Politik

Spahn kritisiert Impfstoff aus Russland: Es geht nicht darum, Erster zu sein

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn schaut skeptisch auf den Corona-Impfstoff, der in Russland zugelassen wurde. „Es geht ja nicht darum, irgendwie Erster zu sein, sondern es geht darum, einen wirksamen, einen erprobten und damit eben auch sicheren Impfstoff zu haben“, meint er.
12.08.2020 13:04
Aktualisiert: 12.08.2020 13:04
Lesezeit: 1 min
Spahn kritisiert Impfstoff aus Russland: Es geht nicht darum, Erster zu sein
25.06.2020, Schweiz, Genf: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nimmt an einer Pressekonferenz im Sitz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) teil. (Foto: dpa) Foto: Salvatore Di Nolfi

"Es geht ja nicht darum, irgendwie Erster zu sein, sondern es geht darum, einen wirksamen, einen erprobten und damit eben auch sicheren Impfstoff zu haben, der – und das ist ja der wichtige Teil – 100 Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen dann auch verimpft wird (…) Das Problem ist ja, wir wissen auch sehr wenig, weil die russischen Behörden nicht sehr transparent vorgehen. Wir wissen zumindest Stand jetzt, dass es keine Phase-3-Studien gegeben hat, also klinische Erprobungen auch in der Breite mit Tausenden Probanden. Und das kann dann schon auch gefährlich sein, zu früh zu beginnen, Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen zu impfen, weil das natürlich der Akzeptanz des Impfens dann, wenn es schief geht, auch ziemlichen Tod antun kann. Und deswegen schaue ich da sehr skeptisch auf das, was da in Russland ist.“

Russland hat Vorbehalte aus dem Ausland gegen seinen Corona-Impfstoff „Sputnik V“ - den ersten zugelassenen weltweit - zurückgewiesen. „Ausländische Kollegen versuchen offenbar, irgendeine Meinung zu äußern, die nach unserer Ansicht absolut unbegründet ist“, sagte Gesundheitsminister Michail Muraschko am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge.

Russland hatte das Vakzin am Dienstag zur breiten Verwendung in der Bevölkerung zugelassen. Dieser Schritt erfolgte vor dem Vorliegen der Ergebnisse sogenannter Phase-III-Studien - ein Vorgehen, das dem international üblichen Ablauf widerspricht. Weder die Wirksamkeit noch die Nebenwirkungen lassen sich derzeit fundiert beurteilen.

Der Impfstoff wurde vom staatlichen Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelt. Dessen Direktor Alexander Ginzburg sagte, zunächst sollten russische Wissenschaftler den Impfstoff bewerten. Erst dann würden die Daten veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse könnten Ginzburg zufolge in einer russischen Fachzeitschrift, aber auch im Ausland publiziert werden.

Nach Muraschkos Angaben wird die erste Charge des neuen Impfstoffes innerhalb der nächsten zwei Wochen erwartet. „Heute läuft eine Qualitätskontrolle.“ Die Produktion in Russland sei in erster Linie zur Impfung der eigenen Bevölkerung ausgerichtet. Russland werde aber dem Ausland anbieten, selbst den russischen Impfstoff zu produzieren.

Russland will parallel zur dritten Testphase bereits medizinisches Personal und Lehrer impfen lassen. „Die Impfung wird freiwillig sein“, sagte Muraschko. Empfohlen werde sie für Menschen mit Vorerkrankungen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Krise der ostdeutschen Chemieindustrie spitzt sich zu: Insolvenz in Leuna - über 500 Jobs in Gefahr
29.12.2025

Eines der größten Chemieunternehmen Sachsen-Anhalts ist in finanzielle Schieflage geraten. Der Firmenverbund DOMO hat nach eigenen...

DWN
Politik
Politik Endet die Koalition 2026 vorzeitig? Schwarz-Rot steht vor einem Schicksalsjahr
29.12.2025

Fünf Landtagswahlen, umstrittene Reformen: Der Dauerwahlkampf kommendes Jahr hat das Potenzial, die Koalition und die Reformprojekte...

DWN
Politik
Politik Gewalttaten nehmen zu: Über 46.000 Fälle von Gewalt gegen Polizisten
29.12.2025

Angriffe, Widerstand, Körperverletzung: Die Zahl registrierter Gewalttaten gegen Polizisten ist auch 2024 weiter angestiegen. Schwarz-Rot...

DWN
Finanzen
Finanzen Kosten der Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen - Bürgergeld größter Block
29.12.2025

Die Ausgaben für Arbeitslosigkeit waren 2024 so hoch wie seit rund zehn Jahren nicht mehr. Warum die Kosten explodieren und was das für...

DWN
Politik
Politik Ökonom Fratzscher: Feiertagsdiskussion ist „Phantomdebatte“
29.12.2025

Wegfallende Feiertage: Aus Arbeitnehmersicht liegen einige Feiertage 2026 ungünstig. Linke und Grüne fordern Ersatz unter der Woche. Ein...

DWN
Politik
Politik BKA-Chef: Russland will unsere Demokratie schwächen
29.12.2025

Russische Sabotage und Spionage nehmen laut BKA-Präsident Münch zu. Er fordert: Deutschland braucht bessere Daten zu Drohnenüberflügen.

DWN
Finanzen
Finanzen Änderungen 2026: Rente, Mindestlohn, Familienleistungen – das ändert sich im neuen Jahr
29.12.2025

Im neuen Jahr 2026 gibt es einige neue Regelungen, die Verbraucher kennen sollten. In den Bereichen Steuern, Strompreise, Kfz-Versicherung...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkauf: Eigentumswohnungen werden erschwinglicher aber nicht für alle
29.12.2025

Eigentumswohnungen sind in Deutschland laut Kreditvermittler Interhyp wieder für mehr Menschen bezahlbar geworden. In fünf Metropolen ist...