Das neue interne Forschungslabor – genannt „CIA Labs“ – soll als Schnittstelle zwischen Geheimdiensten, Wissenschaft und Industrie fungieren. CIA Labs soll zu einem attraktiven Forschungszentrum und verlässlichen und innovativen Forschungspartner für Industrie und Wissenschaft werden.
Das Labor gibt dem Geheimdienst mehr Kontrolle über die eigene Forschung. Und im Gegensatz zu bisherigen Kooperationen im wissenschaftlichen Bereich wird mit CIA Labs das Know-how im eigenen Haus („inhouse“) bleiben. Das zumindest scheint der Plan zu sein.
Eigenen Angaben zufolge geht es darum, multidisziplinäre Forschung zu betreiben, bereits existierende Grundlagenforschung zu neuen Technologien zu beschleunigen und die drängendsten wissenschaftlichen sowie technischen Probleme unserer Zeit zu lösen.
Dafür soll unter anderem in folgenden Bereichen geforscht werden:
- Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning
- Robotik
- Big Data
- Biotechnologie
- Distributed-Ledger-Technologie
- Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR)
- Hochleistungs- und Quantencomputer
- Zukunfts-Technologien im Bereich drahtlose Telekommunikation
- Mensch-Maschine-Schnittstellen
Das High-Tech-Labor benötigt dazu hochqualifizierte Arbeitskräfte. Die CIA hat aber scheinbar in jüngster Zeit einige Probleme damit, elitäre Talente im IT-Bereich anzuwerben. Allen voran die zahlreiche Konkurrenz aus dem Silicon Valley macht der Sicherheits-Behörde zu schaffen.
Deshalb geht das neue Forschungsprogramm mit einer attraktiven Beteiligungsstruktur einher: Die Mitarbeiter können ihre eigenen Entwicklungen patentieren lassen und dadurch über eine 15-prozentige Beteiligung an potentiellen Gewinnen bis zu 150.000 Dollar pro Jahr zusätzlich verdienen.
Die weitreichenden kommerziellen Verflechtungen der CIA
Der Auslandsgeheimdienst hat ohnehin schon zahlreiche Verbindungen in Wirtschaft und Wissenschaft. Da gibt es die Risikokapitalgesellschaft „In-Q-Tel“, die maßgeblich von der CIA finanziert wird. Die CIA war und ist auch anderweitig stark in der Forschung und Entwicklung neuer Technologien engagiert, so zum Beispiel über die internen Analyse-Abteilung „Directorate of Science and Technology“. Deren Leiterin hatte über CIA Labs folgendes zu sagen: „Einige der beeindruckendsten Innovationen der letzten Jahre kamen von der CIA und mit CIA Labs sind wir jetzt in einer besseren Position, um Forschung und Entwicklung zu optimieren und weiter in unsere Wissenschaftler und Technologen zu investieren.“
Außerdem arbeitet der Geheimdienst mit der übergeordneten Forschungsbehörde der Geheimdienste („Intelligence Advanced Research Projects Activity”, oder kurz IARPA) zusammen und unterstützt in diesem Kontext indirekt Forschungsprojekte an Hochschulen und Unternehmen.
Ziel: Effizienzerhöhung für Militär und Geheimdienste, oder gar eine Beschleunigung des Transhumanismus?
Soweit das Oberflächliche. Aber was könnte noch dahinter stecken? Bei den DWN haben wir vor einigen Wochen über die Anstrengungen von Samsung in der Entwicklung der 6G-Technologie geschrieben und dabei auch das Thema Transhumanismus angeschnitten. (Transhumanismus bezeichnet eine Denkströmung, die das Verschmelzen von Mensch und Maschine anstrebt. Ziel dieser Verschmelzung ist die Überwindung von bisherigen Grenzen und damit der Entfaltung des vollen Potentials der Menschheit). „Zukunfts-Technologien im Bereich drahtlose Telekommunikation“ könnte sich auf 6G beziehen. Und bei Mensch-Maschine-Schnittstellen, Robotik und KI denkt man direkt an die Ziele der Transhumanisten.
Man sollte allerdings nicht erwarten, dass es bald von der CIA-entwickelte VR-Brillen für jedermann zu kaufen gibt. Nach außen hin gibt der Geheimdienst an, vor allem Entwicklungen im Bereich militärische Aufklärung und Überwachung vorantreiben zu wollen. Die Forschungsergebnisse wird man also zunächst vor allem für Abhörgeräte, Drohnen und mannigfaltige Software in diesen umstrittenen Bereichen nutzen. Eines der ersten Projekte soll die Entwicklung von Mikro-KI-Chips sein, die außergewöhnlich leistungsfähig und effizient sind. Damit sollen sensorische Geräte riesige Datenmassen direkt verarbeiten können – ohne dass ein zentraler Server zwischengeschaltet werden muss.
Möglicherweise werden im Rahmen des „CIA Labs“ aber auch geheime Projekte finanziert.
Ob die im CIA-Labor entwickelten neuen Technologien einen Mehrwert für die Gesellschaft liefern werden, ist zweifelhaft. Sicher ist hingegen, dass die Überwachungs-Möglichkeiten durch die Forschungsaktivitäten der CIA größer und effizienter werden. Außerdem könnten einige der kommenden neuen Entwicklungen die unaufhaltsame Verschmelzung von Mensch und Computer definitiv beschleunigt werden.