Politik

Konflikt-Zone Bergkarabach: Es kommen keine Söldner aus Syrien zum Einsatz

Im Berg-Karabach-Konflikt kommen keine Söldner aus Syrien zum Einsatz. Weder auf Seiten Aserbaidschans noch auf Seiten von Armenien. Das ist aus topografischen und militärtechnischen Gründen nicht möglich und auch nicht nötig.
16.10.2020 11:44
Aktualisiert: 16.10.2020 11:44
Lesezeit: 2 min
Konflikt-Zone Bergkarabach: Es kommen keine Söldner aus Syrien zum Einsatz
27.09.2020, Aserbaidschan, -: Das vom aserbaidschanischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Bild zeigt die aserbaidschanischen Streitkräfte, die das armenische Flugabwehrsystem an der Kontaktlinie der selbsternannten Republik Berg-Karabach, Aserbaidschan zerstören. (Foto: dpa) Foto: Uncredited

Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium wirft Armenien vor, Söldner aus Syrien und dem Libanon einzusetzen, um gemeinsam mit der armenischen Armee in der umstrittenen Region Berg-Karabach zu kämpfen. Denselben Vorwurf, den Armenien gegen Aserbaidschan vorwirft, weist Generalmajor Hossein Mammadov zurück.

„Wir haben eine professionelle Armee und erreichen erfolgreich die erklärten Ziele. Es gibt keine und es kann keine Söldner auf unserer Seite geben, aber sie sind auf der anderen Seite, und das haben die Armenier selbst zugegeben. Es handelt sich um bewaffnete Männer aus Syrien und dem Libanon“, zitiert der Middle East Monitor Mammadov. Über diesen Vorwurf hatte zuvor die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass berichtet. „Als Antwort auf den Kommentar des russischen Außenministeriums zum Transport ausländischer Söldner in das Konfliktgebiet [Berg-Karabach] möchten wir darauf hinweisen, dass wir wiederholt Bedenken hinsichtlich des weit verbreiteten Einsatzes solcher Mittel durch Armenien geäußert haben“, zitiert die Tass das aserbaidschanische Außenministerium. Die Regierung in Jerewan hatte wiederum der Regierung in Baku vorgeworfen, Söldner aus Syrien in Berg-Karabach einzusetzen.

Beiden Vorwürfen ist keine Folge zu leisten. Das hat geographische Gründe. Die Anhöhen Berg-Karabachs sind hügelig, felsig und buckelig, während die Topografie talwabwärts eher flach und schräg ist, was aus der Hanglage resultiert. Um in diesem Gebiet Söldner aus anderen Ländern einzusetzen, müssten die betroffenen Söldner eine langjährige Kampferfahrung in diesem topografischen Bereich vorweisen. Der jüngste Bericht des Wall Street Journal, wonach von der Türkei unterstützte syrische Söldner nach Berg-Karabach transportiert wurden, ist falsch. Denn in Berg-Karabach werden Gebirgsjäger-Divisionen benötigt. Doch die Syrische Nationale Armee (SNA), die von der Türkei unterstützt wird, verfügt über keine Gebirgsjäger, sondern über Söldner, die im Nordosten des Landes auf einem flachen bis hügeligen Gebiet operieren, aber auch dort nur über ein rudimentäres taktisches Wissen verfügen. Das Gebiet um Berg-Karabach ist Söldnern aus dem Nahen Osten völlig fremd – mit Ausnahme für die Söldner der PKK, die im Qandil-Gebirge zwischen der Türkei und dem Irak aktiv sind. Doch Söldner der PKK würden nicht auf Seiten des Aserbaidschans, sondern auf Seiten Armeniens kämpfen. Zudem verfügt Aserbaidschan durch den Einsatz türkischer und israelischer Drohnen eine überraschende Luftüberlegenheit.

Der Aserbaidschan verfügt über eine robuste Armee, die von der Türkei und Israel massiv unterstützt wird. Sie ist den armenischen Streitkräften weitgehend überlegen. Für die armenischen Streitkräfte gilt das Gegenteil, obwohl Russland und der Iran das Land bisher mit Waffen beliefert hatte. Das aserbaidschanische Militär ist objektiv gesehen nicht angewiesen auf Söldner, die keinerlei Kampferfahrung in Gebirgsgegenden haben. Zudem legt Baku einen großen Wert auf die „Einheit der Führung“. Doch Armenien wäre angesichts der aktuellen militärischen Lage auf die Unterstützung von Söldnern aus dem Kaukasus oder von der PKK angewiesen, die wiederum auch über Kampferfahrung in Gebirgsgegenden verfügen. Für den Einsatz von PKK-Söldnern in Berg-Karabach gab es jedoch bisher auch keine belastenden Beweise gegen Jerewan.

Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass das Söldnertum im Kaukasus ein Beruf ist, womit sich viele Menschen ihren Unterhalt verdienen. Wenn also Söldner zum Einsatz kommen sollten, würden sie eher aus Tschetschenien, Dagestan, Inguschetien oder anderen kaukasischen Teilrepubliken kommen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...

DWN
Politik
Politik NATO-Chef erwartet Doppelangriff: China greift Taiwan an, Russland die NATO
08.07.2025

Ein gleichzeitiger Angriff Chinas auf Taiwan und Russlands auf die NATO – ausgerechnet NATO-Chef Mark Rutte hält dieses...