Politik

Lagebericht Syrien: Islamisten treffen sich an türkischer Grenze und werden von US-Drohnen liquidiert

Die amerikanische Armee hat im Nordwesten Syriens zahlreiche Islamisten-Söldner mithilfe von Drohnenangriffen liquidiert.
23.10.2020 13:36
Aktualisiert: 23.10.2020 13:36
Lesezeit: 2 min
Lagebericht Syrien: Islamisten treffen sich an türkischer Grenze und werden von US-Drohnen liquidiert
Mechaniker arbeiten am 15.05.2004 an einem unbemannten Fluggerät des Typs MQ-9 Reaper auf der Creech Air Force Base (USA). (Foto: dpa) Foto: Staff Sgt. N.B.

Bei einem US-Drohnenangriff im Nordwesten Syriens sollen Angaben von Aktivisten zufolge mindestens 22 Menschen gestorben sein - darunter mehrere führende Mitglieder islamistischer Terrororganisationen. Der Drohnenangriff am späten Donnerstag westlich der syrischen Söldner-Hochburg Idlib soll 17 Dschihadisten, darunter 11 Anführer, und fünf Zivilisten getötet haben, die sich nahe der syrisch-türkischen Grenze zum Abendessen trafen, wie die sogenannte "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" in London am Freitag mitteilte. Medienberichten zufolge bestätigte eine Sprecherin des für den Nahen Osten zuständigen Zentralkommandos der US-Armee den Angriff.

Bei dem Teilnehmern des Treffens habe es sich vor allem um ehemalige Mitglieder der militant-islamistischen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) gehandelt, die das Gebiet um die Söldnerprovinz Idlib dominiert, sagte ein Sprecher der Beobachtungsstelle. HTS steht der Terrororganisation Al-Kaida nahe und war früher unter dem Namen Al-Nusra-Front bekannt. Die Getöteten hätten außerdem der Hardlinegruppe Huras el-Din nahe gestanden. Da es viele Verwundete in kritischem Zustand gebe, wird die Zahl der Toten nach Einschätzung der Aktivisten weiter steigen.

Syrische Regierungstruppen hatten im Frühjahr 2019 mit russischer Unterstützung eine Offensive begonnen, um Idlib und umliegende Gebiete nahe der türkischen Grenze zurückzuerobern. Doch die Türkei stemmte sich diplomatisch gegen die Vernichtung der Söldner in Idlib, wo sie auch über mehrere Beobachtungsposten verfügt.

Israel greift pro-iranische Milizen an

Die israelische Luftwaffe hat nach Angaben von Aktivisten Standorte proiranischer Milizen in Syrien angegriffen. Dabei seien in der Nacht zum Mittwoch mindestens drei Menschen getötet worden, teilte die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" mit. Den Aktivisten zufolge soll ein Schulgebäude in Südsyrien Ziel des Angriffs gewesen sein, das iranische Kämpfer und verbündete Milizen als Treffpunkt nutzen.

"Ich werde nicht darauf eingehen, wer gestern Abend was abgefeuert hat", sagte der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz am Mittwoch. "Wir werden nicht zulassen, dass sich terroristische Agenten der Hisbollah oder des Irans an der Grenze auf den Golanhöhen niederlassen, und wir werden alles Notwendige tun, um sie von dort zu vertreiben", fügte Gantz in einem Interview des öffentlich-rechtlichen Senders Kan hinzu.

Israel bombardiert immer wieder Ziele in Syrien. Die Angriffe richten sich meistens gegen Truppen und Einrichtungen, die mit dem schiitischen Iran in Verbindung gebracht werden.

Schwere Waldbrände treiben zehntausende in die Flucht

Schwere Waldbrände im Nordwesten Syriens haben Zehntausende in die Flucht getrieben und großen Schaden auf Ackerland angerichtet. Präsident Baschar al-Assad besuchte die Region am Dienstag, wie die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete. Helfer hatten in Nähe der Küstenstädte Latakia und Tartus in den vergangenen Tagen Dutzende Brände gelöscht und versucht, die Menschen in ländlichen Gegenden unter anderem mit Trinkwasser zu versorgen. Mindestens drei Menschen kamen durch die Brände ums Leben.

Das Gebiet ist eine Hochburg der Anhänger von Präsident Assad. Er sicherte den betroffenen Familien nach Angaben von Sana finanzielle Unterstützung zu, damit sie ihre Heimat nicht verlassen müssen. Seit Beginn des Stellvertreterkriegs in Syrien im Jahr 2011 zeigt Assad sich nur noch selten in der Öffentlichkeit.

Allein in der Provinz Tartus seien fast 100 Brände gelöscht worden, teilte der Syrische Rote Halbmond bei Twitter mit. Berichten zufolge seien 9000 Hektar bewaldetes oder landwirtschaftlich genutztes Land - eine Fläche von etwa 12 000 Fußballfeldern - zerstört worden, erklärte das UN-Nothilfebüro Ocha. Bis zu 25 000 Menschen seien vertrieben worden. Die Schäden, darunter auch Verlust der Strom- und Trinkwasserversorgung sowie schlechterer Zugang zu Krankenhäusern, würden schätzungsweise bis zu 140 000 Menschen betreffen.

Die regierungstreue Zeitung Al-Watan berichtete unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft, 15 Verdächtige im Zusammenhang mit den Bränden seien festgenommen worden. Seit Freitag wurden Berichten zufolge in der Region mehr als 150 Brände gemeldet. Dabei wurden auch Obstbäume, Dutzende Häuser und Lager eines Tabakherstellers zerstört.

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