Deutschland

Paukenschlag bei Continental: „Die deutsche Autoindustrie wird politisch zerstört“

Lesezeit: 1 min
01.10.2020 13:42  Aktualisiert: 01.10.2020 13:42
Paukenschlag beim Riesen-Zulieferer Continental. Dem Chefaufseher zufolge treibt die Politik die Autobauer in die nicht marktreife E-Mobilität und diffamiert den Diesel-Antrieb – und nimmt dabei den Wegfall unzähliger Arbeitsplätze und die Schließung von Fabriken in Kauf.
Paukenschlag bei Continental: „Die deutsche Autoindustrie wird politisch zerstört“
Frankfurt/Main: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betrachtet bei ihrem Eröffnungsrundgang auf der IAA mit Bernhard Mattes (l), Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), und Oliver Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG, am Stand von BMW das Automodell BMW iNext. (Foto: dpa)
Foto: Uwe Anspach

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Der Chefaufseher des Autozulieferers Continental hat der Politik eine Mitschuld am massiven Stellenabbau des Konzerns vorgeworfen. „Man zerstört politisch die Autoindustrie, die ja noch 99 Prozent ihrer Wertschöpfung durch Autos mit Verbrennungsmotor generiert“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Reitzle dem Nachrichtenportal The Pioneer. Hersteller und Kunden würden in die „noch nicht wirklich marktreife E-Mobilität“ getrieben, der Verbrenner „diffamiert“. „Ergebnis: Wir müssen Fabriken schließen und Arbeitsplätze abbauen“, sagte Reitzle.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil wies die Kritik zurück. Die Autoindustrie, auch die Zulieferer, müssten sich vorhalten lassen, zu spät auf den Strukturwandel reagiert zu haben, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag in Hannover, wo Continental seinen Sitz hat. Die Probleme der Branche seien unbestritten, besonders kleine und mittlere Zulieferer seien in ihrer Existenz bedroht, stellte Weil fest. Dennoch sage er aus Überzeugung: „Wir müssen raus aus dem Verbrennermotor. Wir müssen rein in die Elektromobilität.“

Die Elektromobilität ist derzeit nicht wettbewerbsreif und muss deshalb mit Milliarden an Steuergeldern (Kauf-Prämien) aufgepäppelt werden, wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten seit Jahren berichten. Auch die ökologische Bilanz der E-Autos ist nicht signifikant besser als bei herkömmlichen Benzinern oder Diesel-Fahrzeugen – was in erster Linie am extrem energieintensiven Bau des Antriebs-Akkus sowie dessen kurzer Lebensdauer von nur 6 bis 8 Jahren liegt.

Continental ist der zweitgrößte Autozulieferer der Welt. Am Mittwoch hatte der Aufsichtsrat unter dem Druck der Branchenkrise und der Corona-Auswirkungen einem verschärften Sparkurs zugestimmt. Insgesamt will Conti weltweit 30.000 Stellen „verändern“ – wie es in schönstem „Managersprech“ heißt, davon 13.000 in Deutschland. Neben dem Wegfall von Stellen zählen auch Umschulungen von Mitarbeitern und Verlagerungen von Jobs dazu. Arbeitnehmervertreter kritisierten die Pläne scharf.

Lesen Sie mehr zum Thema hier:

Arbeitslos ins E-Zeitalter: Mehr als jeder zweite Autozulieferer plant Stellenstreichungen

Abkehr vom Diesel: Die Deutschen vernichten ihren eigenen Wohlstand

Experte kritisiert Feldzug gegen den Diesel: „In Wirklichkeit geht es um das Ende des Individualverkehrs“

Deutscher Hoffnungsträger e.Go ist insolvent: Bei den E-Autobauern rollt weltweit die Pleitewelle

Mitarbeiter schreiben Brandbrief, Software ist Schrott: Volkswagen fährt mit Elektro-Hype frontal gegen die Wand

Stellenabbau wegen E-Autos sorgt bei Daimler für Unruhe

Die schmutzige Lieferkette der E-Mobilität

Insider: Merkel macht Druck, drängt Autobauer in die E-Mobilität

Deutschlands gefährliche Wette auf den Beginn eines goldenen Elektro-Zeitalters

Warum Elektroautos und Wasserstoffautos nicht wirklich umweltfreundlich sind


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Politik
Politik Kommt die Wegzugsbesteuerung für deutsche Fondsanleger? Neues Hindernis gegen die Abwanderung ins Ausland beschlossen
23.11.2024

Eine geplante Wegzugsbesteuerung bei Investmentfonds soll zunehmende Abwanderung von Geld und Fachkräften aus Deutschland stoppen! Wie die...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
23.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
23.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Panorama
Panorama 2050: Was erwartet Kinder in der Zukunft?
23.11.2024

Klimawandel, technologische Entwicklungen und demografische Veränderungen werden das Aufwachsen von Kindern in der Zukunft prägen, so die...

DWN
Technologie
Technologie Elektrifizierung: Wind und Solar boomen, doch Kohle bleibt der weltweit bedeutendste Energieträger
23.11.2024

Der Ausbau emissionsfreier Energieerzeugungskapazitäten schreitet in Rekordtempo voran. Doch auch die Nutzung von Kohle zur Stromerzeugung...

DWN
Panorama
Panorama Plastikmüll bekämpfen: UN-Abkommen soll globale Umweltverschmutzung eindämmen
23.11.2024

Plastikmüll ist eine wachsende Gefahr für Umwelt und Meere. Forschende aus den USA zeigen, wie vier Maßnahmen den falsch entsorgten...

DWN
Politik
Politik Deutschland prüft Vorgehen nach Haftbefehl für Netanjahu
23.11.2024

Die Bundesregierung steht nach dem Haftbefehl gegen Israels Regierungschef vor einem Dilemma. Noch ist offen, wie sie sich positioniert....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...