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„Wir werden 2021 einer der größten Salz-Hersteller der EU sein”

Einer der wenigen polnischen Investoren in Deutschland ist der Soda-Hersteller CIECH, der in seiner sachsen-altinischen Fabrik ein Fünftel seiner Jahresumsätze von rund 820 Millionen Euro generiert. Unternehmenssprecher Mirosław Kuk erklärt im Interview, welche Pläne der Produzent in Deutschland verfolgt.
18.10.2020 13:14
Aktualisiert: 18.10.2020 13:14
Lesezeit: 3 min
„Wir werden 2021 einer der größten Salz-Hersteller der EU sein”
Hier in Staßfurt in Sachsen-Anhalt baut gerade der polnische Chemie-Investor Ciech sein Werk aus. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Willnow

Deutsche Wirtschaftsnachrichten (DWN): Welchen Anteil hat Ihr Deutschland-Geschäft am gesamten Business?

Mirosław Kuk: CIECH Soda Deutschland ist eine der wichtigsten Fabriken für die CIECH-Gruppe. Hier befindet sich fast ein Viertel unserer Produktionskapazitäten für calciniertes Soda und fast die Hälfte unserer Herstellung für Natron. Zudem wird hier in Zukunft nahezu ein Viertel unserer Salzproduktion lokalisiert sein. Darunter befindet sich auch eine sehr spezielle Art, die in der Pharmazie verwendet wird.

Das Unternehmen ist eines der ältesten in Sachsen-Anhalt und wurde im Jahr 1882 gegründet. Die CIECH-Gruppe hat sie 2007 übernommen. Derzeit wird gerade in der Nähe der Fabrik für 140 Millionen Euro eine neue Salz-Anlage gebaut – die größte Investition in der Unternehmensgeschichte. Wir haben in Deutschland große Pläne. Deshalb stecken wir erhebliche Summen in die Investitionen und in die Entwicklung.

DWN: Wie haben sich Ihre Geschäfte während der Pandemie in Deutschland entwickelt?

Mirosław Kuk: Die wesentlichen Geschäfte macht die die CIECH-Gruppe mit calziniertem Soda und Natron. Die Zusammenarbeit mit den deutschen Kunden hat sich auch während der Pandemie nicht verändert. Wir reagieren flexibel auf die Änderung der Nachfrage, während wir gleichzeitig den Zugang zu den Produkten sicherstellen. Trotz der Einschränkungen, die durch die Pandemie entstanden sind, bleibt die Gruppe ein vertrauenswürdiger Partner.

Unsere Kunden schätzen die stabilen Lieferungen trotz der schwierigen Marktsituation. Genauso bleiben die Beziehungen zu den deutschen Kunden bei den Geschäften mit Silicat gut, wo wir der größte Produzent in ganz Europa sind. Und das, obwohl die Nachfrage nach unseren Produkten zeitweilig zurückgegangen ist. Dabei haben wir untereinander immer wieder Kontakt aufgenommen, gegenseitig Informationen ausgetauscht und schnell auf die Änderung der Bedürfnisse der Kunden reagiert. Dadurch wurde das Business verbessert. Die Deutschen achten grundsätzlich immer besonders auf die Qualität. Wir haben hohe Standards. Deswegen ist unser Verkaufspotenzial prinzipiell groß.

DWN: Wie groß ist der Anteil des Handels beziehungsweise der Investitionen mit Deutschland an den Gesamtgeschäften?

Mirosław Kuk: Die EU ist der wichtigste Abnehmer für die Produkte der CIECH-Gruppe. Im Jahr 2019 betrugen die Umsätze unserer Waren in Deutschland 665 Millionen Zloty (150 Millionen Euro). Dies bedeutete einen Anstieg um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Derzeit sind wir gerade dabei, die größte Greenfield-Investitionen, die es je in der Gruppe gegeben hat, vorzubereiten: Es geht um den Bau der neuen Salz-Herstellung Staßfurt mit einer Kapazität von 450.000 Tonnen pro Jahr. Wir werden nach ihrer Inbetriebnahme, die im Jahr 2021 geplant ist, einer der führenden Salz-Herstellerr in der EU werden. Dadurch wird nach unseren Schätzungen der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) pro Jahr um 25 Millionen Euro wachsen.

Dadurch werden sich die gesamten jährlichen Produktionskapazitäten für Salz auf eine Million Tonnen fast verdoppeln. Dies wird unsere Marktposition im attraktiven Segment für Salzproduktion festigen. Dazu gehören Salze für die Pharmazie und Salztabletten für Aubereitung von Wasser. Dieser Schritt entspricht unserer Strategie, die vorsieht, dass innerhalb unseres Portfolios diejenigen Produkte einen zunehmend größeren Anteil einnehmen, die höher entwickelt sind.

Wir haben 2019 in unserer Fabrik in Deutschland eine neue Anlage für die Produktion von Natron für die pharmazeutische Industrie eröffnet, die einen Wert von 20 Millionen Euro hat. Deren Kapazitäten sind so groß, dass sie bereits ein eigenes Werk bilden könnten. Insgesamt haben wir in den vergangenen 13 Jahren, das heißt, von der Übernahme der Soda-Fabrik in Deutschland an, haben dort rund 100 Millionen Euro investiert. Und künftig wird dieses Volumen noch einmal erheblich wachsen, wenn wir die neue Salz-Herstellung in Betrieb genommen haben. Deren Wert liegt noch einmal bei 140 Millionen Euro.

DWN: Wie wird die weitere Entwicklung in diesem Jahr verlaufen?

Mirosław Kuk: Wir beobachten ein Anzeichen, dass sich die Wirtschaft wieder normalisiert. Wir gehen davon aus, dass das zweite Halbjahr für die CIECH-Gruppe besser als die erste Hälfte 2020 sein wird. Wir führen derzeit eine ganze Reihe an Analysen durch, um den Einfluss der gegenwärtigen Lage und die Rückkehr der Pandemie auf die einzelnen Geschäftsbereiche zu bewerten. Wir sind bei der Bewertung vorsichtig, weil die Pandemie nach wie vor andauert und die Wirtschaft beeinflusst.

Der Zeitraum, in dem die Unsicherheit vorherrscht, ist noch nicht vorbei, obwohl sowohl wir als auch unsere Kunden immer mehr an Erfahrung gewinnen, wie man unter solchen Bedindungen Geschäfte laufen und wie man sie immer wieder anpassen muss.

Wir haben bereits zu Jahresanfang unsere Effektivität verbessert, und die Mittel effizienter verwendet. Die Pandemie hat uns motiviert, uns noch mehr anszustrengen. Dies hat sich auf die Margen ausgewirkt. Die Ziele, die CIECH in der Strategie festgeschrieben hat, bleiben aktuell, obwohl sie während der Pandemie später erreicht werden.

Nach der Strategie 2019-2021 besteht die Vision der Gruppe darin, eine effektive und diversifizierte Chemie-Holding zu schaffen, die den Aktionären langfristig einen positiven Wert generiert. Darüber hinaus ist für spezielle Marktsegmente sehr wichtig. Die Strategie sieht vor, dass ein Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (EBITDA) von 900 Millionen Zloty (200 Millionen Euro) erreicht wird. Die Rentabilität des EBITDA soll bei rund 22 Prozent liegen. Zudem soll 35 Prozent des EBITDA aus anderen Geschäftsfeldern als Soda stammen.

DWN: Herr Kruk, herzlichen Dank für das Gespräch.

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