Deutschland

Stellenabbau wegen E-Autos sorgt bei Daimler für Unruhe

Der absehbare Wegfall von Arbeitsplätzen durch die Umstellung auf Elektromobilität stößt beim Autobauer Daimler auf Widerstand.
24.09.2020 11:20
Aktualisiert: 24.09.2020 11:20
Lesezeit: 2 min
Stellenabbau wegen E-Autos sorgt bei Daimler für Unruhe
Im Werk Stuttgart-Untertürkheim will Daimler rund 4000 Stellen abbauen. (Foto: Mercedes-Benz AG/dpa) Foto: Mercedes-Benz AG

Der absehbare Wegfall von Arbeitsplätzen durch die Umstellung auf Elektromobilität stößt beim Autobauer Daimler auf Widerstand. Im größten Mercedes-Komponentenwerk Stuttgart-Untertürkheim soll bis 2025 die Zahl der Beschäftigten von rund 19.000 um 4000 schrumpfen, wie der Betriebsrat des Werkes in dieser Woche in einer Mitarbeiterinformation erklärte. Das Unternehmen stelle vereinbarte Produkte in Frage und wolle nichts mehr in konventionelle Antriebe investieren. Außerdem wolle Daimler geltende Vereinbarungen zum Umbau der Produktion verändern oder sogar aufheben, sagte Betriebsratschef Michael Häberle am Donnerstag. "Dieser harte Schnitt raubt uns die notwendige Zeit, die wir für eine faire Transformation benötigen – das können wir Arbeitnehmervertreter nur als Provokation auffassen."

Daimler äußerte sich nicht zum Stellenabbau. Es werde weiter in Verbrennungsmotoren investiert und zugleich viel mehr Geld in CO2-neutrale Technologie gesteckt, um die Zukunft der Standorte zu sichern, erklärte eine Sprecherin. "Dazu befindet sich das Unternehmen in konstruktiven Gesprächen mit der Arbeitnehmervertretung." Der Gesamtbetriebsrat erklärte, es gebe Diskussionen über Sparanstrengungen, aber noch keine Beschlüsse. Zu laufenden Gesprächen wollte sich Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht nicht äußern.

GEWERKSCHAFT SIEHT WERK BERLIN GEFÄHRDET

Auch beim Mercedes-Motorenwerk in Berlin, das rund 2500 Menschen beschäftigt, geht die Sorge über massiven Stellenabbau um. "Steht das Werk vor dem Aus?", fragten IG Metall und Betriebsrat in einer Mitteilung. Zuvor waren die Beschäftigten über den Verhandlungsstand mit dem Unternehmen informiert worden. Laut Gewerkschaft sind ein Investitionsstopp, die schrittweise Stilllegung der Produktion und Verlagerung von Fertigungslinien nach Osteuropa vorgesehen. "Es macht überhaupt keinen Sinn, ein dermaßen gut etabliertes Werk mit seinem ganzen Knowhow gezielt ausbluten lassen zu wollen. Dagegen werden wir uns mit allen Beschäftigten und mit der IG Metall zur Wehr setzen", erklärte der Betriebsratsvorsitzende Michael Rahmel. "Es kann doch nicht angehen, das Tesla keine 50 Kilometer vom Mercedes Benz-Werk Berlin entfernt ein ganz neues Werk mit 10.000 Arbeitsplätzen baut und dem Daimler-Management fällt gleichzeitig nicht mehr ein, als vor der Zukunft zu kneifen und sein ältestes produzierendes Werk hier dicht machen zu wollen", kritisierte Jan Otto, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. Daimler dementierte, die Fabrik schließen zu wollen. "Es wird auch in den Standort Berlin weiter Investitionen geben", erklärte eine Sprecherin. Der Anteil in konventionelle Antriebe werde auf ein Minimum reduziert, während der für CO2-neutrale Technologien und Digitalisierung steigen solle.

Die Fabriken in Untertürkheim und Berlin stellen Teile für Verbrennungsmotoren her, wie sie bis Ende der 2030er Jahre ganz vom Markt verschwinden könnten. "Die Standorte Untertürkheim und Berlin stehen im zentralen Fokus der Transformation", erklärte Daimler weiter. Mercedes-Benz müsse erheblich in den Umbau zu Elektrifizierung und Digitalisierung der Autos investieren und gleichzeitig seine Kostenstruktur nachhaltig verbessern und effizienter werden. Mit dem Start der neuen Organisationseinheit "Mercedes-Benz Drive Systems" seien erste wichtige Weichen für die Neuordnung der Antriebssparte gestellt.

Der Stuttgarter Konzern hat noch stärker als Volkswagen und BMW mit der Transformation zu kämpfen, die durch den Geschäftseinbruch in der Corona-Krise noch beschleunigt wird. Daimler war schon vor der Pandemie ins Schleudern gekommen, weil der globale Autoabsatz mit der Schwäche des wichtigsten Marktes China schon seit 2018 auf Talfahrt ging und bei den Schwaben jetzt hohe Kosten des Dieselskandals zu Buche schlagen.

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