Angesichts massiver Gefechte um die Konfliktregion Berg-Karabach hat Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu seine Kollegen in Armenien und Aserbaidschan eindringlich zur Einhaltung der Waffenruhe aufgefordert. Schoigu habe bei Telefongesprächen den armenischen Verteidigungsminister David Tonojan und den aserbaidschanischen Ressortchef Zakir Hasanov aufgerufen, die Verpflichtungen auf ein Ende der Kampfhandlungen vom 10. Oktober im vollen Umfang zu erfüllen. Das teilte das Ministerium am Mittwoch in Moskau mit.
Die Gefechte in der Südkaukasusregion dauerten trotz der am Samstag vereinbarten Feuerpause an. Armenien und Aserbaidschan gaben sich gegenseitig die Schuld. Das Verteidigungsministerium in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku teilte mit, eine Raketenanlage auf armenischem Gebiet zerstört zu haben. Daraufhin drohte das Ministerium in der armenischen Hauptstadt Eriwan mit Angriffen auf aserbaidschanische Gebiete.
Der neue Krieg um Berg-Karabach hatte am 27. September begonnen. Die beiden Ex-Sowjetrepubliken kämpfen seit Jahrzehnten um die bergige Region, in der rund 145.000 Menschen leben. Berg-Karabach wird von Armenien kontrolliert, gehört aber völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan.
In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Es wird von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Die Türkei steht in dem Konflikt auf der Seite Aserbaidschans, während Armenien Russland als Schutzmacht sieht.
Özil ergreift Partei für Aserbaidschan
Der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler Mesut Özil hat im Konflikt um Berg-Karabach Partei für Aserbaidschan ergriffen und zugleich zu Frieden aufgerufen. «Aserbaidschans Leid ist unser Leid, seine Freude ist unsere Freude», schrieb Özil am Dienstagabend auf Twitter und zitierte damit eigenen Angaben zufolge den türkischen Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk.
Darunter schrieb Özil mit einer türkischen und aserbaidschanischen Flagge versehen: «Eine Nation, zwei Staaten». Das Motto verwendet unter anderem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan immer wieder, um die Verbundenheit der Türkei mit Aserbaidschan hervorzuheben. Özil sagte weiter auf Englisch, Berg-Karabach sei als Teil Aserbaidschans anerkannt, aber zurzeit «illegal besetzt». Er rief zudem zu Frieden auf und schrieb: «Jeder Tote auf beiden Seiten ist ein Verlust für alle.»
Özil war 2018 nach dem WM-Vorrunden-Aus aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Vor dem Turnier hatte er sich mit Erdogan fotografieren lassen. Dies hatte für großen Wirbel gesorgt.