Technologie

Durchbruch bei menschlicher Kopf-Transplantation liegt in greifbarer Nähe

In den kommenden Jahren könnte Neurologen und Robotik-Experten zufolge die erste menschliche Kopftransplantation stattfinden. Doch an diesem technologisch-medizinischen Ansatz gibt es auch Kritik.
29.11.2020 11:00
Lesezeit: 1 min
Durchbruch bei menschlicher Kopf-Transplantation liegt in greifbarer Nähe
Eine Kopftransplantation von Mensch zu Mensch wird in Zukunft nicht unmöglich sein. (Screenshot)

Der frühere klinische Leiter der Lehrkrankenhäuser der Hull University, Dr. Bruce Mathew, ist der Ansicht, Fortschritte in der Robotik, Stammzelltransplantation und Nervenchirurgie könnten es ermöglichen, ein Gehirn und ein Rückenmark zwischen zwei Körpern zu übertragen.

Eine Kopftransplantation wurde bereits vor zwei Jahren an der Harbin Medical University (China) zwischen zwei Leichen durchgeführt. Im Verlauf der 18-stündigen Operation wurden Wirbelsäule, Nerven und Blutgefäße, wieder miteinander verbunden. „Wenn Sie das Gehirn transplantieren und Gehirn und Rückenmark zusammenhalten, ist das eigentlich nicht unmöglich. Sie müssten die Wirbelsäule abnehmen, damit Sie das gesamte Gehirn, das Rückenmark und die Lendenwirbelsäule in einen neuen Körper fallen lassen können. Es ist sehr schwierig, die Dura (die Schutzmembran des Rückenmarks) intakt herauszunehmen, ohne ein Loch in sie zu bohren. Es wird eine Reihe von Fortschritten erfordern, aber es wird wahrscheinlich in den nächsten 10 Jahren geschehen“, zitiert The Telegraph Mathew.

„Ein vollständiger Kopfwechsel zwischen hirntoten Organspendern ist die nächste Stufe“, meint Dr. Xiaoping Ren, dem es im Jahr 2017 gelungen war, eine Kopftransplantation bei Affen durchzuführen.

Der russische Informatiker Valery Spiridonov, der an Muskeldystrophie leidet, meldete sich vor zwei Jahren freiwillig als erster Patient für eine Kopftransplantation. Die Forschung wurde in Europa und den USA aus ethischen Gründen nicht unterstützt, wurde jedoch in China zugelassen. Doch entschied sich anschließend um.

Der italienische Neurologe Dr. Sergio Canavero, Chef der Turin Advanced Neuromodulation Group und Mitarbeiter von Dr. Ren, versucht, einen Ansatz zu entwickeln, bei dem das Gehirn vom Rückenmark abgetrennt wird, berichtet The New Scientist. Er plant, die Verbindung mit einer Diamantklinge zu trennen und das Gehirn dann auf einen Zustand tiefer Unterkühlung zu versetzen, um es zu schützen, bevor er es mit einem neuen Körper verbunden wird.

„Abhängig von den medizinischen Gemeinschaften auf der Welt bin ich natürlich immer noch daran interessiert, irgendwo auf der Welt Kopftransplantation durchzuführen, wenn wir in Zukunft die Erlaubnis erhalten“, sagte Ren der Zeitung National Post. Canavero und Ren haben Berichte über Experimente veröffentlicht, bei denen die Köpfe kleiner Spenderratten auf die Hälse größerer Empfängerratten transplantiert wurden.

Den Ansatz von Canavero und Ren sehen andere Wissenschaftler im Zusammenhang mit der Transplantation von menschlichen Köpfen auf andere Menschen kritisch. „Sie haben nicht genug Tierstudien durchgeführt, um jemanden davon zu überzeugen, dass sie tatsächlich wissen, was sie tun. Es ist eine Art lange, endlose Werbetour“, meint Arthur Caplan vom Langone Medical Center der New York University.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hilfsarbeitskraft: Deutschlands unterschätzte Welle zur Rettung bei Fachkräftemangel
23.12.2025

Die Krise im deutschen Mittelstand ist real: Der Fachkräftemangel lähmt das Wachstum. Die strategische Antwort darauf ist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden 2025: Finanzsektor glänzt, Autobauer kürzen massiv
23.12.2025

Während die Autobranche unter Druck steht, feiern Banken und Versicherer Rekordzahlen. Für deutsche Aktionäre bedeutet das ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold und Silber auf Rekordkurs: Edelmetalle profitieren von Zinserwartungen und Geopolitik
23.12.2025

Edelmetalle rücken erneut in den Fokus der Finanzmärkte und markieren ungewöhnliche Preisbewegungen in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Politik
Politik Mike Pompeo über China und Russland: Die wahre Bedrohung für den Westen
23.12.2025

Der frühere US-Außenminister Mike Pompeo entwirft ein Bild globaler Machtverschiebungen, in dem Abschreckung und strategische Klarheit...