte bereits im ersten Quartal einen hohen Verlust erlitten, es war das erste Mal seit der Fusion mit dem US-Rivalen Mobil Oil im Jahr 1999, dass der Konzern ein Vierteljahr mit einem Minus abschloss. Nun kam mit den ersten zwei Quartalen mit roten Zahlen in Folge eine weitere unerfreuliche historische Premiere hinzu.

Öl-Überangebot und Pandemie

„Die globale Pandemie und das Überangebot (an Öl) haben unsere Ergebnisse im zweiten Quartal stark belastet“, erklärte Exxon-Chef Darren Woods. Das Unternehmen stemme sich mit Sparmaßnahmen gegen die Krise und mache dabei gute Fortschritte. „Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Kostensenkungsziele 2020 erreichen oder übertreffen“.

Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern verzichtete Exxon diesmal zumindest auf hohe Abschreibungen, so hielt sich der Quartalsverlust noch halbwegs im Rahmen. Der zweitgrößte US-Ölmulti Chevron verlor im Vierteljahr bis Ende Juni 8,3 Milliarden Dollar (7,0 Mrd Euro) und lieferte damit das schwächste Ergebnis seit Jahrzehnten. Im Vorjahreszeitraum hatte Chevron noch 4,3 Milliarden Dollar verdient.

Die Folgen der Pandemie hätten die Nachfrage und die Preise an den Rohstoffmärkten stark gedrückt, sagte Chevron-Chef Michael Wirth. Der Umsatz brach um 65 Prozent auf 13,5 Milliarden Dollar ein. Zudem fielen nach einer Kündigungswelle hohe Kosten für Abfindungen und milliardenschwere Abschreibungen auf Öl- und Gasanlagen an. Das Geschäft im Krisenland Venezuela wurde komplett abgeschrieben.

Die Leiden der US-Schwergewichte sind im internationalen Vergleich keine Ausnahme. Der französische Ölkonzern Total hatte am Donnerstag einen Verlust von 8,4 Milliarden Dollar (7,1 Mrd Euro) für das zweite Quartal gemeldet. Bei Shell belief sich der Fehlbetrag wegen hoher Abschreibungen sogar auf 18,1 Milliarden Dollar (15,4 Mrd Euro). BP will seine Quartalszahlen erst im August veröffentlichen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hilfsarbeitskraft: Deutschlands unterschätzte Welle zur Rettung bei Fachkräftemangel
23.12.2025

Die Krise im deutschen Mittelstand ist real: Der Fachkräftemangel lähmt das Wachstum. Die strategische Antwort darauf ist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden 2025: Finanzsektor glänzt, Autobauer kürzen massiv
23.12.2025

Während die Autobranche unter Druck steht, feiern Banken und Versicherer Rekordzahlen. Für deutsche Aktionäre bedeutet das ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold und Silber auf Rekordkurs: Edelmetalle profitieren von Zinserwartungen und Geopolitik
23.12.2025

Edelmetalle rücken erneut in den Fokus der Finanzmärkte und markieren ungewöhnliche Preisbewegungen in einem zunehmend unsicheren...