Finanzen

Wie die Fed die Reichen in der Corona-Krise noch reicher macht

Die Geldpolitik der US-Notenbank Fed ist darauf ausgelegt, die größten Vermögensinhaber in den USA im Verlauf der Corona-Krise noch reicher zu machen.
09.10.2020 16:12
Aktualisiert: 09.10.2020 16:12
Lesezeit: 2 min
Wie die Fed die Reichen in der Corona-Krise noch reicher macht
Ein Sicherheitsbeamter der US-Notenbank Fed. (Foto: dpa) Foto: Shawn Thew

Plötzlich wird viel über ein Federal Reserve-Projekt diskutiert, wonach während der Wirtschaftskrise direkte Zahlungen an Haushalte geleistet werden sollen. Im März 2020 wurde im Repräsentantenhaus und im Senat ein Gesetz vorgeschlagen, um die Fed zu diesem Projekt zu ermächtigen.

Anfang August 2020 liessen zwei ehemalige Fed-Beamte einen Versuchsballon dieser Art schweben und versuchten zu erklären, wie er funktionieren und in der Bilanz der Fed ausgewiesen würde.

Kürzlich hat die Präsidentin der Federal Reserve Bank von Cleveland, Loretta Mester, eine Rede über die Modernisierung der jahrzehntealten, langsamen und umständlichen Zahlungssysteme in den USA gehalten. Die Fed hat lange vor der Pandemie an dieser Modernisierung gearbeitet. Und gegen Ende ihrer Rede sagte sie, die Fed prüfe Möglichkeiten, wie sie direkte und sofortige Zahlungen an jeden Amerikaner leisten könne, auch an diejenigen, die keine Bankkonten haben.

Dies unterscheidet sich von den Konjunktur-Schecks in Höhe von 1.200 US-Dollar pro Bürger. Denn damals musste sich die Regierung das Geld leihen, um die Schecks zu vergeben. Diesmal will die Fed das Geld „drucken“, um es direkt an die US-Bürger weiterzuleiten. Dieser Ansatz soll offenbar als Ersatz für die Quantitative Lockerung und negative Zinssätze dienen.

Was die Fed in dieser Krise und während der Finanzkrise 2008/09 und die Jahre danach getan hat, ist der Kauf großer Mengen von Vermögenswerten wie Schatzanweisungen, hypothekenbesicherten Wertpapieren und jetzt anderer Vermögenswerte wie Unternehmensanleihen, einschließlich Junk Bonds, Bond ETFs und Junk Bond ETFs, um die Preise dieser Vermögenswerte zu erhöhen.

Diese Preiserhöhungen werden dann auf verwandte Vermögenswerte übertragen. Zum Beispiel haben die Käufe von hypothekenbesicherten Wertpapieren die Preise für hypothekenbesicherte Wertpapiere in die Höhe getrieben und damit ihre Renditen gesenkt, was die Hypothekenzinsen auf Rekordtiefs gedrückt hat.

Der erklärte Zweck, die Preise für Vermögenswerte zu erhöhen, wurde früher als „Vermögenseffekt“ bezeichnet. Sogar Yellen, als sie noch bei der Fed in San Francisco war, benutzte den Begriff. Der „Vermögenseffekt“ wurde entwickelt, um Vermögensinhaber zu retten, und die größten Vermögensinhaber, also die reichsten Menschen, werden am meisten gerettet und werden noch reicher.

Ein Milliardär könnte während dieses aktuellen „Wahnsinns“ beim Kauf von Vermögenswerten ein Vermögen von einer Milliarde Dollar gewinnen, während die unteren 60 Prozent der Haushalte relativ wenig oder gar nichts gewinnen, weil sie relativ wenig oder gar kein Vermögen haben, wodurch die ohnehin schon schreckliche Ungleichheit des Wohlstands durch völlig künstliche Mittel massiv vergrößert wird.

„Das, was für die Wirtschaft, die Gesellschaft und den Geist der amerikanischen Wirtschaft am destruktivsten ist, ist die Politik der Fed, Vermögenswerte zu kaufen. Es ist das Schrecklichste, was die Fed tun kann“, so Wolf Richter in einem Beitrag des Portals „Wolf Street“.

Und nun kämpft die Fed mit Alternativen zu dieser Politik - nämlich Geld direkt an alle Amerikaner während der Krise zu senden, damit sie es ausgeben und die Wirtschaft ankurbeln, selbst wenn sie ihren Arbeitsplatz verlieren.

Mehr zum Thema:

Was hat die US-Notenbank mit dem Raumschiff Enterprise zu tun?

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...

DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...