Finanzen

Die 16 Gründe, warum dieser Hedgefonds Aktien abstößt und Gold kauft

Crescat Capital stand dieses Jahr wiederholt ganz oben auf der Bloomberg-Liste der Hedgefonds mit der besten Rendite. Im aktuellen Investorenbrief legt der Hedgefonds nun dar, warum er sich derzeit von Aktien trennt und ganz auf Edelmetalle setzt.
07.09.2020 11:24
Lesezeit: 3 min
Die 16 Gründe, warum dieser Hedgefonds Aktien abstößt und Gold kauft
Dieser Hedgefonds erwartet, dass der Bullenmarkt für Gold anhält. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

"Ein neuer Bullenmarkt für Edelmetalle", so der Titel des aktuellen Investorenbriefs von Crescat Capital, einem in Denver ansässigen Hedgefondsmanager. Zwar verwaltet das in Denver ansässige Unternehmen nur rund 50 Millionen Dollar, doch es hat in der Vergangenheit den US-Aktienindex S&P 500 Index regelmäßig deutlich übertroffen. Allein im letzten Jahr erzielte etwa sein Global Macro Fund eine Rendite von 41 Prozent.

Seit diesem Jahr setzt Crescat Capital stark auf Gold. Im Juni hat der Hedgefonds sogar einen speziellen Edemetallfonds aufgelegt, der seitdem stark hinzugewonnen hat. Schon nach zwei Monaten lag er mehr als 50 Prozent im Plus und somit sogar noch stärker als der Referenzwert, der Philadelphia Gold and Silver Index. Auch die anderen drei Fonds von Crescat Capital liegen seit Jahresbeginn zweistellig im Plus und haben ihre Referenzwerte deutlich übertroffen.

In dem aktuellen Investorenbrief für das zweite Quartal legt der Hedgefonds nun dar, warum er derzeit so stark auf Gold setzt. Er gibt zunächst einen Überblick über das aktuelle Umfeld auf den Finanzmärkten und weist darauf hin, dass die seit Jahrzehnten andauernde lockere Geldpolitik der Zentralbanken dazu geführt hat, dass die Schulden im Verhältnis zum BIP auf Rekordstände angestiegen sind. Und dies hat Folgen:

"Unserer Ansicht nach hat es nie eine größere Kluft zwischen den zugrunde liegenden wirtschaftlichen Fundamentaldaten und den Wertpapierpreisen gegeben. Wir befinden uns in einer globalen Rezession, aber die Aktien- und Kreditmärkte handeln immer noch mit irrsinnig hohen Bewertungen. Die Märkte handeln vor dem Hintergrund einer perversen Kombination aus lebenserhaltenden Maßnahmen der US-Notenbank und einem irrsinnigen Spekulationswahn."

Zugleich habe die Nachfrage nach Gold und Silber begonnen zu steigen, da die Zentralbanken eine extrem lockere Geldpolitik betreiben. "Die anhaltende lockere Geldpolitik angesichts der heutigen Vermögensblasen bei Aktien und festverzinslichen Wertpapieren führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem sich selbst verstärkenden Zyklus, der die Anleger aus diesen überbewerteten Vermögensklassen heraus und in unterbewertete Edelmetalle treibt."

Crescat Capital hat eine ganze Liste mit Gründen zusammengestellt, warum der Hedgefonds derzeit "hoch bewertete Aktien auf breiter Front verkauft und unterbewertetes Gold und Silber einschließlich Bergbauunternehmen kauft":

  1. Die Wirtschaft ist nun an der Erschöpfung ihrer Kredite angelangt, wobei die Staats- und Unternehmensverschuldung im Verhältnis zum weltweiten BIP Rekordhöhen erreicht hat.
  2. Die Schuldenlast sorgt für ein schwaches künftiges reales Wirtschaftswachstum.
  3. Geldentwertung ist die einzige Möglichkeit, die Schuldenlast zu reduzieren. Fiat-Währungen befinden sich jetzt in einem Wettlauf nach unten.
  4. Die weltweite Ausweitung der Geldbasis zur Unterdrückung der Zinssätze schafft ein sehr gutes Umfeld für Gold und Silber.
  5. Die Weltwirtschaft befindet sich in einer schweren Rezession mit strukturellen Grundlagen jenseits von Covid-19.
  6. Die US-Arbeitslosigkeit ist in nur fünf Monaten um historische 6,7% von 3,5% auf 10,2% angestiegen, auch wenn sie von vorübergehend 14,7% infolge der Covid-19-Sperrungen zurückgegangen ist.
  7. US-Aktien werden heute zu realen Rekordbewertungen gehandelt, eine ausgewachsene Manie. Die anhaltende geldpolitische Rettung hat sowohl die Verantwortlichkeit des freien Marktes als auch die Preisfindung pervertiert und gleichzeitig eine Zombie-Wirtschaft und eine Börsenblase geschaffen, die unhaltbar ist. Spekulative Vermögensblasen sind reif zu platzen.
  8. Während der Hausse auf dem Edelmetallmarkt in den 1970er Jahren fielen die 10-jährigen realen Renditen auf bis zu -4,9%. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir uns in diese Richtung bewegen, und zwar wieder mit einer langen Startbahn, insbesondere mit dem neuen Signal von Jay Powell aus Jackson Hole.
  9. Bis Ende 2021 werden kolossale 8,5 Billionen Dollar an US-Staatsanleihen fällig und müssen refinanziert werden. Die Fed ist die einzige Instanz, die noch in der Lage ist, die Schulden der Regierung zu finanzieren, wodurch neue Rekordwerte beim Gelddrucken garantiert sind, welche die heutigen bereits historischen Niveaus noch übertreffen werden.
  10. Edelmetalle wurden in der ausgedehnten Expansionsphase des letzten Konjunkturzyklus zu einer vergessenen Anlageklasse unter den großen Kapitalallokatoren.
  11. Weltweit gibt es Anleihen mit einer negativen Rendite im Umfang von 15 Billionen Dollar, die realen Renditen von Aktien liegen auf dem tiefsten Stand seit Jahrzehnten, und Unternehmensanleihen handeln nahe ihren Rekordkursen. Daher werden Gold und Silber für ihre sowohl taktischen als auch strategischen risikoreduzierenden und renditefördernden Eigenschaften in umsichtig ausgewogenen Portfolios wiederentdeckt werden.
  12. Der Edelmetallbergbau ist der einzige Industriezweig, der eindeutig direkt von dieser lockeren Geld- und Fiskalpolitik profitiert. Der Gesamtmarktwert dieser Industrie ist immer noch fast dreimal kleiner als die Marktkapitalisierung von Apple.
  13. Edelmetalle werden jetzt auf historisch niedrigen Niveaus im Verhältnis zur Geldmenge gehandelt, Aktien hingegen handeln im Verhältnis zur Geldmenge auf historisch hohen Niveaus.
  14. Nach einer jahrzehntelangen Baisse zögern die Edelmetallgruben, Kapital auszugeben. Jetzt haben sie eine historisch niedrige Aktienverwässerung, saubere Bilanzen und ein Rekordwachstum des freien Cashflows.
  15. Der Mangel an Investitionen in die Exploration und in neue Gold- und Silberentdeckungen lässt ein unglaublich optimistisches Szenario für Metalle entstehen, da das Angebot wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum begrenzt bleiben wird, während gleichzeitig die Nachfrage zu explodieren droht.
  16. Die Veränderung des Goldpreises von Jahr zu Jahr ist gerade aus einem jahrzehntelangen Widerstand herausgebrochen. Das letzte Mal, als wir eine solch starke Aufwertung sahen, war zu Beginn der Hausse auf dem Goldmarkt in den 1970er Jahren.

Während Crescat Capital ohne Bedauern in Gold investiert, tut Investment Management Associates dies nur widerwillig. In der Vergangenheit hatte das ebenfalls in Denver ansässige Unternehmen stets auf die Aktien ausgewählter Unternehmen gesetzt und investiert in der aktuellen Krise nun erstmals in Gold. Die Gründe für diese widerwillige Investition in Gold hat der Chief Investment Officer des Unternehmens, Vitaliy Katsenelson, kürzlich ausführlich beschrieben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...

DWN
Technologie
Technologie Lockerung der Gentechnik-Regeln im Supermarkt: Was Verbraucher jetzt wissen müssen
04.12.2025

Neue EU-Vorgaben aus Brüssel: Gibt es im Supermarkt bald keinen Hinweis mehr auf genveränderte Lebensmittel? Was sich für Obst, Gemüse...

DWN
Politik
Politik Durch Angriffe beschädigte Pipeline lässt den Ölpreis steigen
04.12.2025

Ein beschädigter Pipeline-Anleger im Schwarzen Meer lässt den Ölpreis scharf anziehen. Die Märkte reagieren nervös, denn geopolitische...

DWN
Politik
Politik Beiträge für Private Krankenversicherung steigen kräftig ab 2026
04.12.2025

Die Mehrheit der Privatversicherten muss kommendes Jahr höhere Beiträge für ihre Krankenkasse bezahlen. Die Branche rechnet mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schweizer Rohstoffhändler wankt: Gunvor-Chef steigt aus – die Lehren aus Gunvors Buy-out
04.12.2025

Gunvor galt lange als diskreter Globalplayer im Ölhandel – bis der Flirt mit dem russischer Öl- und Gaskonzern Lukoil sowie Vorwürfe...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...