Politik

Erdogan nimmt Merkels gefährliche Herausforderung in Libyen an

Der türkische Präsident Erdoğan hat in einer Ansprache gesagt, dass die Türkei in Libyen einen „Sieg“ erringen will. Diese Aussage ist offenbar direkt gegen Kanzlerin Angela Merkel gerichtet. Sie hat sich vom umtriebigen Emmanuel Macron einspannen lassen, um 250 deutschen Marinesoldaten gegen die Türken auszusenden.
31.07.2020 23:03
Aktualisiert: 31.07.2020 23:03
Lesezeit: 1 min
Erdogan nimmt Merkels gefährliche Herausforderung in Libyen an
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan. (Foto: dpa) Foto: Uncredited

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat anlässlich des muslimischen Opferfestes eine Ansprache gehalten.

Im Verlauf seiner Ansprache ging er überraschenderweise auch auf die Situation in Libyen ein. „Wir sind entschlossen sicherzustellen, dass unsere Bemühungen in der weiten Region vom Irak bis nach Syrien und Libyen zum Sieg unseres Landes und unserer Freunde und Brüder und Schwestern in diesen Ländern führen werden. Die Türkei wird auch weiterhin ihre Rechte im östlichen Mittelmeerraum und in der Ägäis verteidigen“, zitiert ihn The Daily Sabah.

Zuvor hatte die Bundesregierung angekündigt, 250 Marinesoldaten nach Libyen entsenden zu wollen, um das UN-Waffenembargo zu kontrollieren. Diese Entscheidung erfolgte, nachdem Frankreich sich in Berlin dafür eingesetzt hatte, dass Deutschland die Türkei davon abhält, die libysche Regierung mit logistischen und waffentechnischen Materialien zu beliefern. Frankreich selbst unterstützt die Milizionäre des Söldner-Generals Chalifa Haftar, die gegen die Türkei und gegen die libyschen Truppen kämpfen.

Damit ließ sich Kanzlerin Angela Merkel für die unilateralen Interessen Frankreichs einspannen. Die Türkei kooperiert hingegen mit Großbritannien und den USA. Zu Russland verfügt die Türkei lauwarme Beziehungen. Beide Länder scheuen aufgrund enger wirtschaftlicher und politischer Beziehungen eine direkte Konfrontation. Sie sind dazu verdammt, Absprachen und Vereinbarungen zu treffen.

Wenn es einen Showdown in Libyen oder in den libyschen Gewässern geben sollte, dann wird dieser wahrscheinlich zwischen Deutschland und der Türkei stattfinden. Dabei könnte Merkel zwar auf die Unterstützung durch Frankreich hoffen, müsste aber mit einer Gegnerschaft der Briten, Türken und US-Amerikaner rechnen. Russland würde sich das „Ereignis“ möglicherweise mit einer berechtigten Schadenfreude anschauen. Kurzum: Merkels Libyen-Abenteuer könnte in einer Katastrophe enden.

Doch vielleicht gewinnt am Ende doch noch die hohe Diplomatie, um eine unnötige Konfrontation zu verhindern.

Mehr zum Thema:

DWN-Exklusiv: Merkel setzt in Libyen auf die falsche Karte

Neue strategische Allianz? Erdogan und Trump demonstrieren Einheit in Libyen

Für Macron: Merkel beschließt „Kriegs-Kurs“ gegen die Türkei in Libyen

Türkei führt Wende im Libyen-Konflikt herbei

Merkels Libyen-Abenteuer könnte in der Katastrophe enden

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Venezuela-Sanktionen: Machtprobe auf See mit globalen Folgen
19.12.2025

Donald Trump greift im Machtkampf mit Caracas zu einem drastischen Mittel. Die vollständige Blockade sanktionierter Öl-Tanker soll...

DWN
Finanzen
Finanzen Aurubis-Aktie: Lieferkettenvorwürfe belasten Hamburger Kupferkonzern
19.12.2025

Gegen den Hamburger Kupferkonzern Aurubis sind neue Beschwerden nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz eingereicht worden. Im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erzeugerpreise sinken weiter: Energie drückt den Index
19.12.2025

Sinkende Energiepreise drücken die Erzeugerpreise in Deutschland weiter nach unten. Der Abstand zum Vorjahr wächst, während sich im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Beschäftigungsbarometer sinkt weiter: Alarmzeichen zum Jahresende für den deutschen Arbeitsmarkt
19.12.2025

Trotz Konjunkturpaket kippt die Stimmung am Arbeitsmarkt: Das Beschäftigungsbarometer fällt weiter und signalisiert wachsende...

DWN
Politik
Politik EU sichert Ukraine-Finanzierung bis 2027 – Moskau spottet
19.12.2025

Die EU hat sich nach zähem Ringen auf eine Ukraine-Finanzierung bis 2027 geeinigt. Ein zinsloser Kredit über 90 Milliarden Euro soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Baugenehmigungen steigen wieder: Eigenheime besonders gefragt
19.12.2025

Nach langer Flaute werden in Deutschland wieder deutlich mehr Wohnungen genehmigt. Vor allem bei Einfamilienhäusern zieht die Nachfrage...

DWN
Technologie
Technologie Lothar Schupet: Warum ich nach 23 Jahren BMW für ein chinesisches Startup verlassen habe
19.12.2025

Ein deutscher Topmanager verlässt nach 23 Jahren einen der mächtigsten Autokonzerne Europas und geht ausgerechnet zu einem chinesischen...

DWN
Finanzen
Finanzen USA Börsen: Überraschend deutlicher Rückgang der US-Inflation beflügelt die Aktienmärkte
18.12.2025

Die im letzten Monat überraschend stark abgekühlten US-Inflationsdaten befeuerten die Hoffnung, dass im Jahr 2026 weitere Zinssenkungen...